Fahrstuhl-Kunst: Erleuchtung in Linz
Karin Sander lässt ihren Transzendenzaufzug über dem Dach der Linzer Kunstuni leuchten.
Partner: Zumtobel
Kunst am Bau mit Ausblick: Der Transzendenzaufzug von Karin Sander bewegt sich als vertikale Lichtskulptur durch den Altbau der Kunstuniversität in Linz. Finanziert wurde das bemerkenswerte Werk von der Kunstinitiative BIG Art der Bundesimmobiliengesellschaft. Die Lichtdecke im Lift kommt aus Dornbirn von Zumtobel.
Karin Sander arbeitet mit allen Dingen, die sie umgeben. „Immer wieder einen neuen Ansatz zu finden, hat in der Architektur andere Dimensionen als im Atelier“, meint die international bekannte, 61-jährige Künstlerin. Obwohl ihre Werke sehr unterschiedlich ausfallen, lässt sich ein roter Faden erkennen. Manchmal verschwindet Sanders Kunst im Kontext. „Die Dinge sind gegenüber der alltäglichen Erscheinung nur minimal verschoben“, schreibt der Schweizer Museumsdirektor Roland Wäspe bereits 1996 über Karin Sander. „Wenig sieht nach Kunst aus. Die Künstlerin verändert die Oberfläche von Boden, Wand oder Decke. Dafür benutzt sie bekannte, alltägliche Materialien: rahmenlose Bildhalter, Tapetenstücke, Schleifpapier, ein Hühnerei.“
Dieses Kunstverständnis verfolgt Karin Sander bis heute. So lag es nahe, dass ihr Kunst-am-Bau-Projekt für die Kunstuniversität Linz ein Element der bestehenden Architektur aufgreifen würde. Ganz einfach war die Aufgabe aber nicht. „Als Künstler anderen Künstlern etwas vor die Nase zu setzen, an dem sie sich abarbeiten“, sagt Karin Sander, „das wollte ich nicht.“ Ihr war wichtig, dass es ein Werk werden würde, das von den Studierenden mitbenutzt werden kann. Hinzu kam die Vorgabe des Auftraggebers, mit dem Dach des Gebäudes zu arbeiten.
„Für eine Kunstuniversität stellt der Lastenaufzug ein zentrales Tool für alle Studierenden dar“, erklärt Sander ihre Entscheidung, mit der vertikalen Erschließung zu spielen. „Er fährt alle Stockwerke durch das Gebäude ab und transportiert Menschen und Kunstwerke, zunächst aber vor allem das Material, mit dem studiert, probiert und gearbeitet wird.“ Die Bewegung der gläsernen Kabine wird durch eine Lichtinstallation verstärkt. Drückt man den obersten Knopf verbirgt sich hinter dem letzten Halt kein Austritt zu einem Geschoss, sondern eine Rundumblick über Linz. Der Transzendenzaufzug von Karin Sander fährt durch das Dach und leuchtet dabei in wechselnden Farben über der Stadt und in den Himmel – „aber so, dass wenn man im Aufzug steht, noch hinaus in die Stadt schauen kann“, bemerkt die Künstlerin.
Für die Durchführung dieser Kunst am Bau im Auftrag der Bundesimmobiliengesellschaft hat Karin Sander mit mehreren Disziplinen zusammengearbeitet: Der Aufzugshersteller wurde involviert, ebenso das Team des Wiener Architekten Adolf Krischanitz, das den östlichen Brückenkopfbau der Kunstuni Linz seit 2009 umgebaut und saniert hat.
Die Realisierung der Lichtkonzeptionen übernahm die Firma Zumtobel. Der Lichtspezialist fördert schon lange Kunstprojekte verschiedenster Art und hat neben technischem Know-How und qualitativ hochwertigen Produkten auch die passende Expertise für die Ausführung von Kunst-am-Bau-Projekten. Im Transzendenzaufzug sorgt eine randlose Lichtdecke von Zumtobel für die Lichtvariationen. Farbe und Intensität lassen sich bei dem App-basierten Lichtmanagementsystem Litecom mühelos programmieren und den jeweiligen Situationen anpassen.
Licht spielt nicht nur für die künstlerische Intervention von Karin Sander eine zentrale Rolle – auch das architektonische Konzept von Adolf Krischanitz. Dieser hat gemeinsam mit Zumtobel eine Leuchte im Rahmen der Sonderkollektion The Editions entwickelt. Die Kugelleuchte Alva schwebt in den Fluren der Kunstuniversität wie leuchtende Himmelskörper. In den Seminarräumen und Hörsälen hingegen setzen die Architekten das Zumtobel-Lichtbandsystem Tecton und die LED-Strahler Onico ein.
Der Transzendenzaufzug gefällt nicht nur den Kunststudenten, sondern lockt auch jede Menge Besucher an, die auf das Dach fahren wollen – die Linzer lieben den Ausblick über ihre Stadt in die Alpen, erinnert man sich nur an die temporäre Installation Höhenrausch. „Metaphorisch versinnbildlicht der Aufzug die Fähigkeit der Kunst, das Gegebene zu transzendieren und dadurch neue Blicke auf die Wirklichkeit zu generieren“, erklärt Karin Sander ihre Intention des Transzendenzaufzugs. Dass dieser nun auch als Ort der Begegnung und Austausches zwischen Universität und Öffentlichkeit funktioniert, erweitert seine Wirkung über das Sichtbare hinaus.
FOTOGRAFIE Faruk Pinjo
Faruk Pinjo