Karlssons neue Dächer: Wohnhaus von Sigurd Larsen
Helle Herberge: Das verschachtelte Dach des Kopenhagener Neubaus dient als Tageslichtfänger.

So kompakt und verschlossen das Wohnhaus in einer ruhigen Gegend Kopenhagens von außen wirkt, das Innere wird erfüllt von Tageslicht. Der in Berlin lebende, dänische Architekt Sigurd Larsen hat mit seinem Roof House eine Hommage an das Licht des Nordens geschaffen.
Wie eine hölzerne Burg steht das Haus mit einer Fläche von 150 Quadratmetern auf dem Grundstück, das es fast vollständig ausfüllt. Während die Nachbarbauten Hecken als Sichtschutz um ihr Anwesen gezogen haben, ist es hier das Gebäude selbst, das sich entweder verschließt oder radikal öffnet. Und das in alle Richtungen. Für den Architekten Sigurd Larsen ging es bei der Gestaltung des Wohnhauses vor allem um das Spiel mit dem Tageslicht – „ein essentielles Element wenn man in einem nordischen Land baut.“ Das Gebäude soll das Licht einfangen und es erlebbar machen, während man durch die Innenräume schreitet. „Indirektes Licht hat eine kalt-blaue Note, dass an die Nähe zum Meer erinnert. Wenn die Sonne im Süden etwas niedriger steht, wird das Farbspektrum durch warmes Gelb ergänzt.“
Das Tageslicht dringt auf sehr unterschiedliche Weise in das Gebäude: direkt über Ausschnitte in Fassade und Dach und indirekt über schmale Fensterbänder unterhalb der Dachschrägen. Die Außenwand aus vertikal angeordneten Holzlatten nutzte Larsen wie einen Vorhang, der entweder offen oder zu ist. Drei Patios verstärken die unmittelbare Verbindung von innen und außen und erzeugen gleichzeitig eine Zone, die zwischen Privatheit und Öffentlichkeit vermittelt: Flache Wandteile am Boden und unterhalb der Firstkante deuten zwar eine Grenze an, mehr aber auch nicht. Passanten können einen Einblick in den Alltag der Bewohner erhaschen und mit ihnen in Kontakt treten – und diese bekommen ebenfalls einen Ausblick auf das, was sie umgibt. Dänemark ganz japanisch!
Auch der Eingang wird durch einen Patio markiert, an den der große Wohnbereich unmittelbar anschließt. Um diesen herum liegen sich die Schlafräume der Familienmitglieder. Im Innenraum kulminiert das Spiel mit der gefalteten Dachfläche: Mal klappt eine Schräge in die eine, mal in die andere Richtung. Sie stoßen in- und aneinander und ergeben ein komplexes Deckengeflecht. Die schrägen Flächen betont Sigurd Larsen durch dieselbe Holzoberfläche, die auch die Fassade bekleidet: Maserung und Astlöcher verleihen der Decke eine ähnlich lebendige Struktur wie die der Betonoberfläche des Bodens. Die Wände dagegen sind weiß, beruhigen die Situation und leiten das Tageslicht ins Innere.
Passend zu der Architektur hat Sigurd Larsen das modulare Regalsystem The Roof Boxes entwickelt. In einen schmalen Messingrahmen fügen sich unterschiedlich große Kisten aus Holz, die über schräge Kanten verfügen: eine Miniaturversion des Hauses – nur ohne Dach. An der Wand des Wohnraumes hängend, ergibt sich ein interessantes Wechselspiel zwischen der Architektur und dem Objekt. Dem in Berlin lebenden Architekten ist mit dem Roof House ein räumliches Experiment geglückt: Basierend auf der einfachen Idee, das Licht einzufangen, hat der Gestalter eine architektonisch spannende Struktur entwickelt, die in ihrer Ganzheitlichkeit und konsequenten Umsetzung überzeugt.
FOTOGRAFIE Tia Borgsmidt
Tia Borgsmidt
Mehr von Sigurd Larsen
www.dear-magazin.deRoof House
Projekt: Neubau aus Fassade aus Lärchenholz / Wohnfläche: 150 Quadratmeter / Bauherr: privat / Ort: Kopenhagen
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