Im Licht der Öffentlichkeit
In Melbourne verhalfen Mark Austin und Andrew Maynard einem kleinen Haus zu echtem Durchblick.

Warum sich von der Straße abschirmen, wenn man sie auch nutzen kann? Das fragten sich die Architekten Mark Austin und Andrew Maynard, als sie mit der Erweiterung eines kleinen Reihenhauses in Melbourne beauftragt wurden. Hier galt es, nicht nur die sprichwörtlichen Zäune einzureißen.
Das zweistöckige Gebäude im viktorianischen Stil verfügte über einen klassischen Handtuchgarten mit hohem Zaun zur rückseitigen Anliegerstraße. Ein bereits vorhandener Anbau verkleinerte die ohnehin knappe Grünfläche zusätzlich, so dass nicht viel mehr als ein beengter Schacht übrig blieb. Die Bauherren wünschten sich sowohl mehr Tageslicht als auch eine organischere Einbindung des Gartens in ihren Wohnalltag.
Keine Angst vor der Straße
Die Architekten beschlossen, den alten Annexbau durch einen Neubau direkt an der hinteren Grundstücksgrenze zu ersetzen. Ein Seitenflügel verbindet ihn mit dem Haupthaus und lässt den Garten zum neuen Herzstück des Ganzen werden. Das Ungewöhnliche: Nicht nur die Gartenfassaden der Anbauten können vollständig über gläserne Falttüren geöffnet werden, auch die neue Straßenfront präsentiert sich aufgeschlossen. Eine gläserne Schiebetür verbindet den Innen- mit dem Außenraum und ermöglicht eine direkte Sichtachse von der Straße bis zum Haupthaus. Mit diesem Abschied von der Abschirmung gewinnt das gesamte Grundstück an ungeahnte Weite und Helligkeit.
Tief geschürft, hoch gestapelt
Um eine angenehme Raumhöhe ermöglichen zu können, ohne den Nachbargarten zu beschatten oder gegen die strengen Bauauflagen zu verstoßen, versenkten Austin und Maynard den neuen Anbau – mit Ausnahme einer schmalen Garage – um 60 Zentimeter im Boden. Vier Stufen führen von der nun höher liegenden Straße direkt in den offenen Wohn-Essbereich. Über eine weitere Treppe erschließt sich eine Galerie, die Platz für das Homeoffice bietet. Darunter befinden sich der gesonderte Stellplatz für Motorrad und Fahrräder, ein kleines Badezimmer sowie eine gut ausgestattete Einbauküche. Diese geht nahtlos in die lange Schrankwand des Seitenflügels über.
Vorbildlich nachhaltig
Bei ihrer Farbwahl erwiesen die Architekten sich als gewohnt konsequent: Bis auf das leuchtend gelbe Badezimmer sind alle neuen Gebäudeteile inklusive ihrer Einbauten in monochromem Weiß gehalten und reflektieren das Tageslicht. Die bewusst nach Norden ausgerichteten Dachfenster verfügen über eine Verschattung aus weißem Lochblech, und sogar die Dachverkleidung ist weiß, um eine übermäßige Wärmeentwicklung zu vermeiden. Alle Fensterflächen sind gut isoliert, garantieren jedoch bei geöffnetem Zustand gleichzeitig eine optimale Durchlüftung. Regenwasser wird aufgefangen und weiterverwertet.
Kurz gesagt: ein rundum vorbildliches Projekt. Ob es inmitten hoher Zäune und geschlossener Mauern auch mit seiner Öffnung zur Straße eine Vorreiterrolle spielen wird, bleibt abzuwarten. Bis dahin genießen die Bauherren die kleine Kopfsteinstraße völlig konkurrenzlos als ihr erweitertes Wohnzimmer.
FOTOGRAFIE Fraser Marsden / Tess Kelly
Fraser Marsden / Tess Kelly
Projektarchitekten
Austin Maynard Architects
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