Schein im Schacht
Kubische Formen, viel Beton und eine kluge Lichtinszenierung: Familienvilla unter Bäumen.
Kubische Formen, viel Beton und eine kluge Lichtinszenierung inmitten von waldartiger Natur: Das aktuelle Projekt von Wave Architecture, die Familienvilla House BT, fällt mit Extravaganz und Großzügigkeit auf. Vor allem aber gelingt die Koexistenz mit den schönen, aber lichtraubenden Bäumen im Garten.
Schon lange, bevor sie sich zum Hausbau entschlossen haben, interessierten sich die Auftraggeber für die Arbeit der Innenarchitekten Claire Bataille und Paul Ibens. Die beiden hatten 1968 in Brüssel ihr Büro Bataille & Ibens Design eröffnet, bekannt für Minimalismus. Bataille & Ibens fusionierten vor ein paar Jahren mit dem jungen Architekturbüro Wave, ausgestattet mit demselben Gefühl für Perspektive, Licht, Proportionen und Details. Genau in diesem Stil sollte auch das neue Zuhause der vierköpfigen Familie am Stadtrand von Brüssel entstehen. Ein zeitgenössisches Gesamtbild wurde gewünscht, mit einem räumlich getrennten Kinder- und Elterntrakt und viel Tageslicht. Für alle weiteren Details ließen die kunstbegeisterten Bauherren dem Architektenteam freie Hand.
Der Sonne entgegen
Herausfordernd war in erster Linie die Beschaffenheit des Baugrundstücks, mit relativ kleiner Grundfläche und sehr hohen Bäumen. Um das Tageslicht trotzdem optimal zu nutzen, entwarfen Wave zwei eigenständige, mit einem Gang verbundene Wohntrakte in Sichtbeton: Wohnraum, Küche und Kinderzimmer doppelgeschossig auf der einen und der eingeschossige Elternbereich auf der anderen Seite. Dazwischen liegt ein Innenhof mit Wasserbecken. So entstand ein Grundriss mit viel Außenbezug.
Großzügige Wohnvolumen
Hauptachse der architektonischen Problemlösung ist der vollständig verglaste Gang, der mit seiner zentralen Position zwischen beiden Trakten das Tageslicht großzügig verteilt. Doch auch bei den beiden Wohnvolumen selbst achteten die Belgier darauf, möglichst viel Licht hereinzulassen. Die Treppe beispielsweise, die Wohnbereich und Kinderzimmer im Obergeschoss verbindet, leitet dank Oberlicht reichlich Morgensonne nach unten. Die beiden Kinderzimmer mit ihren Bädern wiederum profitieren von raumhohen Fenstern und einem Balkon davor. Auch das Elternschlafzimmer im anderen Hausteil genießt mit großzügiger Verglasung Ausblicke in den Garten und viel Licht.
Abwechslungsreiches Kontrastprogramm
Genauso viel Augenmerk wie auf das Spiel mit Tageslicht legten die Architekten auf den Einsatz von Kunstlicht. Markante Lichtbänder aus in die Betondecke eingelassenen Neonröhren durchziehen das Haus. Auch sonst wurde im Interior natürlich nichts dem Zufall überlassen. Hölzerne Verkleidungen in der Küche schaffen angenehme Kontraste zu dem nackten Beton und den weißen Wänden. Genauso wie außen, wo der Beton gegensätzliche Verbindungen mit dem üppigen Grün des Gartens eingeht. „Wir wollten einfach ein ganz anderes Material als die üblichen Backsteine benutzen, die man überall sieht“, erklärt Architekt Paul Ibens die Sichtbetonfassade.
Coole Extravaganz
Ganz anders als bei klassischen Familienvillen wurden beim House BT auch Gartenanlage, Möbel und Einrichtungsgegenstände konzipiert: Streng, kühl, unaufgeregt und dennoch extravagant wirken sie. So wie das Projekt in seiner Gesamtheit, das mehr einem zeitgenössischen Stillleben als einem gemütlichen Familiennest ähnelt. Vor allem trägt es jedoch die typische Handschrift von Claire Bataille und Paul Ibens, die die beiden mittlerweile Endsiebziger zu immer zeitgemäßen Architekten macht.
Alle Beiträge im Special zur Light + Building 2016: Bitte hier klicken
FOTOGRAFIE Hendrik Biegs
Hendrik Biegs
Special: Light + Building 2016
Von Scheiben, Schaltern, Träumen und einer Branche in der Pubertät
www.designlines.deMehr Projekte
Mehr Stimmung als Stromverbrauch
Innovative Beleuchtung von Fagerhult im Bol-Headquarter
Nachhaltig auf allen Ebenen
Intelligente Lichtlösungen für den Bürokomplex Tripolis-Park in Amsterdam
Neues Licht fürs Quartier
TRILUX inszeniert den Potsdamer Platz in Berlin mit Manufakturleuchten
Rückzugsort für Macher
Lichtinszenierungen im Coreum Hotel von Studio De Schutter
Licht als Szenografie
Artemide illuminiert den neuen BMW Showroom in München
Licht für die Stille
Neue Beleuchtung für die Meereskapelle Upinniemi in Finnland
Wohnliche Aussichtstürme
Elva Hotel in Norwegen von Mange Bekker Arkitektur
Filmreife Kulisse
Ein Arbeitsplatz in Berlin-Kreuzberg als cineastische Hommage von RHO
Tanzen mit OMA
Nachtclub Klymax auf Bali in Kooperation mit DJ Harvey
Disko unterm Fresko
Umbau einer Villa am Comer See durch J. Mayer H.
Licht verbindet
Umbau und Erweiterung der alten Buntweberei in Eislingen
Duale Spirale
Neuer Bershka-Shop von OMA in Mailand
Effizienter Holzbaukasten
Büroneubau in Oslo mit durchdachter Lichtplanung
Nachhaltig, individuell, vernetzt
Die neuen Lichtlösungen für moderne Arbeitswelten von TRILUX
Kulturelle Schnittstelle
Neue Showrooms von JUNG in Europa und Asien
Schaufenster fürs Licht
Neues Studio der Lichtmanufaktur PSLab in Berlin
Licht im Gewölbe
Apartmentumbau in Valencia von Balzar Arquitectos
Atmosphärisch und funktional
Lichtkonzept für das Berliner Spore Haus von Licht Kunst Licht
Leuchtende Architektur
RHO gestaltet einen flexiblen Eventspace in Berlin
Sprechende Wände
Paul Smith blickt auf das Werk von Pablo Picasso
Belebter Backstein
Mehrfamilienhaus in ehemaliger Textilfabrik in Melbourne
Baumhaus am Hang
Balmy Palmy House von CplusC Architectural Workshop in Australien
Der Periskop-Effekt
Hausumbau von Architecture Architecture in Melbourne
Shoppen im Wattebausch
Neue Jacquemus-Boutiquen von AMO in Paris und London
Tanz in der Luft
Café Constance in Montreal von Atelier Zébulon Perron
Heim aus Holz
Neubau eines Wohnhauses von Russell Jones in London
Schwimmendes Smart Home
Modernes Yachtdesign mit intelligenter KNX-Technik von JUNG
Ins rechte Licht gerückt
Medienfassade erleuchtet nachhaltige Landstromanlage am Port of Kiel
Hommage ans Licht
Haus des kanadischen Architekten Omar Gandhi in Halifax
Polychrome Praxis
12:43 Architekten gestalten Behandlungsräume in Le Corbusier-Farben