Melbourner Moderne
Modernisierung eines von Anatol Kagan geplanten Wohnhauses durch Kennedy Nolan

In Melbourne ist ein modernistisches Gebäude – dank der zurückhaltenden, aber ausdrucksstarken Umbaumaßnahmen von Kennedy Nolan – zu einem neu geschliffenen Schmuckstück der Architekturgeschichte geworden – mit facettenreichen Mustern und smaragdgrünen Möbeln.
In Deutschland durfte er als gebürtiger Russe nicht als Architekt arbeiten. So emigrierte Anatol Kagan, der an der Technischen Universität Berlin studiert hatte, 1939 nach Australien. Dort realisierte er herausragende Gebäude wie das Bell House im Melbourner Studley Park, das in den frühen Fünfzigerjahren entstanden ist. In Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Kennedy Nolan renovierten und erweiterten es die heutigen Bewohner – mit Respekt für das modernistische Erbe und viel Liebe zur Natur.
Größer und grüner
Die Bauherren lebten schon eine Weile in dem historischen Haus. Nun wünschten sie sich mehr Platz, Licht und einen direkteren Bezug zur Natur. Konkret hieß das: ein neues Bad und Schlafzimmer sowie eine Umgestaltung der Küche. „Der von Kagan entworfene Grundriss war unkonventionell und seltsam ineffizient“, stellten die Planer fest. Auch hatte der russische Architekt keine Beziehung zum Garten hergestellt. Mittels kleiner Änderungen verbesserte Kennedy Nolan die Aufteilungen und Verbindungen der bestehenden Wohnräume und legte die originale Architektur von späteren Verbauungen frei. Die Qualitäten des ursprünglichen Entwurfs wollten Bauherren wie Architekten aber unbedingt erhalten.
Kagans Architektur erhalten
Ihre Interventionen zielten darauf ab, innen und außen ins Gleichgewicht zu bringen, ohne Kagans markante Architektur zu beeinträchtigen, sagen die Planer. Um die Bausubstanz intakt zu lassen, bezogen sie bei der Erweiterung des Hauses bisher ungenutzte Areale wie den Unterbodenbereich und die Terrasse mit ein. So gelang es, das „Artefakt als Einheit“ zu bewahren, und gleichzeitig physische und optische Verbindungen zum umliegenden Grün herzustellen, sagen sie.
Modernistischer Luxus
Die Material- und Farbpalette im Innen- und Außenraum wird ebenfalls bestimmt von der umliegenden Natur, aber auch von der Geschichte des Hauses. So trifft man auf zahlreiche Nuancen in Oliv- und Smaragdgrün bei Möbeln, Textilien und Wänden. „Wir wollten einen visuellen Charakter entwickeln, der sich aus dem Erbe der Melbourner Moderne ableitet, der aber auch einen eindeutigen zeitgenössischen Ausdruck darstellt“, erklären die Architekten von Kennedy Nolan.
Im Mid-Century-Look
Besonders prägnant sind die grün-weißen Muster auf Fassade und Fliesen des Gebäudes. Im Interieur geben hölzerne Wandvertäfelungen den Ton an. Diese Holzelemente sowie die gezackten Grafiken passen zur DNA des Mid-Century-Hauses, während zeitgenössische Möbel für ein frisches Gesamtbild sorgen. Die Architekten erhielten allerdings auch historische Elemente wie beispielsweise ein von Kagan entworfenes Studienregal. So gelang Kennedy Nolan eine harmonische Verbindung von modernistischer Geschichte und zeitgemäßem Komfort.
FOTOGRAFIE Derek Swalwell
Derek Swalwell
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