Lichttunnel in die Zukunft
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Sicher ist, dass nichts sicher ist. Diese Binsenweisheit wird zur absoluten Gewissheit, wenn wir von der Zukunft sprechen. Die Szenografen von Chezweitz & Roseapple aus Berlin haben dem Unbekannten nun einen Raum gegeben. Ihre Licht- und Videoinstallation Zukunft 111 im Kunstraum Alexander Bürkle konfrontiert die Besucher mit Zukunftsvisionen der Vergangenheit und ihrer eigenen Ungewissheit.
Seit 2004 ist der Kunstraum Alexander Bürkle in Freiburg ein Begriff, wenn es um zeitgenössische Kunst geht. Nun präsentiert der Schirmherr, ein regionaler Elektrogroßhandel, hier zu seinem 111-jährigen Firmenjubiläum die Sonderausstellung „Im Strom der Zeit“. Während auf den zirka 900 Quadratmetern der Galerie eine Art Werkschau des Elektrodesigns vergangener Tage präsentiert wird, ist ein Raum ausschließlich der Zukunft gewidmet.
Zukunft 111
Doch wie sieht die Zukunft aus? Und wie gestaltet man einen „Zukunftsraum“? Um eine Antwort auf diese Fragen zu finden, hat sich der Szenograf und Architekt Detlef Weitz zunächst einmal in die Vergangenheit begeben. Gemeinsam mit dem Medienkünstler Stefan Hurtig analysierte er anhand unzähliger Filme den menschlichen Zukunftsbegriff. Die Sichtung der fiktionalen Spekulationen verschiedener Jahrzehnte ergab vor allem eins: Die Zukunft ist ein unsicheres Terrain.
Des Weiteren zeigte sich eine klare Wiederholung bestimmter Metaphern. Vor allem die Sehnsucht, den normalen Lauf der Zeit zu überlisten und forscherische Abstecher in die Zukunft zu unternehmen, zieht sich wie ein roter Faden durch die menschlichen Fantastereien. Häufig wird das beliebte Motiv der Reise in die Zukunft anhand eines Lichttunnels dargestellt, der die Menschen sogartig in eine unbekannte Welt befördert.
Schwarzlicht meets Rotlicht
Der „Zukunftsraum“ ist eine Rekonstruktion dieses Gedankens. Durch das gesamte Raumvolumen gespannte Nylonschnüre bilden Tunnel, die zu insgesamt vier Videoprojektionen führen. Die Schwarzlichtröhren an der Decke sowie die rot eingefärbten Projektionen bilden die einzigen Lichtquellen, deren Leuchtkraft wiederum von den speziell beschichteten Nylonschnüren reflektiert wird. Obwohl diese teilweise an den Wänden aufgespannt wurden, entsteht ein verblüffend räumlicher Effekt – eine imaginäre Perspektive, die den Besucher den Sog des vielbeschworenen Zukunftstunnels nachempfinden lässt.
Bei den projizierten Videos handelt es sich um Fragmente aus über vierzig Filmvorlagen. Detlef Weitz und Stefan Hurtig haben Szenen bekannter und weniger bekannter Filmklassiker zu eindringlichen Collagen zusammengefügt. Vor dem Auge des Besuchers fliegen Menschen mithilfe aerodynamischer Fluggeräte durch ultramoderne Großstädte, vereinfachen und verkomplizieren ihren hochtechnologisierten Alltag durch die Nutzung seltsamer Maschinen oder verwandeln sich gar selbst in welche. Die Visionen der Zukunft zeigen die Angst vor dem Unbekannten ebenso wie ein Urvertrauen in die Macht des Fortschritts und wirken in ihrer altmodischen Naivität bisweilen sogar komisch.
Der weiße Boden spiegelt die tanzenden Bilder und wird so zur Projektionsfläche, über die sich der Besucher bewegt. Während in den acht anderen Ausstellungsräumen hell ausgeleuchtete und vertraute Gebrauchsgegenstände alte Erinnerungen wachrufen, vermittelt der in rotes Licht getauchte „Zukunftsraum“das Gefühl, gänzlich unbekanntes Terrain zu betreten. Bis zum 26. Februar können Neugierige im Kunstraum Alexander Bürkle noch einen Blick in die Zukunft werfen.
Weitere Informationen:
Zukunft 111
Zeit: bis 26. Februar 2012
Ort: Kunstraum Alexander Bürkle, Freiburg
:http://www.kunstraum.alexander-buerkle.de
FOTOGRAFIE Volker Kreidler
Volker Kreidler
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