Mediterrane Patio-Wohnung
Barrierefreier Umbau in Valencia von GON Architects
Elies aus Valencia ist Unternehmer und Aktivist für Menschen mit Bewegungseinschränkungen. Seit einem Unfall im Alter von 18 Jahren sitzt er aufgrund einer Rückenmarksverletzung im Rollstuhl. Den Traum einer auf seine Bedürfnisse zugeschnittenen Wohnung erfüllte er sich mit dem Umbau eines ehemaligen Sportartikelladens. Im angesagten Viertel El Cabanyal ließ er die ruinöse Gewerbefläche durch das Büro GON Architects zu einem luftigen Apartment mit viel Licht, Pool und Patio ausbauen.
Doch Elies ist nicht der einzige Bewohner der Casavera. Mit ihm zogen die Tänzerin, Regisseurin und Multimediadesignerin Aurora sowie ihre gemeinsame Tochter Vera ein – und die vier Katzen Lupito, Doce, Nosu und Sumi. Die Herausforderung bestand für das Planungsteam darin, ein behagliches Zuhause zu gestalten, das die unterschiedlichen Wünsche, Tagesabläufe und Gewohnheiten der heterogenen Gruppe berücksichtigt.
El Cabanyal ist ein ehemaliges Fischerviertel im Osten der Stadt und grenzt direkt an das Mittelmeer. Es ist für seine kleinen Straßen und Plätze mit nur ein- bis dreigeschossigen Wohnhäusern bekannt und zunehmend als Wohnort begehrt. Die farbenfrohen historischen Fassaden bestehen häufig aus Holz oder sind gefliest, um der salzhaltigen Luft zu widerstehen. In den Sommermonaten spielt sich das Leben in zahlreichen Restaurants, Bars und auf den Straßen ab. Der Strand liegt stets nur einen kurzen Fußweg entfernt.
Durchdachte Bestandserweiterung
Der Umbau des 25 Meter langen und 6 Meter breiten Grundstücks verwandelte die ruinöse Ladenfläche in ein helles mediterranes Zuhause. Dabei wurden die Räumlichkeiten im Erdgeschoss des Bestandsgebäudes renoviert und um einen pavillonartigen Anbau erweitert. So entstand ein Innenhof im Herzen der Anlage, der die natürliche Belüftung begünstigt und die Innenräume mit Tageslicht flutet. Das Sahnehäubchen des Entwurfs ist ein linear verlaufender Pool, der die zwei Wohntrakte verbindet. Von der Bauherrenfamilie war er ausdrücklich gewünscht, denn er dient nicht nur zur Abkühlung, sondern hilft Elies auch dabei, sich sportlich zu betätigen.
Über den Patio ins Kinderzimmer
Der Eingangsbereich, die Küche und das multifunktionale Wohn-Arbeits-Gästezimmer sowie ein Gästebad befinden sich in dem zur Straße hin orientierten Bestandsgebäude. Die Erschließung modifizierten die Planer*innen geschickt: Dort, wo früher das Schaufenster war, bauten sie eine großzügige, zweiflügelige Haustür aus Holz ein. Die ehemalige, schmale Haustür ersetzten sie mit einem Fenster. Das Schlaf- und das Kinderzimmer, ein Badezimmer sowie der Haustechnikraum sind im Neubau untergebracht. Oberlichter sorgen dort für mehr Tageslicht und eine Dachterrasse vergrößert den Außenraum noch einmal beträchtlich.
Rollstuhlgerechte Einbauten
Die historischen Kappendecken in den Räumen des Bestandsgebäudes wurden erhalten. Der Fußboden erhielt neue Beläge. Weil es sich bei der Immobilie um eine Gewerbeeinheit gehandelt hatte, war der Boden bereits vollkommen plan mit dem Bürgersteig und somit rollstuhlgerecht. Holzeinbauten wie Schränke, Sitzbänke und die Küche bieten viel Stauraum. Sie sind so gestaltet, dass Elies sie sitzend bedienen kann. So verzichten etwa die Arbeitsflächen in der Küche und im Büro, aber auch die Einbauten in den Bädern auf durchgehende Unterschränke, damit Elies Platz zum Rangieren hat. Vereinzelt mischen farbige Bauelemente die Palette auf: Dazu gehören grün hervorgehobene Stahlträger im Wohnbereich und gelb beziehungsweise dunkelblau getünchte Oberlichtschächte im Kinder- und im Schlafzimmer. Funktionales Mobiliar und einige Klassiker, wie die Leuchte Tolomeo von Artemide, runden das Interiordesign ab.
Ortstypische Materialien
Die Materialien des Viertels – Ton, Holz und Keramik – prägen die Innenraumgestaltung. Rechteckige Kacheln aus Terrakotta vom ortsansässigen Hersteller Alteret Cerámicas zieren die Wände des Innenhofs und der Bäder in einem Fischgrätmuster und sind auf dem Boden des Hofs rasterförmig verlegt. Großformatige Bodenfliesen in Betonoptik ziehen sich durch die Wohnräume des Bestands- und Neubaubereichs. Mithilfe eines Wandbetts kann das Wohn- in ein Gästezimmer verwandelt werden. Innenvorhänge dienen als temporäre Raumteiler. Eine durchlässige Wand aus geweißten Hohlziegeln trennt den Eingangs- vom Wohnbereich. Sie filtert das Licht und dient zugleich als subtiler Sichtschutz, wenn die Familie durch das Öffnen der großen Haustür ihr Wohnzimmer in den Straßenraum erweitert. In El Cabanyal gehört das zum guten Ton und trägt zum Charme des Viertels bei.
FOTOGRAFIE Miguel de Guzmán + Rocío Romero Miguel de Guzmán + Rocío Romero
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