Sanfter Panzer
Elefanten, Krokodile, Löwen, Büffel: die Sandibe Safari Lodge von Michaelis Boyd Associates in Botswana.

Das Londoner Architekturbüro Michaelis Boyd Associates hat mit der Sandibe Safari Lodge in Botswana eine Unterkunft aus nachhaltigen, lokalen Materialien entworfen.
Das Okavango-Delta wird von Tourismusexperten gerne als Afrikas letztes Paradies bezeichnet. Es erstreckt sich auf mehr als 20.000 Quadratkilometer und ist damit eines der größten Feuchtgebiete Afrikas. Jedes Jahr zieht diese einmalige Landschaft tausende Safari-Touristen an, um Elefanten, Flusspferde, Krokodile, Löwen, Büffel oder Antilopen in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten.
Natur als Vorbild
Direkt am artenreichen Moremi-Wildreservat an einem Strang des Okavango-Deltas, der permanent Wasser führt, haben Alex Michaelis und Tim Boyd vom Londoner Architekturbüro Michaelis Boyd Associates die Sandibe Safari Lodge gebaut. Nachhaltiges Design stand für die Architekten im Vordergrund. Sie verwendeten überwiegend Naturmaterialien aus der Umgebung, die sich leicht recyceln lassen, und verzichteten bewusst auf Beton für die ausschließlich oberirdische Konstruktion. Solarpanele versorgen die Lodge mit Elektrizität. Bewusst distanzierten sich die Architekten vom dunklen Lodge-Look, der in dieser Region üblich ist. Mit hellen Materialien und lichtdurchfluteten Räumen nehmen sie die Farben der Umgebung auf.
Tafeln unterm Schildkrötenpanzer
Wer die Zufahrt der Lodge durchquert, der ahnt noch nichts von der Luxusunterkunft auf der Höhe der Zeit. Eine zwischen Bäumen versteckte Laube gibt einen ersten Eindruck von ihrem puristischen Stil. Herzstück der Lodge ist der offene Restaurant- und Verwaltungsbereich mit einem Safari-Shop. Er liegt eineinhalb Meter über dem Boden und ist über Treppenstufen erreichbar. Gebogene Holzrippen bilden das Dach und erinnern entfernt an einen Schildkrötenpanzer. Sie sind zu Dreiviertel gedeckt und setzen sich dann „nackt“ zum offenen Hof fort. Sie schaffen eine optische Verbindung vom Innen- und Außenraum. Um die Bar sind Stühle und Tische gruppiert, daneben befindet sich eine Sofaecke vor einem gusseisernen, schwebenden Kamin. Die Einrichtung ist reduziert gehalten. Ausnahmen bilden Fundstücke aus der Natur wie exotische Wurzeln. Geflochtene Lampenschirme nehmen die Struktur des Daches auf.
Wohnen im Nest
Das Restaurant inmitten von Palmen und Feigenbäumen ist von zwölf Suiten umgeben, die auf Pfählen errichtet wurden und so an Baumhäuser erinnern. Die Gäste sollen sich darin wie in einem Nest fühlen. Gerundete Ecken, Waschbecken aus Kupfer und hängende Spiegel geben ihnen zugleich ein Gefühl von Luxus und Geborgenheit. Zugleich genießen sie durch die großen Fenster den Blick in die Natur. Private Terrassen und Pools eignen sich sowohl für kältere als auch für wärmere Tage, denn jede Suite hat eine private Feuerstelle. Die Dächer der Suiten sind aus Holz, ihre Schindeln erinnern an die Panzer von Schuppentieren.
Hotels weltweit
Nachdem die Architekten Alex Michaelis und Tim Boyd bei der Gründung ihres Büros auf das moderne An- und Ausbauten historischer Wohnungen in London konzentrierten, gehören nun zunehmend Hotelgruppen und Restaurantbetreiber zu ihren Auftraggebern, im afrikanischen Busch ebenso wie in Millionen-Metropolen. Ihnen verdankt das Berliner Soho House seinen Look, ebenso wie das Restaurant Marzano in Shanghai. 2016 soll der Neubau eines 155-Zimmer-Hotels im New Yorker Stadtteil Williamsburg fertig werden. Demnächst kehren die Architekten zu ihren Wurzeln zurück und bauen in der Londoner Battersea Power Station, einem ehemaligen Kohlekraftwerk, 256 Luxus-Lofts.
Die Sandibe Safari Lodge war nicht das erste Projekt von Michaelis Boyd Associates in Afrika, und diese Erfahrung merkt man dem Projekt an. Es fügt sich erstklassig in seine einzigartige Umgebung ein und bricht dennoch mit Traditionen und Klischees. Auf diese Weise gelingt den Architekten tatsächlich etwas Neues und zugleich Authentisches.
FOTOGRAFIE Sandibe Safari Lodge/ Dook
Sandibe Safari Lodge/ Dook
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