Hommage an den Süden
Wirklich geschmackvoll gestaltet: das mediterrane Restaurant Yaffa in Kopenhagen.
Für ein mediterranes Restaurant im Herzen von Kopenhagen entwickelte Frama Studio ein ganzheitliches Raumkonzept, das die Gäste mit einer warmen Atmosphäre willkommen heißt. Dafür besonnen sich die dänischen Architekten auf das Wesentliche und betonten vor allem die optischen und haptischen Charakteristiken traditioneller Materialien. Das Ergebnis: Ein Gesamtkunstwerk, das den Gesetzen der Baubehörde trotzt und weit mehr als nur dem Geschmackssinn huldigt.
Mit dem Yaffa bekommen Feinschmecker und Liebhaber südländischer Gerichte einen neuen Treffpunkt in Kopenhagen: der Gråbrødretorv, ein historischer Platz im Zentrum der dänischen Hauptstadt, der mit seinem urigen Kopfsteinpflaster und farbenfrohen Häuserfassaden an vergangene Zeiten erinnert. Doch was urdänisch klingt, wirkt auf Ortskundige gar nicht landestypisch. „Mit den vielen Lokalen, die ihn umsäumen, ist dieser Platz ungewöhnlich für Dänemark und erinnert eher an südländische Gefilde“, sagen die Architekten. Für drei Gastronomen, die sich nicht nur der mediterranen Küche und Kultur verschrieben haben, sondern auch das Klima des Südens in den skandinavischen Norden holen wollten, eigentlich der ideale Standort – wäre da nicht das Gesetz.
Nach allen Regeln der Kunst
Eine entspannte Gaststätte, ähnlich eines Pariser Bistros oder einer Brasserie war das Ziel. „Die Gäste sollten mit einer warmen, einladenden Atmosphäre begrüßt werden“, erklärt das Team von Frama. Von Wärme und Gemütlichkeit war in den zementierten Räumen im Erdgeschoss anfangs jedoch wenig zu erkennen. Und es gab noch weitere Komplikationen. „Die strikten Bauregularien des dänischen Ministeriums für Kultur erschwerten viele Umbauprozesse“, berichten die Planer, die für das gesamte Interieur verantwortlich zeichnen. „Gleichsam boten diese aber auch unerwartete Chancen, einen Dialog zwischen den Gegensätzen von Altem und Neuem zu kreieren“.
Die Architekten wählten eine Kombination aus Vintage-Möbeln und speziell gefertigten Einrichtungselementen. Außerdem setzten sie den Baubeschränkungen des geschützten Eigentums spontane und analoge Entwurfsmethoden wie manuell erstellte Renderings entgegen. „Auf diese Weise kann ein freies, erweitertes Raumgefühl entstehen“, so das Team. Wie diese Spontanität der Gestaltung aussieht, erklärt sich mit dem Bartresen des Restaurants. Der massive Block setzt sich zusammen aus individuell und organisch geformten Mikrozement-Elementen, die jeweils mit eigens gemischten Farben bemalt wurden. Aus dem Boden empor ragend, wirkt er wie eine Wandmalerei oder ein übergroßes abstraktes Gemälde.
Dezenter Duktus
Auch für die anderen Oberflächen entwarfen die Planer eine Farbpalette aus gedämpften, erdigen Tönen, die ein natürliches Raumgefühl schafft und die malerischen Anklänge des Raumes unterstreicht. Für Kontur und Komposition sorgen formreduzierte, geradlinige Möbel: „Eine Kombination verschiedener Tisch- und Stuhlarrangements unterteilt die Fläche und bietet individuelle Sitzgelegenheiten für größere Gruppen, einzelne Gäste und intimere Abendessen“, sagen die Architekten.
Hier bewegt man sich zwischen Objekten aus Marmor und Douglasienholz. Man läuft auf Harrogate-Fliesen und schaut auf Leuchten aus Edelstahl und Opalglas. Waschbecken sind aus Terrazzo, und das Essen wird auf rustikaler Keramik serviert. Mit den formreduzierten Möbeln und dem konsequenten Einsatz von authentischen Werkstoffen entsteht eine zurückgenommene Szenerie, die fast spartanisch, gar klösterlich wirkt. Bewusst verzichteten die Dänen auf laute Gesten oder schrille Effekte und setzten stattdessen auf einfache Geometrien, archetypische Formen und Rohstoffe. Wer allerdings genauer hinschaut, entdeckt eine tiefere Ebene des schlichten Gestaltungskonzeptes, die versteckten Qualitäten des Materials: Maserungen im Holz, Muster im Stein und Schattierungen im Putz. Sie sollen die Gäste optisch und haptisch ansprechen. Tatsächlich wirken sie wie die Strichführungen oder Pinselstriche eines Gemäldes. So gelingt Frama ein malerisches Gesamtkunstwerk, das Genuss und Geschmack verbindet.
FOTOGRAFIE Sergio López
Sergio López