Kunst des Kaufens
Glänzend in rauem Gewand: Das Münchner Kaufhaus Oberpollinger versucht sich mit einem Umbau neu zu erfinden.

König Ludwig beschmiert mit Graffiti! So sah die Anzeigenkampagne zur Neueröffnung von The Storey im bekannten Münchner Kaufhaus Oberpollinger aus – und passender hätte die Motivwahl wohl nicht ausfallen können. Schließlich hatte sich ein hauptstädtisches Architekturbüro an einem bayrischen Shopping-Heiligtum vergangen – und mit den Berliner Gestaltern hielt auch die Welt der zeitgenössischen Kunst Einzug in das edle Modegeschäft.
Das Oberpollinger gehört zu den exklusivsten und renommiertesten Modeläden Deutschlands – doch der Einzelhandel und seine Verkaufsstätten stehen in Zeiten des Onlineshoppings im Umbruch und müssen sich neu erfinden.
Mode und Kunst
Für den Masterplan der Erneuerung des Oberpollinger konnte der britische Architekt John Pawson gewonnen werden, einem Meister für die Inszenierung des Schönen. Den Teilbereich The Storey, eine 3.600 Quadratmeter große Fläche im Untergeschoss, gestaltete das Berliner Duo Gonzalez Haase AAS. Sie hatten mit der Gestaltung eines ähnlichen Shopkonzepts für die Concept Stores von Andreas Murkudis bereits bewiesen, dass sie der Welt der Mode einen innovativen, räumlichen Rahmen schaffen können, der unaufgesetzt wirkt und einem zeitgemäßen, urbanen Lebensgefühl entspricht. Ihre gestalterische Mischung aus rauen und edlen sowie einfachen und teuren Oberflächen fand zu Beginn ihrer Karriere vor allem bei Künstlern und Galeristen Anklang – und wurde später dann von der Mode- und Retailbranche als besonders berlinesk eingestuft und auf Shoppingkonzepte übertragen: Mit Erfolg!
Pink und anthrazit
Im Oberpollinger, wo Pierre Jorge Gonzalez und Judith Haase für die Gestaltung der Bereiche Kids Wear und Urban Wear verantwortlich waren, treiben die Architekten das Spiel mit den Gegensätzen auf die Spitze: Die Grundstruktur beließen die Planer in einem rohen Zustand, die Betondecken und –stützen blieben unverputzt, die Leitungen und Lüftungsschächte hängen sichtbar und nur in ein dezentes, mattes Grau getaucht unter der Decke. Als Gegenstück dazu schufen Gonzalez Haase bunt glänzende und spiegelnde Objekte, die für den „Berliner Bruch“ sorgen. Ihre teils kristalline oder auf geometrischen Strukturen beruhende Formensprache lässt die Elemente wie Kunstwerke erscheinen, die eine perfekte Symbiose mit den hochpreisigen Kleidungsstücken eingehen und ihnen eine ideale Plattform bieten.
Skulpturale Objekte, wie verspiegelte Paravents und Schirme, überdimensional große Schrauben und marmorne Kuben, lassen den Raum wie eine Bühne wirken, während Käufer und Verkäufer als Darsteller fungieren. Gut ausgeleuchtet und auf einem Boden aus anthrazit- und rosafarbenen Fliesen, die als Matrix den Grundriss definieren. „Die Materialästhetik, das Verhältnis der Objekte zum Raum, die Lichtwirkung und die streng reduzierte Ordnung sind bis heute die Basis unserer Entwürfe,“ erklären dann auch Pierre Jorge Gonzalez und Judith Haase ihre Vision. In der neuen Raumcollage, die sie für das Oberpollinger geschaffen haben, ist sie mal wieder aufgegangen!
FOTOGRAFIE Thomas Meyer / Ostkreuz
Thomas Meyer / Ostkreuz
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