Magische Räume
Wie drei Wiener Designer die Beletage eines Jahrhundertwende-Gebäudes klammheimlich erweiterten.

Die gut erhaltene Beletage eines Jahrhundertwende-Gebäudes im 15. Gemeindebezirk von Wien bot optimale Bedingungen für das Leben einer jungen Familie – doch leider auch eine unnötig kleinteilige Raumsituation. Mit gekonnten Eingriffen kreierten die Architekten von Destilat ein wahres Raumwunder mit charmanten Details.
Zugegeben, die Ausgangssitiation war schon vor dem Umbau durchaus gut: 130 Quadratmeter hell ausgeleuchtete Räume mit hohen, stuckverzierten Decken, Parkett und farbigen Zementfliesen. Nur die Raumstruktur des Altbaus passte ganz und gar nicht zu den Anforderungen einer vierköpfigen Familie. So dachten die Wiener Architekten die Räume neu und schufen eine gänzlich freie Aufteilung in einem offenen Grundriss.
Aus zwei wird eins
Destilat legten Küche und Essbereich zusammen, womit sie nicht nur ein fließendes Raumgefühl entstehen ließen, sondern auch einen zusätzlichen Wohnraum gewannen, der nun als Kinderzimmer genutzt werden kann. Sie entfernten zudem das einst winzige Badezimmer am Eingang und bezogen seinen Raum in die Fläche des Kinderzimmers ein. Dort dient der neugewonnene Platz als gemütliche Bettnische. Auf ähnliche Weise erweiterten die Architekten auch das Elternschlafzimmer, in das sie ein kleines Kabinett integrierten.
Vorhang auf!
Um die neu geschaffenen Räume nicht wieder durch statische Wänden zu zergliedern, und um unansehnliche Schrankwände zu kaschieren, setzte das Team deckenhohe Vorhänge ein. Der neu entstandene Wellnessbereich wird dabei lediglich durch einen schweren, beigefarbenen Stoff vom Eingangsbereich abgetrennt. Den ganzen Korridor entlang verlaufend, lockert sein weicher Faltenwurf charmant das geradlinige Interieur auf. Ist er geöffnet, entstehen – in Verbindung mit den großflächigen Flügeltüren – interessante Sichtachsen über Flure und Räume hinweg.
Vor allem die extravaganten Pendelleuchten, die die Architekten zum Teil selbst entworfen haben, kommen durch die offenen Übergänge zur Geltung. Die Planer suchten schlichtes und teilweise niedriges Mobiliar aus und wählten dafür ungewöhnliche Formen und Materialien in Deckennähe: Im gesamten Apartment kommen Hängeleuchten mit voluminösen Textil-Schirmen zum Einsatz – ein Architekten-Entwurf aus Draht, den die Bauherrin mit Tüll weiterentwickelte. Im Wohnzimmer hängen diese leichten Objekte, die an die Tutus von Balletttänzerinnen erinnern, neben einer eleganten Retro-Leuchte und Leuchtobjekten aus Zement, was für spannende Kontraste sorgt.
Da die Einrichtung farblich und formal eher zurückgenommen ist, wird den ausgefallenen Pendelleuchten die volle Aufmerksamkeit zuteil. Auch die zeitgenössischen Fotografien an der Wänden fallen sofort ins Auge. So gelingt es den Architekten, die alten Strukturen gezielt aufzuwerten und interessante Bezüge herzustellen. Das Ergebnis: ein historisches Erlebnis mit Design-Appeal.
FOTOGRAFIE Monika Nguyen
Monika Nguyen
Destilat
Projektarchitekten
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