Monochrom in Holz
1 / 9
Eine Kinderkrippe im südjapanischen Fukuoka bringt Rationalität und Schönheit zusammen. Entworfen wurde der Holzbau vom jungen japanischen Architekten Uchida Tak, der modulare Bauweise mit einem flexiblen Raumkonzept verband.
Ein „T“ kommt selten allein. Gleich drei Charakteristika einer Kinderkrippe in der japanischen Präfektur Fukuoka lassen sich auf den wohl architektonischsten aller Buchstaben reduzieren: Holz (Timber), Dachstühle (Trusses) und Trapeze. Auch wenn diese Zutaten ein eher solides Ergebnis suggerieren, hat die T-Nursery von Uchida Tak mit architektonischer Hausmannskost nur wenig gemeinsam. Der vollständig aus Holz gefertigte Bau in einem Vorort der Stadt Dazaifu ist ein Verwandlungskünstler mit Wohlfühleffekt.
Räumliche Erweiterung
Anstoß des Projektes war der gestiegene Platzbedarf einer Kinderkrippe, die um zwei zusätzliche Gruppenräume erweitert werden sollte. Die Region um Dazaifu widerspricht zur Zeit dem Trend der sinkenden Geburtenraten in Japan. Da nicht auszuschließen ist, dass sich auch hier die Entwicklung umkehren wird, stand Flexibilität bei der Planung an vorderster Stelle. „Ich wollte das Gebäude als einen großen, zusammenhängenden Raum realisieren, der ohne Stützen auskommt. Die Architektur ist damit auf sämtliche Weiternutzungen vorbereitet“, erklärt Uchida Tak, der sein Büro in der nahe gelegenen Stadt Araki Kurume unterhält.
In ihrer gegenwärtigen Konfiguration ist die Krippe in zwei Räume für Kinder bis und über einem Jahr unterteilt. Zwischen ihnen sind die Toiletten und Bäder untergebracht, während zwei getrennte Küchen für die Zubereitung altersgerechter Speisen zur Verfügung stehen. Da die Trennwände keine tragende Funktion übernehmen, können sie im Falle einer Umnutzung jederzeit entfernt oder neu platziert werden. Würde das Gebäude in seinen Rohzustand zurückversetzt, wäre es ein Open Space mit einer Grundfläche von 150 Quadratmetern.
Modularität und Effizienz
Damit der Innenraum auf einer Breite von neun Metern stützenfrei überbrückt werden konnte, wählte Uchido Tak eine einfache wie effiziente Lösung: Vier senkrechte Holzbalken, die untereinander mit Querträgern verstärkt wurden, bilden zusammen einen tragenden Pfeiler. Sechs Pfeiler flankieren jeweils die beiden Längsseiten des rechteckigen Gebäudes und ergeben dessen statisches Gerüst.
Zwischen den Pfeilern spannen sich fünf Dachstühle mit einem trapezförmigen Querschnitt. Um die Bauzeit zu verkürzen, wurden die Dachstühle in einer Holzfabrik vorproduziert, zur Baustelle gefahren und anschließend per Kran auf ihre Position gebracht. Da die Dächer jeweils auf den Außenseiten der Pfeiler ruhen, tut sich zwischen ihnen eine Lücke auf. Indem diese mit schmalen Flachdächern geschlossen wurden, entstand die markante Silhouette des Gebäudes in Form einer verzerrten Zickzack-Linie.
Kontinuierliche Blickachsen
Im Inneren wird die Materialität des Holzes zu einem monochromen Raumerlebnis gesteigert. Der Boden besteht aus geölten Dielen, sämtliche Wände und Decken sind mit blanken Sperrholzplatten verkleidet. Für einen Kontrast sorgt das offen liegende Stabwerk der Pfeiler und Dachstühle, die nicht nur die Konstruktion des Gebäudes lesbar machen. Die diagonalen Träger verleihen den Raumgrenzen plastische Tiefe und erzeugen einen dynamischen Schattenwurf, der mit dem Sonnenstand variiert.
Obwohl die Räumhöhe zwischen den einzelnen Dachmodulen bei nur 2,2 Metern liegt, ist dennoch keine Platzangst zu befürchten. Schließlich ziehen die unverbauten Dachstühle die Blicke unweigerlich nach oben, wo trapezförmige Fenster viel Tageslicht herein lassen. Kontakt zur Außenwelt versprechen die schmalen Fenster, die vom Boden bis in eine Höhe von knapp einem Meter reichen. Während die Blicke der Erwachsenen lediglich auf hölzerne Wände treffen, können die Kinder zu beiden Seiten des Gebäudes hinaus ins Freie schauen. Bei allem Bemühen, das Nutzungskonzept offen zu halten: Uchida Taks Entwurf ist keine bloße Box, in der zufällig Kinder spielen. Die Architektur wurde den Kleinen passend auf den Leib geschnitten.
FOTOGRAFIE Hiroyuki Kawano
Hiroyuki Kawano
Mehr Projekte
Bauhaus-Comeback in Budapest
Umbau einer Dreißigerjahre-Wohnung von Sarolta Hüttl
Zwischen Himmel und Holz
Dachbodenausbau von studio franz und coco in den Schweizer Bergen
Mit Hang zur Höhe
Wohnhaus auf kleiner Fläche in Unterfranken von ToB.Studio
Pleats please!
Das W House in London von Bureau de Change
Bio-Bau am Seeufer
Haus A/Z am Ammersee von Arnold / Werner Architekten
Naturpanorama in Costa Rica
Wohnhaus von Formafatal mitten im Dschungel
Minimalismus am Waldrand
Der Bungalow U7A von KANANI verbindet Architektur und Natur
Ein-Euro-Haus
Modernisierung eines baufälligen Stadthauses in Sizilien von Studio Didea
Ein Haus für perfekte Gastgeber
Küchenanbau von Studio McW in London
Beton, Farbe und Licht
Wohnsiedlung Rötiboden von Buchner Bründler Architekten am Zürichsee
Goldener Schnitt
Einfamilienhaus von Raúl Sánchez Architects bei Barcelona
Der Flur als Bühne
Wohnungsumbau in Mailand von Kick.Office
Höhenflug in Madrid
Burr Studio verwandelt Gewerbefläche in eine loftartige Wohnung
Camouflage im Eichkamp
Berliner Familienresidenz von Atelier ST
Mid-Century im Stadthaus
Renovierung und Erweiterung eines Hauses in Barcelona
Lautner, but make it Cape Town
In den Fels gebaute Villa Lion’s Ark an der Küste Südafrikas
Ein Zuhause aus Licht und Pflanzen
Umbau einer Sechzigerjahre-Wohnung in Mailand von SOLUM
Wohnen in Blockfarben
Umbau einer Scheune bei Barcelona von h3o Architects
Olympisches Raumspiel
Reihenhaus-Renovierung im Olympischen Dorf München von birdwatching architects
Ganz der Kunst gewidmet
Atelier für eine Malerin in Germantown von Ballman Khapalova
Heiter bis holzig
Zweigeschossiges Wohnhaus mit Farbakzenten im Hudson Valley von nARCHITECTS
Kreative Transformationen
Nachhaltiges Bauen mit regionalen Ressourcen und innovativen Produkten von JUNG
Von der Enge zur Offenheit
Filmreifer Wohnungsumbau in Madrid von GON Architects
Leben im Schweinestall
Historisches Stallgebäude wird modernes Familienheim
Surferträume im Reihenhaus
Umbau eines Sechzigerjahre-Wohnhauses in Norwegen von Smau Arkitektur
Wabi-Sabi am Hochkönig
Boutiquehotel stieg’nhaus im Salzburger Land von Carolyn Herzog
Faltbarer Transformer
Ein ländliches Wochenendhaus in Argentinien von Valentín Brügger
Funktionale Fassaden
Verschattung im Bestand und Neubau
Wohnhaus in Kurvenlage
Neubau mit rundem Garten in Südkorea von Sukchulmok
Palazzo mit Patina
Umbau eines apulischen Anwesens durch das Architekturbüro Valari