Meerblick im Panoramaformat
Brasiliens Costa Verde südlich von Rio de Janeiro gehört zu den regenreichsten Regionen des Landes. Die mit dichtem Regenwald bewachsenen Berge reichen hier direkt bis ans Meer. Eine brasilianische Legende besagt, dass die grüne Küste 365 Inseln besitzt, für jeden Tag im Jahr eine. Auf einem dieser Atolle steht das Paraty House, für das Marcio Kogan verantwortlich zeichnet. Der in Sao Paolo ansässige Architekt hat für das Projekt auf ein von ihm bevorzugtes Gestaltungsmotiv zurückgegriffen: die Wiederholung des Trapezes. Das Resultat sind luftige, helle Räume, die kaum mit dem Grund verbunden scheinen und sich somit perfekt in die Topografie der grünen Küstenlandschaft integrieren.
Das Haus ist direkt in den Berghang hineingebaut. Es besteht aus zwei langgestreckten Stahlbeton-Volumen, die versetzt übereinander angeordnet sind und deren Längsseiten sich zu einer privaten Bucht hin öffnen. Das untere Volumen ist 27 Meter lang und 18 Meter breit und kragt dabei acht Meter über eine großzügige, parallel zu ihm verlaufende Terrasse aus, die mit brasilianischem Ipé-Holz begelegt ist. Ihr zentrales Element ist das ebenfalls über 27 Meter lange und knapp 5 Meter breite Endlos-Schwimmbecken, das mit blauen Mosaiksteinen ausgestattet ist und bis zum vorderen Rand der Terrasse reicht, wo das Wasser über eine dünne Kante plätschert und im Boden versickert.
Das untere Volumen
Unterhalb des ersten Baukörpers befindet sich neben einem Service- und Fitnessraum der Eingangsbereich mit einem quadratischen Wasserbecken, über das eine metallene Brücke zu einer Treppe leitet, die in die erste Etage führt. Diese umfasst den Wohnbereich sowie die Küche. Sie liegt an der Hangseite und ist fensterlos, bietet jedoch neben einer Küchenzeile einem kleinen Innenhof Platz, der den Raum mit natürlichem Licht versorgt und in dem sich auch eine Essecke befindet. Der Wohnbereich wiederum nimmt die gesamte Vorderfront des Rechtecks ein und bietet auf der ganzen Raumbreite einen fabelhaften Ausblick im Panoramaformat auf den Atlantik. Hier gibt es keine Raumteiler, nur eine die 27 Meter entlang verlaufende gläserne Balustrade sowie transparente Glaswände, die sich komplett öffnen lassen und somit das großzügige Raumgefühl nicht unterbrechen. Die Wände der Räume wurden in Sichtbeton ausgeführt, den Marcio Kogan optisch durch schöne Muster an Decken und Wänden strukturierte; die hintere Längswand ist aus lokalen Steinen zusammengesetzt. Im Kontrast zu Beton und Stein stehen die schlichten, vorrangig von brasilianischen Designern entworfenen Holz- und Polstermöbel. „Wir versuchen immer, einen schlichten Entwurf mit typisch brasilianischen Materialien zu verbinden“, erklärt der Architekt. „Dabei kontrastieren wir gerne die Materialien.“
Das obere Volumen
Der zweite, 25 Meter lange und 18 Meter breite Baukörper ist nach hinten in den Hang versetzt, sodass sich eine großzügige, begrünte Terrasse auf dem Dach des unteren Volumens auftut. Über diesem ragt der obere Körper hinaus. Er wird durch ein gläsernes Treppenhaus gestützt, das beide Etagen miteinander verbindet. Der zweite Gebäudeteil umfasst fünf Schlafzimmer, sechs Bäder sowie eine Lounge. Die Räume, die zum Berghang ausgerichtet sind, haben – wie schon die Küche – kleine rechteckige Patios, die natürliches Licht in diesen Teil des Hauses bringen. Im vorderen Teil schützen ausziehbare Paneele aus Eukalyptusstöcken die Zimmer vor der Sonne und bieten durch ihre filigrane Ausführung dennoch einen wunderbare Sicht auf die private Bucht.
FOTOGRAFIE Nelson Kon
Nelson Kon
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