Natursteinrefugium
Solarbetriebener Rückzugsort von Mariana de Delás auf Mallorca

In der Nähe von Palma de Mallorca gestaltete die Architektin Mariana de Delás eine verfallene Steinhütte in einen Behausungsprototyp für neue Generationen von Reisenden und digitalen Nomad*innen um, die eine Verbindung zur Natur suchen, ohne sich auf einen Ort festlegen zu wollen.
Eine Fahrt durch das Inland der spanischen Insel Mallorca offenbart nicht nur weitläufige Felder voller Zitrusfrüchte und Olivenhaine, sondern auch oftmals verfallene Steinstrukturen. Die kleinen Hütten scheinen keine Funktionen mehr zu erfüllen, haben zum Teil keine Dächer oder wurden von der Vegetation überwuchert. Einst dienten sie in den landwirtschaftlichen Gegenden als Lager- und Zufluchtsorte. Die Ernte, Werkzeuge oder Geräte konnten darin untergebracht werden. Jäger und Schäfer fanden dort bei Sturm und Regen Schutz. In der Regel bieten die Hütten zwischen fünf und zwanzig Quadratmeter Platz in ihrem Inneren.
Projekt mit Perspektive
Die spanische Architektin Mariana de Delás pendelt zwischen Barcelona, Madrid und Palma de Mallorca. Sie legt bei ihren Projekten in urbanen oder ländlichen Gegenden viel Wert auf Natur, Ökologie und Umweltschutz. Ihr sogenanntes 12 Volt Retreat in der Nähe von Palma dient als Fallstudie für ein Behausungskonzept, das perspektivisch auf der ganzen Insel umgesetzt werden könnte.
Roter Metallrahmen
Die Grundsubstanz der Natursteinhütte mit Dachziegeln wurde zu weiten Teilen erhalten. Der bedeutendste architektonische Eingriff ist ein großformatiges Klappfenster mit einem roten Metallrahmen, das nicht nur für einen lichtdurchfluteten Raum sorgt, sondern durch eine großzügige Holzauskleidung auch eine Sitzfläche bietet. Die Möglichkeit zum Verweilen und der Klappmechanismus der Fensterfläche schlagen eine Brücke zwischen Innen- und Außenraum. Diese Verbindung zeigt sich auch in Details wie etwa den Sitzflächen der Hocker, die aus dem gleichen Naturstein bestehen wie die Fassade. Das Rot des Fensterrahmens wird in weiteren Elementen – wie den Beinen der Sitzmöbel, Leuchten oder Wohnaccessoires – wiederholt. Die Möbel und Einbauten wurden vom Team der Architektin gestaltet und gefertigt.
Leben mit nur 12 Volt
Die namensgebenden Elemente des 15 Quadratmeter großen Refugiums sind die Geräte, die für die Strom- und Wasserversorgung zuständig sind. Sie werden aus Brandschutzgründen mit maximal 12 Volt betrieben, da die umgebende Vegetation sehr trocken ist. Zusätzlich gehört eine mit Solarmodulen bestückte Schubkarre zur Ausstattung, die je nach Sonnenstand platziert werden kann und die internen Stromspeicher und Batterien im Haus versorgt. Es können damit sogar Laptops und die Wasserpumpe betrieben werden.
Eine Schubkarre als Zukunftssymbol
Die Schubkarrenkonstruktion kann in Einzelteile zerlegt und transportiert werden. Das entspricht Mariana de Delás’ Vorstellung, dass jüngere Generationen einen zunehmend nomadischen Lebensstil anstreben und sich nur temporär an Orte binden wollen. Sobald Batterien mit hohen Kapazitäten leichter transportabel werden und die Versorgung nicht mehr in der Architektur verankert werden muss, können immer mehr Menschen dieser Lebensweise folgen. Die Solarschubkarre soll sinnbildlich für diesen Wunsch stehen. Das 12 Volt Retreat könnte der Anstoß für zahlreiche weitere abgelegene Rückzugsorte auf ganz Mallorca sein, die von Reisenden vorübergehend für eine Auszeit oder zum Arbeiten genutzt werden.
FOTOGRAFIE Tomeau Canyellas
Tomeau Canyellas
Entwurf | Mariana de Delás |
Team | Ines Von Bingen, Miguel Anibal-Alvarez |
Ort | Palma de Mallorca |
Fertigstellung | 2021 |
Fläche | 15 m² |
Hersteller Fenster + Stahlmöbel | 2Monos Studio |
Kunstwerke | Felipe Martinez - Villalba, Rodrigo Molinero |
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