Mythen, Fjorde und Häuser
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Wenn in Norwegen die Sonne untergeht, öffnet sich ein Reich von Legenden und Mythen. Felsen erinnern an Trolle, die einst Sonnenstrahlen versteinern ließen; Birkenäste an gewundene, die Welt umspannende Seeschlangen – und moderne Freizeitdomizile an traditionelle, hölzerne Fischerhäuser aus vergangenen Zeiten. Doch auch bei Tageslicht bleibt dieser mitunter Eindruck erhalten, zumindest bei Naust paa Aure, ein nach Plänen des Architekturbüros TYIN tegnestue konvertiertes Bootshaus aus dem 18. Jahrhundert.
Konvertiert im wahrsten Sinne des Wortes: Das alte Gebäude musste aufgrund seines heruntergekommenen Zustands für das neue Projekt weichen, diente ihm aber als Inspirationsquelle. Form, Fundament und auch die verwendeten Materialien wurden so weit wie möglich wiederverwendet, wodurch der „Neubau“ seinen traditionellen Charakter beibehält.
Aus Alt mach Neu
Das Gebäude liegt in einer kleinen Schlucht in einer einsamen Fjordlandschaft im Nordwesten Norwegens. Es steht auf einem großen Steg, der aus dem alten Holzbestand des Bootshauses konstruiert wurde. Auch die Innen- und Außenverkleidung des Satteldachgebäudes sind damit verkleidet. Wo das Material nicht ausreichte, wurde neues norwegisches Kiefernholz eingesetzt, das – mit einem umweltfreundlichen Mittel imprägniert – im Lauf der Zeit die gleiche silbergraue Patina wie sein Vorbild erhalten soll. Die hohen, sich an der Rückseite des Gebäudes befindenden Fenster wurden ebenfalls recycelt. Sie stammen zwar nicht aus dem alten Inventar des Boothauses, jedoch vom Bauernhof des Bauherrn. Für die in eine Terrasse übergehende Vorderseite schufen die Architekten hölzerne Rollläden, die sich mit Hilfe eines schlichten Stahlbeschlags nach oben zu einer Art Baldachin aufklappen lassen. An der Innenseite sind sie mit Segeltuchstoff bespannt, das eine angenehme Helligkeit ausstrahlt, sobald innen das Licht angeht. Dies stört jedoch nicht den historischen Charakter des Hauses.
Zufluchtsort mit Ausblick
Auch der Innenraum zeichnet sich durch eine rustikale Anmutung aus. Er ist spärlich eingerichtet und lässt an vergangene Zeiten denken. Wände, Boden und Decken sind aus naturbelassenem Holz gefertigt, nur die Balken wurden weiß gestrichen. Somit wirkt der Innenraum, wenn die Holzläden hochgezogen sind, wie eine überdachte Erweiterung der Terrasse. Einen besonderen Blickfang bilden Felssteine, die in den Bau integriert sind und sich an der geschlossen Längsseite – gegenüber der Terrasse – befinden. Vor ihnen hängt eine Feuerstelle in Form eines Metallkessels von der Decke; daneben wurde eine Holzbank an die Wand angebracht, die zum Festlandinneren gerichtet ist und Stauraum für den Brennholzvorrat sowie weitere Dinge bietet. Gegenüber – an der Nordseite des Hauses – befindet sich ein großes Tor: Geöffnet bietet es nicht nur eine fantastische Aussicht auf das Gewässer, vielmehr wird es zu einem Rahmen, der die Natur einfasst und das Gefühl eines Zufluchtsortes unterstreicht – vielleicht vor den erwachenden Mythen und Legenden oder einfach nur vor dem rauen Wetter.
FOTOGRAFIE Pasi Aalto
Pasi Aalto
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