Französischer Schnitt
Haare waschen in der Fischerhütte: neuer Friseursalon in Marseille.
Marseille ist nicht nur die Heimat von Bouillabaisse und Aioli: Seit kurzem beherbergt die französische Hafenstadt auch einen Friseursalon der besonderen Art. Le Coiffeur möchte anders sein – und zeigt das auch mit seiner Einrichtung. Die Designerin Margaux Keller schuf für jedes Detail ein individuell angepasstes Objekt und ließ sich dabei nicht nur vom Friseurhandwerk, sondern auch den Traditionen ihrer Heimat inspirieren.
Die minimalistische Namensgebung gibt die Richtung vor: Hier dreht sich alles nur um das Haare schneiden. Als gebauten Rahmen wünschte sich der Auftraggeber Pascal Lancien dennoch mehr als nur ein paar gemütliche Sessel mit Spiegeln davor. Die Friseursalon-Architektur sollte neu gedacht und mit einer zeitgenössischen Note Lokalkolorit ausgestattet werden.
Lokal international
Die sechseckigen Fliesen, die im Eingangsbereich auf dem Boden liegen, lösen sich ähnlich einem Pixelteppich auf und gehen in eine samt-weich wirkende Betonfläche über: Der Verlauf, unterstützt durch einen Farbwechsel an der Wand, markiert den Übergang zwischen Warte- und Haarschneideraum. Gleichzeitig symbolisieren die Kacheln ein traditionelles Material der Region – der Beton steht für das Hier und Jetzt. Alt trifft auf Neu, Lokales auf Internationales: Das Gestaltungskonzept von Margaux Keller und dem Architekten Bertrand Guillon zieht sich durch den gesamten Salon.
In der Shampoohütte
Gewaschen und shampooniert wird in einer Holzhütte, die – ganz diskret – am Ende des Raumes einen etwas intimeren Ort schafft. Außen schwarz und innen weiß, erzeugt das Objekt einen Aha-Effekt und ist ein Verweis auf die alten Fischerhütten Marseilles. Ansonsten folgt auch die Box-in-der-Box dem minimalen Gestaltungsleitbild: Nichts ist überflüssig! Die schwungvoll geformten, mit schwarzem Leder bezogenen Liegestühle stammen vom italienischen Möbelhersteller Fiapp, und sind mit den Merano Chairs von Alex Gulfer die einzigen Objekte, die nicht von Margaux Keller entworfen wurden.
Der Haarschnitt erfolgt in den „La Coiffeuse“ genannten Objektmöbeln, die die Designerin eigens für Le Coiffeur entworfen hat: Der mit einem hölzernen Rundbogen eingehauste Spiegeltisch steht an die Wand gelehnt und stellt so etwas wie das fleißige Helferlein des Friseursalons dar, dem ein vor unseren Augen verborgenes Eigenleben durchaus zuzutrauen wäre. Die Wartelounge mit Bank und Tisch fügt sich in den schlichten Material- und Formkanon der restlichen Möbel ein, nur das hier ein sonniges Gelb als Kissenbezug auftaucht, dass der Farbatmosphäre etwas mehr Leben einhaucht. Zusammen mit dem Azurblau des vorderen Raums soll sich ein Bezug zur südfranzösischen Stadt und dem angrenzenden Meer herstellen lassen, wünscht sich Margaux Keller.
Eine letzte, auf den ersten Blick unauffällige Hommage findet sich unter der Decke: Die Pendelleuchten, die exklusiv für dieses Projekt in Italien hergestellt wurden, erinnern mit ihrer gläsernen Form an einen Vintage-Föhn und lassen die guten, alten Zeiten der Haarschneidekunst nochmals hochleben: Vivent les Coiffeurs!
FOTOGRAFIE Laure Mélone
Laure Mélone
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