Sandwürmer
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In keinem europäischen Land wird die Länge der Küste so oft thematisiert wie in Belgien - 67 Kilometer ist sie lang, oder besser gesagt: kurz. Dennoch haben die Belgier es verstanden, aus ihrem kleinen Gestade eine bekannte Urlaubsdestination zu machen, die sich alle drei Jahre im Frühling in einen Schauplatz für zeitgenössische Kunst verwandelt. Seit ein paar Wochen stehen wieder anlässlich der Triennale Beaufort verschiedene Skulpturen zwischen Wattenmeer und Dünen der flämischen Badeorte: von bootsähnlichen Holzfiguren, die bei Flut halb im Wasser versinken, über bunte Seefahnen, die unverwüstlich im Winde wehen, bis zu wurmähnlichen Weidenbauten, die zwischen Sandstrand und Gräsern wundervoll mit Licht und Schatten spielen.
Der Sandwurm: 1965 beschrieb ihn Frank Herbert in seinem Science-Fiction-Roman „Der Wüstenplanet“ als unheimliches Wesen. Bei einer Länge von bis zu 400 Metern lebte er mit dreigeteiltem Maul und ohne Augen in der Einöde, vermied Wasser und Luftfeuchtigkeit und ernährte sich von dem, was er an der Sandoberfläche vorfand. Knapp 40 Jahre später verlieh ihm Marco Casagrande eine neue Gestalt: Er schuf für die diesjährige Ausgabe der belgischen Kunsttriennale Beaufort 04 eine Skulptur, die zwar nicht ganz an das Original heranreicht, bei einer Länge von 45 Metern und einer Breite von 10 jedoch keineswegs zu unterschätzen ist.
Architektur als Teil der Natur
Der finnische Architekt, der längere Zeit in Taiwan arbeitete und dort auch eine Professur für ökologische Stadtplanung an der Tamkang-Universität inne hat, ist bekannt für seine umweltorientierten Entwürfe. Er versucht stets, neben den klimatischen und kulturellen Bedingungen, die Essenz des Ortes zu erfassen. Im Falle des temporären Baus für die Biennale wollte Marco Casagrande keinen Gegenpol zu der schönen, spröden Nordseelandschaft schaffen. Vielmehr setzte er sich zum Ziel, das von Menschenhand erbaute zu einem Teil der Natur werden zu lassen.
Geometrische Schattenspiele
Das Resultat ist ein zu 100 Prozent aus Weidenruten bestehender Pavillon, der sich wie ein überdimensionaler Holzwurm zwischen Wasser und Düne entlang schlängelt und, anders als viele der anderen Kunstwerke, von verschiedenen Standpunkten kaum auszumachen ist. Sein 320 Quadratmeter großer „Bauch“ besteht aus einem tunnelförmigen Innenraum, der einerseits Schutz vor Sonne und den starken Böen der Nordsee bietet, und andererseits einen atmosphärischen Parcour umfängt. Durch die schmalen Zwischenräume des Weidengeflechts fällt das Tageslicht, ohne den Blick auf die Landschaft jemals ganz zu verstellen. Dabei werfen die tanzenden Schatten der vielen Zweige ein abstraktes Muster auf den Sandboden und erfüllen das Innere mit einer freundlichen Helligkeit, die nichts gemein hat mit Frank Herberts augenlosen Wüstenwesen.
FOTOGRAFIE Nikita Wu
Nikita Wu
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