Mini in Moabit
Ein kleiner Wohntraum auf 21 Quadratmetern von Paola Bagna
Wenn man diese kleine, 21 Quadratmeter große Einzimmerwohnung in Berlins ehemaligem Arbeiterbezirk Moabit betritt, versteht man sofort: Jeder Quadratmeter kleiner Apartments steckt voller Möglichkeiten. Die junge Architektin Paola Bagna hat in Zusammenarbeit mit John Paul Coss dieses Mini-Raumwunder geschaffen – ohne dabei den alltäglichen Komfort der Bewohner aus dem Blick zu verlieren.
Die Bauherren wollten und mussten alles herausholen aus ihrem winzigen Berliner Altbautraum. Um ihrer zukünftigen Wohnung Lebensqualität abzuringen, war der erste Schritt, alle vorhandenen Einbauten und Wände rauszureißen. Der ursprüngliche Grundriss umfasste zwei kleine Räume auf 21 Quadratmetern Grundfläche: ein Wohn- und Schlafzimmer sowie eine Küche. Eine für die Berliner Gründerzeit typische Aufteilung in den Behausungen der Arbeiterviertel. Die Toilette befand sich damals außerhalb der Wohnung im Treppenhaus und wurde nachbarschaftlich geteilt. Nachdem das Apartment in den letzten Jahrzehnten unter diversen Umbauten leiden musste, war es Paola Bagnas Hauptanliegen, in dem ihr zur Verfügung stehenden Raum wieder eine zeitgemäße und gesunde Balance aus Wohnlichkeit und Funktionalität herzustellen und damit in der Tradition der Gebäudetypologie zu bleiben. Dazu griff sie auf eine Raum-in-Raum-Lösung zurück, die die Immobilie in horizontale und vertikale Zonen teilt und die Wohnfläche gefühlt verdoppelt.
2 Quadratmeter
Als hölzerne Kiste getarnt, steht das Bad unmittelbar neben dem Eingangsbereich und bildet mit diesem einen schmalen Flur, von dem aus eine Tür in den gerade einmal zwei Quadratmeter großen Nassbereich führt. Der Innenraum wurde in seinen Dimensionen auf das Minimum reduziert: Und trotzdem sind eine Regendusche, ein großes Waschbecken und eine Toilette integriert. Beleuchtet wird das Bad mit Deckenspots – sogar ein wenig Tageslicht dringt durch einen verglasten Schlitz in der Decke. Die Architektin versucht auch hier, die Historie des Gebäudes miteinzubeziehen: Eine schmale Bordüre aus Jugendstil-Fliesen ist eine versteckte Referenz auf die Ursprünge des Hauses.
5 Millimeter
Die Deckenhöhe des Badezimmers ist ebenso minimiert, um Platz für das darüber liegende Mezzaningeschoss zu schaffen. Und auch sonst ist der eingeschobene Raum das Schlüsselelement der Umgestaltungsidee von Paola Bagna: Er teilt die Gesamtfläche in Zonen und nimmt an und in seinen Außenwänden die weiteren Funktionen auf – wie Küchenschränke, Entlüftungssystem, Entwässerung und Stauraum. Als kleiner, aber ebenfalls bedeutender Auswuchs führt eine aus fünf Millimeter starkem Stahlblech gefaltete Treppe hinab von der oberen Schlafebene und kommt auf einem leicht erhöhten Zwischenpodest an. Hier haben die Bewohner Zugriff auf einen weiteren Schrank, der über die komplette Raumhöhe geht: Verschenkt wird in dieser Wohnung wirklich nichts. Zumindest keine Zentimeter!
FOTOGRAFIE Ringo Paulusch
Ringo Paulusch