Fließend statt klinisch
1 / 8

Gibt es Menschen, die gern zum Zahnarzt gehen? Vermutlich nicht. Noch nicht. Denn in Hamburg steigen die Chancen nun immens, einige Vertreter dieser seltenen Spezies anzutreffen – dank des neuen Zentrums für Zahnmedizin in St. Georg. Schließlich vermittelt der Besuch der Gemeinschaftspraxis zunächst eher den Eindruck, man befinde sich in einer freundlich-entspannten Lounge. Fernab jeglicher Klinik-Atmosphäre bietet die von dem Berliner Architekturbüro J. Mayer H. gestaltete Praxis durch frei gestellte „Kerne”, die als Raumelemente dienen, und einer Beleuchtung aus indirekt strahlenden Lichtdecken ihren Patienten eine ebenso angenehme wie optisch ungewöhnliche Umgebung.
Das Zentrum für Zahnmedizin Brauner-Wegner-Priehn befindet sich in einem Ärztehaus im Hamburger Stadtteil St. Georg. Die 400 Quadratmeter große Grundfläche der neuen Praxis wird geprägt durch die ovale Form des von Pysall Ruge Architekten entworfenen Gebäudes, dessen Baukörper an gestapelte Bumerangs erinnert. Die Fläche für die Praxis war zunächst noch ein großer, offener Raum ohne jegliche Unterteilungen. Für die Architekten vom Büro J. Mayer H. ergab sich daher die Frage, mit welchen Mitteln die einzelnen Bereiche der Praxis räumlich definiert und voneinander abgegrenzt werden sollten.
Frei stehende Raumelemente
Das Architektenteam um Jürgen Mayer H. – Marcus Blum, Hans Schneider und Wilko Hoffmann – entschied sich schließlich für eine ebenso kreative wie pragmatische Lösung: Die räumlichen Abtrennungen sollten durch Inseln geschaffen werden, durch frei in den Raum eingestellte Kerne. Diese beherbergen zum Teil Arbeitsbereiche, wie beispielsweise den Röntgenraum, die Mundhygiene, den Sterilisationsraum oder den Beratungsraum. Die anderen Bereiche wie Kieferorthopädie, Labor, Behandlungs- und Warteraum, sind zwischen den Elementen angeordnet. Dies hat den Vorteil, dass die Ärzte die verschiedenen Räume betreten können, ohne jeweils durch den Hauptraum gehen zu müssen, Wege werden kürzer und nebenbei wird so der fließende Charakter der Architektur elegant unterstrichen. Ein bewegliches Raumelement grenzt zudem den Wartebereich ab, über das der Raum flexibel erweitert werden kann, um ihn bei Bedarf als Auditorium, etwa für Fachvorträge, zu nutzen.
Lichtdecken und amorphe Formen
Ebenfalls zur Ausgangssituation gehörte die hohe Raumhöhe von 3,75 Meter, die man nicht ungenutzt lassen wollte. Die Raumelemente sind zwischen 2,40 und 2,80 Meter hoch, sodass sich durch die Anordnung der Kerne in Kombination mit den hohen Decken völlig andere Raumproportionen ergeben. In den Kernen selbst wurden Leuchtdecken eingefügt, damit ein geschlossener Raum entsteht. Vor allem für die indirekte Allgemeinbeleuchtung konnte die Deckenhöhe gewinnbringend genutzt werden. So besitzen die einzelnen Kerne abgeschrägte Flächen, die als Lichtdecken ausgebildet sind. Der Abstand zur Decke beträgt im Schnitt 1,20 Meter, in manchen Bereichen führt die Lichtdecke jedoch auch direkt an die Geschossdecke aus Stahlbeton. Da in dieser Heiz- und Kühlschleifen eingearbeitet sind, durfte sie nicht verändert werden. Stattessen wurden weiße Felder an der Decke frei gelassen, die nun als Reflexionssflächen für das Licht dient, das von den Kernen aus dagegen strahlt. Das Ergebnis ist eine indirekte und angenehme Raumbeleuchtung. Man sieht das Licht als amorphe Form an der Decke, wobei die Quelle unsichtbar bleibt.
In der Praxis wurden rund 50 Quadratmeter Lichtdecken eingebaut, bestückt mit Langfeldleuchten in einer Tageslicht-Leuchttemperatur. So entstanden insgesamt neun Leuchtfelder. In den geschlossenen Räumen wie Röntgen- oder Mundhygieneraum strahlen die Lichtdecken beidseitig, um so auch die Innenbeleuchtung zu gewährleisten.
Um ein harmonisches Ganzes zu erzeugen, werden Architektur und Beleuchtung durch die Farbgebung in Braun und Blau ergänzt. So wird die hohe Decke an manchen Stellen durch ein helles Blau aufgelockert, wobei die Farbe auch dazu dient, vorhandene Leitungen abzudecken. In den nicht öffentlichen Bereichen dominiert das eher dunkle Braun, welches sich an der Wand entlang durch die Lager- und Umkleideräume schlängelt, weiter bis zum Empfangstresen bis hin zu den dahinter liegenden Büros der Zahnärzte.
Das Zentrum für Zahnmedizin Brauner-Wegner-Priehn befindet sich in einem Ärztehaus im Hamburger Stadtteil St. Georg. Die 400 Quadratmeter große Grundfläche der neuen Praxis wird geprägt durch die ovale Form des von Pysall Ruge Architekten entworfenen Gebäudes, dessen Baukörper an gestapelte Bumerangs erinnert. Die Fläche für die Praxis war zunächst noch ein großer, offener Raum ohne jegliche Unterteilungen. Für die Architekten vom Büro J. Mayer H. ergab sich daher die Frage, mit welchen Mitteln die einzelnen Bereiche der Praxis räumlich definiert und voneinander abgegrenzt werden sollten.
Frei stehende Raumelemente
Das Architektenteam um Jürgen Mayer H. – Marcus Blum, Hans Schneider und Wilko Hoffmann – entschied sich schließlich für eine ebenso kreative wie pragmatische Lösung: Die räumlichen Abtrennungen sollten durch Inseln geschaffen werden, durch frei in den Raum eingestellte Kerne. Diese beherbergen zum Teil Arbeitsbereiche, wie beispielsweise den Röntgenraum, die Mundhygiene, den Sterilisationsraum oder den Beratungsraum. Die anderen Bereiche wie Kieferorthopädie, Labor, Behandlungs- und Warteraum, sind zwischen den Elementen angeordnet. Dies hat den Vorteil, dass die Ärzte die verschiedenen Räume betreten können, ohne jeweils durch den Hauptraum gehen zu müssen, Wege werden kürzer und nebenbei wird so der fließende Charakter der Architektur elegant unterstrichen. Ein bewegliches Raumelement grenzt zudem den Wartebereich ab, über das der Raum flexibel erweitert werden kann, um ihn bei Bedarf als Auditorium, etwa für Fachvorträge, zu nutzen.
Lichtdecken und amorphe Formen
Ebenfalls zur Ausgangssituation gehörte die hohe Raumhöhe von 3,75 Meter, die man nicht ungenutzt lassen wollte. Die Raumelemente sind zwischen 2,40 und 2,80 Meter hoch, sodass sich durch die Anordnung der Kerne in Kombination mit den hohen Decken völlig andere Raumproportionen ergeben. In den Kernen selbst wurden Leuchtdecken eingefügt, damit ein geschlossener Raum entsteht. Vor allem für die indirekte Allgemeinbeleuchtung konnte die Deckenhöhe gewinnbringend genutzt werden. So besitzen die einzelnen Kerne abgeschrägte Flächen, die als Lichtdecken ausgebildet sind. Der Abstand zur Decke beträgt im Schnitt 1,20 Meter, in manchen Bereichen führt die Lichtdecke jedoch auch direkt an die Geschossdecke aus Stahlbeton. Da in dieser Heiz- und Kühlschleifen eingearbeitet sind, durfte sie nicht verändert werden. Stattessen wurden weiße Felder an der Decke frei gelassen, die nun als Reflexionssflächen für das Licht dient, das von den Kernen aus dagegen strahlt. Das Ergebnis ist eine indirekte und angenehme Raumbeleuchtung. Man sieht das Licht als amorphe Form an der Decke, wobei die Quelle unsichtbar bleibt.
In der Praxis wurden rund 50 Quadratmeter Lichtdecken eingebaut, bestückt mit Langfeldleuchten in einer Tageslicht-Leuchttemperatur. So entstanden insgesamt neun Leuchtfelder. In den geschlossenen Räumen wie Röntgen- oder Mundhygieneraum strahlen die Lichtdecken beidseitig, um so auch die Innenbeleuchtung zu gewährleisten.
Um ein harmonisches Ganzes zu erzeugen, werden Architektur und Beleuchtung durch die Farbgebung in Braun und Blau ergänzt. So wird die hohe Decke an manchen Stellen durch ein helles Blau aufgelockert, wobei die Farbe auch dazu dient, vorhandene Leitungen abzudecken. In den nicht öffentlichen Bereichen dominiert das eher dunkle Braun, welches sich an der Wand entlang durch die Lager- und Umkleideräume schlängelt, weiter bis zum Empfangstresen bis hin zu den dahinter liegenden Büros der Zahnärzte.
FOTOGRAFIE Ludger Paffrath
Ludger Paffrath
Links
Mehr Projekte
Nachhaltig auf allen Ebenen
Intelligente Lichtlösungen für den Bürokomplex Tripolis-Park in Amsterdam

Neues Licht fürs Quartier
TRILUX inszeniert den Potsdamer Platz in Berlin mit Manufakturleuchten

Rückzugsort für Macher
Lichtinszenierungen im Coreum Hotel von Studio De Schutter

Licht als Szenografie
Artemide illuminiert den neuen BMW Showroom in München

Licht für die Stille
Neue Beleuchtung für die Meereskapelle Upinniemi in Finnland

Wohnliche Aussichtstürme
Elva Hotel in Norwegen von Mange Bekker Arkitektur

Filmreife Kulisse
Ein Arbeitsplatz in Berlin-Kreuzberg als cineastische Hommage von RHO

Tanzen mit OMA
Nachtclub Klymax auf Bali in Kooperation mit DJ Harvey

Disko unterm Fresko
Umbau einer Villa am Comer See durch J. Mayer H.

Licht verbindet
Umbau und Erweiterung der alten Buntweberei in Eislingen

Duale Spirale
Neuer Bershka-Shop von OMA in Mailand

Effizienter Holzbaukasten
Büroneubau in Oslo mit durchdachter Lichtplanung

Nachhaltig, individuell, vernetzt
Die neuen Lichtlösungen für moderne Arbeitswelten von TRILUX

Kulturelle Schnittstelle
Neue Showrooms von JUNG in Europa und Asien

Schaufenster fürs Licht
Neues Studio der Lichtmanufaktur PSLab in Berlin

Licht im Gewölbe
Apartmentumbau in Valencia von Balzar Arquitectos

Atmosphärisch und funktional
Lichtkonzept für das Berliner Spore Haus von Licht Kunst Licht

Leuchtende Architektur
RHO gestaltet einen flexiblen Eventspace in Berlin

Sprechende Wände
Paul Smith blickt auf das Werk von Pablo Picasso

Belebter Backstein
Mehrfamilienhaus in ehemaliger Textilfabrik in Melbourne

Baumhaus am Hang
Balmy Palmy House von CplusC Architectural Workshop in Australien

Der Periskop-Effekt
Hausumbau von Architecture Architecture in Melbourne

Shoppen im Wattebausch
Neue Jacquemus-Boutiquen von AMO in Paris und London

Tanz in der Luft
Café Constance in Montreal von Atelier Zébulon Perron

Heim aus Holz
Neubau eines Wohnhauses von Russell Jones in London

Schwimmendes Smart Home
Modernes Yachtdesign mit intelligenter KNX-Technik von JUNG

Ins rechte Licht gerückt
Medienfassade erleuchtet nachhaltige Landstromanlage am Port of Kiel

Hommage ans Licht
Haus des kanadischen Architekten Omar Gandhi in Halifax

Polychrome Praxis
12:43 Architekten gestalten Behandlungsräume in Le Corbusier-Farben

Um die Bäume gebaut
Schwebender Anbau in Montreal von TBA
