Hoch hinaus im Reihenhaus
Wie Ruud Visser diesem niederländischen Reihenhaus Raum für eine ganze Familie abgerungen hat.

Wenn die Nachbarschaft stimmt, können Reihenhäuser ja durchaus ihren Charme haben. Weitläufige und lichtdurchflutete Raumwunder sind sie allerdings eher nicht. Oder etwa doch? Architekt Ruud Visser hat ein typisches niederländisches Stadthäuschen in ein geräumiges Zuhause für eine Familie verwandelt, das Eltern wie Kindern wahrhaft helle Freunde bereitet.
Die Idee, ein Reihenhaus zu vergrößern, erscheint zunächst abwegig, lassen sich die kleinen Parzellen doch weder in Breite noch in Höhe erweitern. Umso mehr, wenn sie sich, wie in diesem Fall, in die Mitte einer sechsteiligen Reihe von Wohnbauten einfügen. Doch die Bauherren, eine vierköpfige Familie aus dem niederländischen Rijswijk, brauchten Platz, und so dehnte Planer Ruud Visser aus Lexmond die Grundfläche im wahrsten Sinne aus, was dem Projekt seinen ungewöhnlichen Namen einbrachte: Streched House.
Stadtidyll
„Schon um 1900 herum erbaut, verfügte die Gebäudereihe über den damals äußerst beliebten Cottage-Stil“, so die Architekten. Und tatsächlich strahlt die kleine Siedlung mit den rustikalen Gebäudeelementen und den kleinen Gärten noch heute ein Gefühl von Behaglichkeit aus. Während die vordere Front, trotz kleiner Eingriffe, noch über eine zu großen Teilen bauzeitliche und attraktive Fassade verfügte, so war die hintere Fassade vor dem Umbau in einem eher vernachlässigten Zustand. Mehrere kleine, niedrige Hütten erzeugten hier mit ihren ganz unterschiedlicher Formen und Materialen ein unruhiges Bild.
Flexible Wand
Die Planer beließen die straßenseitige Fassade in ihrem ursprünglichen Zustand. Auf der Rückseite entschieden sie sich jedoch für einen Eingriff, der das gesamte Haus grundlegend verändern sollte: „Wir zogen das Haus nach vorne aus – allerdings lediglich um zwei Meter“, so das Team. Zudem drehten sie den vorgelagerten Fahrrad-Schuppen um 90 Grad, wodurch er nicht mehr so weit in das Grundstück ragte. Diese eigentlich minimalen Veränderungen ermöglichten ihnen nun, den kompletten Grundriss neu zu denken: Auf der unteren Ebene war plötzlich Platz für eine großzügigen Wohnküche, im ersten Stock entstand ein winziges, aber komplettes Badezimmer, und jedes Kind erhielt ein vollwertiges Kinderzimmer.
Wolkenkratzer
Während der Umbau im Verhältnis zum Ergebnis hier klein anmutet, gingen die Architekten in Sachen Fenstern offenkundig radikaler vor: Sie entfernten gleich die komplette Ostfassade und ersetzten sie durch eine enorme Verglasung, die sich nun auf der kompletten Wand, vom Boden bis unters Dach, erstreckt. Während der untere Teil als Terrassentür dient, verteilt sich die Glasfläche im oberen Teil auf die beiden Kinderzimmer. So wird die gesamte Wohnung mit natürlichem Licht versorgt, gibt von jedem Zimmer großzügig den Blick in die benachbarten Gärten frei und sorgt für einen Kontrast aus zeitgemäßen und traditionellen Eigenschaften: Zwar groß in den Maßen, nimmt die Glasfront aber die Form eines klassischen Sprossenfensters auf, das – ähnlich wie die Grundfläche – einfach skaliert und in die Länge gezogen wurde.
Durch die zum Himmel gewandte Verglasung, ihr dominantes Fensterkreuz und die emporstrebende Form des neuen Eingangs erhält das kleine Haus nach dem Umbau nun beinahe etwas Sakrales. Zugleich aber erfüllt er die ganz und gar bodenständigen, alltäglichen Anforderungen einer Familie.
FOTOGRAFIE René de Wit
René de Wit
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