Off-Grid
Luxus Einfachheit: ein Off-Grid-Haus im australischen Busch.
Anfänglich sollte das Pump House im australischen Buschland nicht viel mehr als ein scheunenartiger Unterstand werden. Die Bauherren, ein Tischler und seine Frau, benötigten einen geschützten Raum für Wasserpumpe und Farmgerätschaften sowie für die regelmäßigen Wochenendbesuche bei ihrem Pferd. Die enge Zusammenarbeit mit Nicholas Russo von Branch Studio Architects aus Melbourne ließ das Projekt jedoch deutlich anspruchsvoller werden. Gemeinsam entwickelten sie ein Gebäude, das in seiner Einfachheit nicht spektakulärer sein könnte.
Am Ufer eines großen Stausees mit angrenzendem Weide- und Buschland erbaut, liegt der kubische Baukörper harmonisch eingebettet zwischen Wasser und Wiesen. „Konstruiert und größtenteils entworfen durch den Bauherren an freien Wochenenden und verregneten Montagen, ist die kompakte Konstruktion eher ein Produkt ausgiebiger Diskussionen, denn starrer Baupläne“, erklärt Nicholas Russo, „Wir waren uns einig in der Suche nach einer Alternative zum konventionellen Standardhaus sowie in der Überzeugung, dass architektonische Detailfreude, konstruktive Einfachheit und Kosteneffizienz sich keineswegs ausschließen müssen.“
Kompromisslos einfach
Passend zur ländlichen Umgebung sowie dem minimalistischen Anspruch entstand die Grundkonstruktion aus Sperrholzplatten und rauem Schnittholz. Dach und Fassade wurden mit schwarzem Wellblech verkleidet, das im starken Kontrast zum hellen Holzton steht und das Gebäude entschieden modern wirken lässt. Die vor Ort maßgefertigten Fenster, Türen und Tischlerarbeiten verleihen dem Haus einen gleichermaßen hochwertigen wie individuellen Charakter und sprechen für die handwerkliche Kunstfertigkeit des Bauherren. Um einen zentralen Erschließungskern herum wurden zwei Räume gruppiert, die Platz für ein Studio, den Schlaf- Wohn- und Essbereich bieten. Die Einrichtung wurde auf das Wesentliche reduziert: Hölzerne Tischlermöbel wie Doppelbett, Regalsysteme und Küchenzeile ergänzen sich mit Sitzgruppe, Esstisch und Stühlen. „Die Bescheidenheit der ursprünglichen Idee – der Ansatz auf alles Überflüssige zu verzichten – ist dank der schnörkellosen Bauweise und der robusten Materialität immer noch überall spürbar“, so Russo.
Transparent effizient
Zur Nord- und Südseite hin öffnet sich das Gebäude über gläserne Schiebetüren, die das Sonnenlicht ungehindert passieren lassen. Die leichte Auskragung des Daches schützt dabei vor zu starker Hitzeentwicklung und bietet gleichzeitig einen Regen- und Sonnenschutz für die vorgelagerten Terrassen. Zwei schmale Panoramafenster in der Westfassade sorgen für warmes Licht am Nachmittag, das durch die dichten Wipfel der angrenzenden Bäume gefiltert wird. Der eingerahmte Blick in das grüne Blattwerk wirkt beinah wie ein bewegtes und äußerst dekoratives Gemälde, während die Aussicht über die verglaste Süd- und Nordfassade den komprimierten Innenräumen zu einer spektakulären Weite und Helligkeit verhilft. Vom Wohn- und Essbereich aus genießen die Bewohner den idyllischen Seeblick, vom Schlafbereich aus die grünen Weideflächen und auf beiden Seiten den direkten Kontakt mit ihrem Pferd George.
Der Anspruch auf Einfachheit und Naturverbundenheit äußert sich jedoch nicht nur in der architektonischen Gestaltung. Das kleine Wochenendhaus ist auch energietechnisch genügsam: Regenwassertanks, Solarzellen und ein wärmender Holzofen machen die Bauherren völlig unabhängig von Netzbetreibern und Versorgungsunternehmen. „Eine Zelebrierung des Alltäglichen“ nennt der zufriedene Architekt das Gemeinschaftswerk. Und mit Sicherheit ist das Pump House ein gutes Beispiel dafür, dass Luxus sehr einfach sein kann.
FOTOGRAFIE Lakshal Perera
Lakshal Perera
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