Filigraner Beton
Abgeschiedenes Hotel mitten im quirligen Singapur.

The Big Garden, The Skyroom, The Patio oder The Reading: Zwischen diesen Zimmern können sich die Gäste des Singapurer Hotels Lloyds Inn entscheiden. Wie ihre Namen schon andeuten, scheinen dort Architektur, Natur, Licht und Besucher buchstäblich eins zu werden. Der Grund: ein holistisches Hotelkonzept, das sogar den kleinsten Buchstaben im Logo sorgfältig formt.
Über fünf Millionen Menschen leben in Singapur. Wer in dieser quirligen Metropole und dann auch noch in einer ihrer belebtesten Shoppingmeilen absteigt, der wird das rege Großstadttreiben sicherlich mögen. Innerhalb seiner vier Hotel-Wände wünscht er sich – egal ob Urlauber oder Geschäftsreisender – aber vielleicht dennoch Abgeschiedenheit und Ruhe. Wie eine geheime Lagune erscheint da das Boutiquehotel nahe der Orchard Road, das gleichermaßen für Transparenz, Individualität und Intimität steht.
Aus einer Feder
Verantwortlich für den Umbau des Hotels, nahm sich das Singapurer Studio Farm der kompletten Innenausstattung der Räume an. Angefangen von der Möblierung und den Accessoires über die Beleuchtung bis hin zur grafischen Umsetzung von visuellem Erscheinungsbild und Wegleitsystem erscheint das Lloyds Inn inzwischen wie aus einem Guss. Von schnöder Vereinheitlichung jedoch keine Spur: Exakt auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Gäste abgestimmt, verfügt jedes der 34 Zimmer über ein individuelles Gestaltungskonzept. Und das vom Grundriss bis zur Zimmerpflanze.
Bad im Monsun
In allen Zimmern aber legte Farm großen Wert auf eine direkte Verbindungen von Außen- und Innenraum. „Mithilfe von Lichthöfen wird das Raumgefühl von äußeren Einflüssen wie Sonne, Regen und Wolken ständig neu definiert – jedoch, ohne an Privatsphäre einzubüßen“, so Architekt Willie Koh. Zusätzlich ersetzte sein Team die Wand zwischen Schlaf- und Nassbereich vollständig durch Glas. So liegt nicht nur das Badezimmer unter freien Himmel, auch die hinteren Bereiche des Raumes werden gleichmäßig mit natürlichem Licht ausgefüllt.
Die unterschiedlichen Zimmerschnitte und -funktionen im Fokus, besonnen sich die Architekten in gestalterischen Fragen auf eine dezente Sprache: roher Beton für Fassade und Böden, weiße Wände, einfache unbehandelte Materialien und ein schlichter Farbkanon. Accessoires wie Telefone, Bildschirme oder Leuchten hingegen treten in ausdrucksstarkem Schwarz hervor. In Verbindung mit dem cleanen Arrangement der Möbel erscheint der Raum auf diese Weise fast plakativ. Die geraden Linien, die die ebenfalls dunklen Fensterrahmen und Garderoben bilden, gliedern das weiße Interior in ein geometrisches Raster. So scheint der Gesamteindruck der Räume wie ein Layout, eine Grundrisszeichnung oder eine Skizze – und ähnelt so der gerahmten Stadtkarte im Eingangsbereich des Hotels.
Tanzende Flächen
„Das Logo sollte spielerisch und reduziert zugleich sein“, so Koh. „Wir hielten daher den Namen einfach und variierten mit den Größenverhältnissen in der Typographie.“ Das Ergebnis: Die Buchstaben scheinen sich zu bewegen und förmlich zu tanzen – und das auf allen Anwendungen, von Visitenkarten und Briefköpfen bis hin zu Kosmetikprodukten oder Wasserflaschen. Auch für die Beschilderung entwarfen die Architekten formreduzierte, aber eindeutige Icons. Filigrane Pfeile, Figürchen und kleine Bäume weisen den Weg zu Zimmer, Rezeption oder Garten und verleihen der minimalistischen Beton-Architektur mit ihren markanten Umrissen den letzten Schliff.
FOTOGRAFIE Rebecca Toh
Rebecca Toh
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