Le Corbusiers letztes Werk
Der wieder eröffnete Pavillon Le Corbusier in Zürich.
Nach zweijähriger Instandsetzung und mit neuem Konzept hat der Pavillon Le Corbusier in Zürich im vergangenen Jahr wiedereröffnet. Über das Ausstellungshaus, dessen Fertigstellung er nicht mehr erleben durfte, schrieb der Architekt: „Dieses Haus wird das kühnste, das ich je gebaut habe.“
Umgeben von einer akkurat gestutzten Rasenfläche, nur wenige hundert Meter vom Ufer des Zürichsees entfernt, kann der Pavillon Le Corbusier seine Wirkung voll entfalten. Schon von weitem ist die rot, gelb und grün leuchtende Fassade des zweistöckigen Gebäudes mit seinen ausladenden Dachsegeln zu sehen. Große Fensterfronten geben den Blick nach innen frei und sorgen für lichtdurchflutete Räume.
Werk einer Idealistin
Seit 1967 steht er dort, fertiggestellt zwei Jahre nach dem Tod des Visionärs, der noch die Baupläne unterzeichnete. „Dieses Haus wird das kühnste, das ich je gebaut habe“, schrieb der Architekt 1961 in einem Brief. Es ist das einzige Le Corbusier-Haus in der deutschsprachigen Schweiz. Die Stadt verdankt es der Zürcher Mäzenin und Kunstsammlerin Heidi Weber. Sie beschaffte einst mit viel Engagement die nötigen Mittel und Genehmigungen und betrieb das Haus Jahrzehnte lang unter ihrem Namen. Dort zeigte sie nicht nur Möbel, sondern auch Kunst und Fotos von Le Corbusier aus ihrer Sammlung.
Vor dem Verfall gerettet
Vertragsgemäß ging das heutige Architekturdenkmal 2014 an die Stadt Zürich über. Nach einer kurzen Phase der Zwischennutzung mit wechselnden Ausstellungen stand 2017 fest: Das Gebäude braucht eine Generalsanierung. Der einzige Stahl-Glas-Bau Le Corbusiers setzte Rost an, die Fassade war undicht, die Dachsegel schadstoffbelastet und die Heizung funktionierte schon seit den 1980er Jahren nicht mehr. Als ausgewiesene Le Corbusier-Kenner waren die Architekten Arthur Rüegg und Silvio Schmed genau die Richtigen für diese Aufgabe. Das Team übernahm bereits mehrfach Restaurationen und gestaltete Ausstellungen zu Le Corbusier. Während Rüegg als wandelndes Lexikon für das Werk des Architekten gilt, ist Schmed eher der Forscher, der mit viel Akribie Original-Baustoffe aufspürte und dafür sorgte, das kaum ein Unterschied zum ursprünglichen Zustand Ende der 1960er Jahre zu sehen ist.
Wie zu Hause
Doch nicht nur der Bau, auch das Konzept verdiente eine Überholung. In der Vergangenheit standen Besucher oft vor verschlossenen Türen, wenn sie das Gebäude besichtigen wollten, weil der Pavillon nur selten geöffnet hatte. Auch jetzt wird er in den Wintermonaten geschlossen bleiben, denn lediglich das Untergeschoss lässt sich notdürftig mit einer neu eingebauten Fußbodenheizung wärmen. Bei der Ausschreibung für das Ausstellungskonzept setzte sich das Zürcher Museum für Gestaltung durch, das den Pavillon Le Corbusier jetzt als dritten Standort betreibt. Aus seiner Sammlung stammen auch einige der Exponate. Dabei ist es durchaus erwünscht, dass Besucher in einem LC2-Sessel Platz nehmen oder eigene Skizzen an den langen Holztischen anfertigen. Die Gäste sollen sich „wie zu Hause fühlen“, sagt Museumsdirektor Christian Brändle. Von dem Leben und Schaffen Le Corbusiers zeugen die Schwarz-Weiß-Fotos seines „Hofdokumentars“ Renée Burri.