Haus im Haus
Umbau eines Berliner Lofts von Batek Architekten

Leben im Loft bedeutet viel Platz und hohe, offene Räume. Das kann zum Problem werden, wenn jedes Mitglied einer Familie einen Rückzugsort braucht. Batek Architekten wurden dieser Herausforderung mit dem Projekt „Sch52“ gerecht. Das Berliner Büro arbeitete in dem Kreuzberger Loft mit einer durchdachten Haus-im-Haus-Lösung und schuf damit eine geschickte Raumaufteilung, die alle Bedürfnisse berücksichtigt.
Die ehemalige Fabriketage in Berlin-Kreuzberg hat ihren ganz eigenen Charme: hohe Decken, gusseiserne Säulen, große Fenster. Diese industrielle Anmutung sollte auch nach dem Einzug einer fünfköpfigen Familie erhalten bleiben. Trotzdem wünschten sich die Bauherren eine funktionale Ausstattung für ihr neues Zuhause. Das bedeutete neben viel gemeinschaftlichem Platz in der Küche mit dem angrenzenden Ess- und Wohnzimmer auch individuelle Räume. Den fast rechteckigen Grundriss beließen die Architekten Anke Müller und Patrick Batek zur Hälfte als offenes Loft. Die andere Hälfte strukturierten sie mit boxenartigen Einbauten zu Bädern, Kinder- und Schlafzimmern entlang eines diagonal zur Außenwand verlaufenden Flurs, der in ein fünfeckiges zusätzliches Zimmer mündet. Nur einige dieser Boxen berühren die Geschossdecke. So bleibt die durch massive Unterzüge geprägte Deckenstruktur ebenso sichtbar wie die markanten Stützen.
Heimelige Halle
Die neue Raumstruktur hält auch materiell Abstand zur Bausubstanz des Bestands. Die Einbauten sind aus weiß gebeiztem Fichtenholz. Ergänzt werden die Dreischichtplatten durch Oberlichter aus Polycarbonat-Stegplatten und in den Bädern durch Wandfliesen. In den eingebauten Schränken befindet sich sowohl geschlossener als auch offener Stauraum. Ihre Dächer sind teilweise leicht geneigt und unterstreichen auf diese Weise den Haus-im-Haus-Gedanken. Sogar eine Dachterrasse haben die Architekten eingeplant: Über der Ankleide dient eine Fläche als Leseecke und Gästebereich. Erschlossen wird sie über eine mit Lamellen abgeschirmte Treppe. Die Boxen bieten außerdem viel Stauraum, sowohl in Einbauschränken als auch in offenen Regalen.
Frische Farben
Einzelne Wandflächen, Türrahmen, Regale oder Unterschränke akzentuierten die Architekten mit einem dunklen Rosa. Der Pastellton findet sich auch auf dem großen Esstisch neben der offenen Küche wieder, ein skulpturales Möbel der Berliner Marke Bannach. Wichtiges Gestaltungselement sind die zwei über Kreuz angeordneten Tischbeine, auf denen die massive Platte ruht. Daneben nehmen sich die Bugholzstühle fast filigran zurück.
Das Fichtenholz der Einbauschränke setzt sich als Wandverkleidung fort und unterstreicht die Höhe des Raums. Einen modernen Kontrast bilden die Kücheneinbauten und -insel aus Edelstahl. Die Backsteinwände wurden lediglich weiß gestrichen, somit bleibt ihre Textur sichtbar mit all ihren Unebenheiten und Spuren der vorherigen Nutzung.
Ganz bewusst entschieden sich die Architekten dagegen, die Fabriketage zu perfekt zu gestalten. Perfektion ließen sie jedoch bei der Planung und Umsetzung walten. Die Holzeinbauten fügen sich präzise in den vorgefundenen Bestand ein. Sie geben dem Loft Struktur und seinen Bewohnern Geborgenheit. Trotzdem halten sie respektvollen Abstand und stehlen der imposanten Industriearchitektur nicht die Show.
FOTOGRAFIE Marcus Wend
Marcus Wend
Projektname | SCH52 |
Architekten | BATEK ARCHITEKTEN |
Team | Anke Müller, Patrick Batek |
Auftragsart | Umbau |
Fertigstellung | November 2019 |
Fläche | 240qm |
Lichtkonzept | BATEK ARCHITEKTEN |
Materialien | Dreischichtplatte Fichte |
Polycarbonat-Stegplatte | |
Edelstahl | |
Konstruktionsholz |

Batek Architekten
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