Holz auf Pump
60er-Jahre-Brutalismus renaturiert: drei umgebaute Pumpstationen im Delta des dänischen Flusses Skjern Å.

Als man in den sechziger Jahren begann, das Delta des dänischen Flusses Skjern Å landwirtschaftlich zu nutzen, bedachte man nicht seinen Wert für das natürliche Gleichgewicht. Vor etwa 15 Jahren kam die Einsicht und damit eine aufwändige Renaturierung. Was aus alten Zeiten geblieben ist, sind drei Pumpstationen, die das Kopenhagener Büro Johansen Skovsted Arkitekter nun behutsam in Ausflugsziele für Naturliebhaber transformiert hat.
Gebogen und verzweigt mündet Dänemarks wasserreichster Fluss namens Skjern Å in den Ringkøbing Fjord, dem größten Küstensee des Landes. Doch bevor er das flache Gewässer am südwestlichen Zipfel der Region Mitteljütland erreicht, fächert er sich zum Delta auf und durchzieht eine weite Landschaft – geprägt von fruchtbaren Äckern, saftigen Weiden und Mooren. Einige seltene Tiere leben hier. Der Fluss selbst ist reich an Lachsen, berühmt für ihr Gewicht. Das heutige Bild der Landschaft ist einer Renaturierung des Flussbettes und der umliegenden Feuchtgebiete zu verdanken, die im Jahr 2003 abgeschlossen wurde. Seitdem ist das Delta beliebtes Ausflugs- und Reiseziel geworden, das im Kanu, zu Fuß und am besten per Fahrrad oder Pferd erkundet werden kann.
Sensibler Umbau
An der Neuerschließung der Gegend war zuletzt auch das junge Architekturbüro Johansen Skovsted Arkitekter aus Kopenhagen beteiligt. Sie haben drei alte Pumpstationen in funktionale Ausstellungs- und Veranstaltungsorte mit innen- und außenliegenden Aussichtspunkten umgewandelt – ein sensibel ausgeführtes Umbauprojekt. Auch wenn die Gebäude wahrlich keine Schmuckstücke waren, sollten sie dabei weitgehend erhalten bleiben.
Kein Raum für Sentimentalität
Die Bauten stammen aus dem Jahr 1966. Damals wurde das Gebiet landwirtschaftlich ertüchtigt, indem ein 4.000 Hektar großes Moor- und Wiesengebiet entwässert und der untere Flussverlauf des Skjern Å begradigt wurde. Als zu jener Zeit der Pumpenhersteller Myhrwold & Rasmussen die Anlagen an den Kanälen plante, ging man nicht gerade sentimental vor. Die Fassaden bekamen eine recht grobe Beschaffenheit – körniger Beton, dessen Struktur eher die Pflugfurchen des Ackers und die Wassergräben widerzuspiegeln versuchte, als einen Einklang mit der Natur herzustellen. Fast brutalistisch wirken die Betonfassaden mit ihrem vertikal gerillten Muster, die jeweils auf den beiden zum Kanal gerichteten Seiten der Häuser liegen. Die beiden anderen Wände aus rotem Backstein entsprechen da schon eher der ländlichen Gegend.
Neue Elemente aus Holz
Für den Umbau dieser wie auch der Stationen Südost und Ost haben die Architekten Søren Johansen und Sebastian Skovsted vor allem die Holzkonstruktionen konzipiert, die den Bauten sowohl außen als auch innen hinzugefügt wurden. Innen entstanden in erster Linie die Treppenaufgänge. Außen wurden an den Pumpen Nord und Ost Brüstungen, Windfänge und Dächer oberhalb der ursprünglichen Flachdächer aufgebaut. Die südöstliche hingegen bekam einen Anbau, von dessen Balustrade aus man genauso wie von der Dächern der anderen ins Umland blicken kann.
Mithilfe diskreter Eingriffe ist den Architekten das Spiel zwischen alten neuen Elementen gelungen. Die Holzkonstruktionen, große Fenster, leuchtende Akzente und glänzende Böden geben den Anlagen etwas zeitgenössisches, während gar nicht erst versucht wurde, die Quader komplett umzuformen. Nicht zuletzt behielten die Architekten so die Kosten im Griff und schonten den Etat der Kommunalverwaltung von Ringkøbing-Skjern.
Für alle Beiträge aus diesem Special bitte hier klicken
FOTOGRAFIE Rasmus Norlander
Rasmus Norlander
Special: Transformation
Ein Special über Umbauten, Comebacks und Verwandlungsmöbel
www.designlines.deMehr Projekte
Keramikkunst in Melbourne
Fassade aus Porzellan verbessert die Luftqualität der Stadt

Skandinavisches Design für britische Küstenluft
Vestre möbliert Strandpromenaden von Roker und Seaburn

Urbaner Abschlag
Industriell geprägter Indoor-Golfplatz Muni in Montreal von Ivy Studio

Geschichtsträchtige Oase
Parkhotel Mondschein mit Bar und Restaurant Luna in Bozen von Biquadra

Holz und Stein im alpinen Dialog
Apartmenthaus Vera von atelier oï und CAS Architektur in Andermatt

Astrohütten im Alentejo
Tiny Houses von Madeiguincho unter Korkeichen und Kosmos

Der Fjord als Bühne
Sauna Trosten in Oslo von Estudio Herreros

Mehr als heiße Luft
Saunen inmitten der Natur

Hygge auf Tschechisch
Umbau des Cottage Two Sisters von Denisa Strmiskova Studio im Isergebirge

Die rosaroten Zwanziger
Umbau der Casa 1923 in Faro von PAr Plataforma de Arquitectura

Wohnmaschine Reloaded
Umbauprojekt Unit-15 in Basel von Katrin Greiling

URLAUB DAHEIM
Apartmenthotel in Pfronten von Stein + Buchholz Architekten

Ruf der Wildnis
Holzhäuser Territoire Charlevoix von Atelier L’Abri in Kanada

Zwischen Erbe und Erneuerung
JKMM Architects und Fyra haben Alvar Aaltos Haus der Kultur in Helsinki umgebaut

Tanzen mit OMA
Nachtclub Klymax auf Bali in Kooperation mit DJ Harvey

Blick in die Unendlichkeit
Ferienhaus von Block722 auf der griechischen Insel Syros

Disko unterm Fresko
Umbau einer Villa am Comer See durch J. Mayer H.

Rohbau unter Palmen
Das Boutiquehotel Nico im mexikanischen Surferort Sayulita von Hybrid und Palma

Urbanes Wohnzimmer
Teehaus Basao Panji in Xiamen von Building Narrative

Paradis in Ostende
Kuratiertes Kunst- und Designapartment

Alpine Kontraste
Moderne Chalets im Skigebiet Les Trois Vallées

Residenz in der Schwebe
Ein Wipfel-Nest von i29 in den Niederlanden

Skandinavien im Unterallgäu
Umbau eines Bauernhofs in moderne Ferienwohnungen

Locke lockt
(Apart-)Hotel von Grzywinski+Pons an der Spree in Berlin

Chalet mal anders
Minimalistisches Berghotel in Südtirol von Martin Gruber

Aufwachen im Schnee
Ferienhaus bei Oslo von Fjord Arkitekter

Infrastruktur fürs Glück
Bibliothek in Kirkkonummi von JKMM

Stille Ecke
Pretziadas La Residenza auf Sardinien

Utopie unter der Sonne
Atelier du Pont gestaltet das Hotel Son Blanc auf Menorca

Eine Ausstellung, die Stellung bezieht
Fotografiska Berlin im einstigen Tacheles von Studio Aisslinger
