Projekte

Glamping im Wald

Zwei Ferienhütten in Kanada von Bourgeois / Lechasseur architectes

Black Box im Grünen: Im kanadischen Petite-Rivière-Saint-François gestalteten Bourgeois / Lechasseur architectes zwei naturnahe Häuschen mit verspiegelten Fassaden. In den 80 Quadratmeter großen Hütten, die optisch mit ihrer Umgebung verschmelzen, sollen die Gäste den Blick in den dichten Wald genießen.

von Bettina Krause, 02.12.2021

In der ursprünglichen Landschaft Québecs, nahe dem beliebten Skigebiet Le Massiv, haben die beiden mietbaren, kastenförmigen Ferienhütten eine enge Verbindung zu ihrer Umgebung. „Die Häuser sind von einem dichten Mischwald aus Nadel- und Laubbäumen umgeben. Das Projekt ist auf die Introspektion und das Erleben der natürlichen Waldstimmung ausgerichtet. Es gibt aber auch Fußwege, um von dort aus die prächtige Gegend von Charlevoix zu erkunden“, erzählt Olivier Bourgeois, der gemeinsam mit Régis Lechasseur das Büro Bourgeois / Lechasseur architectes in Québec gründete. Nach Ansicht der Architekten haben viele Kanadier*innen eine nostalgische Sehnsucht nach der Natur und  rustikalen Blockhütten in den Wäldern. Ein gewisser Komfort darf aber auch fernab der Zivilisation nicht fehlen.

Moderne Mimikry
In den beiden identischen Hütten auf dem flachen Waldgrundstück können die Gäste die Nähe zur Natur spüren. Um dabei auch möglichst viel Privatsphäre zu erfahren, stehen die  minimalistischen Häuser mit einem Abstand von 50 Metern Rücken an Rücken – eines nach Osten, das andere nach Westen ausgerichtet. Auffällig sind die jeweils vollständig verspiegelten Fassaden, die die Waldkulisse reflektieren und die Gebäude zwischen den Bäumen fast unsichtbar werden lassen. „Der Kunde wünschte sich dieses starke Element und wollte, dass ein Teil der Hütte buchstäblich in den Wäldern verschwindet“, erklärt Olivier Bourgeois. Natürlich wurde dabei auch an den Schutz der Vögel gedacht: Für das menschliche Auge nahezu unsichtbar, erhielten die Außenseiten der Glasscheiben Markierungen, die abweisend auf Vögel wirken und sowohl von der Audubon Society als auch von anderen Vogelschutzverbänden anerkannt werden.

Sog von innen
Die Zwillingseinheiten bestehen aus vorgefertigten Modulen, die vor Ort zusammengefügt wurden. „Obwohl das Verfahren relativ einfach sein sollte, gab es bei der Vielzahl an mechanischen Verbindungen zwischen den Modulen unerwartete Herausforderungen“, erinnert sich der Architekt. Die langen, reflektierenden Glasfassaden wurden ebenfalls erst vor Ort installiert. Seitlich befinden sich jeweils die Eingänge der Hütten, die – ebenso wie die Fenster – leicht nach innen versetzt sind und die ansonsten geradlinige Optik der Fassaden unterbrechen. Bourgeois / Lechasseur wollten damit nicht nur die Grenzen zwischen Außen- und Innenraum verwischen. „Die Geste wirkt konzeptionell wie ein Sog von innen, der den Gast heranzieht und dazu einlädt, die Kabine zu betreten. Als kantige Form bringt sie zudem etwas Lebendiges in das Projekt“, sagt Olivier Bourgeois. Drei Fassadenseiten sind mit dunklen Holzlatten verkleidet, die das Gefühl des Eintauchens in den Wald verstärken sollen.

Poetisches Hüttenflair
In beiden Häuschen finden jeweils bis zu sechs Personen Platz. „Im Innern wünschte sich der Bauherr eine hüttenartige Atmosphäre. Also verwendeten wir warmes Kiefernholz an den Decken und dunkles Holz an den Innenfassaden. Die verglaste Wand zum Wald wirkt wie ein Kunstwerk, das sich im Laufe der Jahreszeiten verändert“, so Olivier Bourgeois. Das Interieur ist reduziert und geradlinig, dennoch wirken der Wohn- und Essbereich mit Kamin und die beiden Schlafzimmer gemütlich. Für die Architekten ist es wichtig, dass sich die Gäste hier entspannt und direkt mit der Natur verbunden fühlen. Olivier Bourgeois gefällt am besten die äußere Form der Hütten. „Für mich haben die feinen Details der drei Fassaden aus schwarzem Holz etwas Lebendiges und unterscheiden diese ‚Reflexion‘ der Welt von jener auf den Spiegelfassaden“, so der Architekt.

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Projektinfos
Projektname Forest Glamp
Entwurf Bourgeois / Lechasseur architectes
Bauherrschaft Réflexion – Maisons miroirs
Ort Petite-Rivière-Saint-François, Charlevoix, Québec
Grundstücksfläche 8.300 Quadratmeter
Fläche der Hütten 80 Quadratmeter
Links

Entwurf

Bourgeois / Lechasseur architectes

bourgeoislechasseur.com

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