Schweizer Lernlandschaft aus Holz
Mit dem Schulhaus in Port zeigt das Zürcher Büro Skop, wie man sich im Unterricht zuhause fühlt.
Partner: Artek
Wer sich an seine Grundschuljahre erinnert, denkt vermutlich an die unbequemen Holzstühle, auf denen man kaum kippeln konnte, die geritzten, beschmierten, sonst wie bearbeiteten Tischplatten und die quietschende Tafel samt Kreidestaub. Längst passé. Im schweizerischen Port haben die Kinder gerade einen schönen neuen Holzbau bekommen, der im Inneren mit Möbelklassikern von Aino und Alvar Aalto ausgestattet ist.
Als die 3.500-Seelen-Gemeinde Port im Kanton Bern 2013 einen Schulerweiterungsbau plante, war das Interesse der Architekten immens. Die Großzahl der Entwürfe im Wettbewerb (es waren insgesamt 75) teilte die Nutzungen Schule und Kindergarten dabei in getrennte Gebäude. Martin Zimmerli, Silvia Weibel Hendriksen und Basil Spiess, das Wettbewerbsteam von Skop Architektur & Städtebau, hatte einen anderen Vorschlag: Schüler wie Kindergartenkinder sollten unter einem Dach zusammen lernen und spielen. Mit einer Grundfläche von fast 2.500 Quadratmetern ein mutiger wie gut überlegter Entwurf, geplant aus vorgefertigten Holzelementen und einer Fassadenschalung aus Weißtanne.
Hügel, Hang und Häuser
Gebaut wurde mitten in einem Wohnquartier mit Blick auf die Gebirgskette des Jurasüdfußes. Die Zürcher Architekten nehmen mit der gefalteten Dachtopographie ihres ein- und zweigeschossigen Solitärs die Umgebung auf: Das gegliederte Ensemble aus Sattel- und Trogdächern passt sich an die Lage am Hang, die Hügel und die gewachsene Siedlung aus kleinen und großen Wohnhäusern an.
Da die Schüler den Neubau sowohl an der Ostseite, als auch an der Westseite betreten, verbindet das Büro Skop mit einer außenliegenden und einer inneren Erschließungsachse. Das Raumprogramm orientiert sich diagonal zu den Himmelsrichtungen, was an den Dachfirsten ablesbar ist. Die Knicke im Grundriss der Längsfassaden gliedern die 78 Meter Länge und betonen die einzelnen Klassenräume, die so in den Vordergrund treten.
Lichte Lernlandschaft
Im Inneren überrascht die Großform für drei Kindergarteneinheiten und neun Klassen mit extrem hellen Raumabfolgen (dafür sorgen sieben großformatige Oberlichter in der Dachtopographie) und einer flexibel nutzbaren Lernlandschaft. Auch das gefaltete Dach bleibt innen gut erkennbar, da jede Klasse entweder einen First oder eine Kehle aufnimmt und so zu einem Haus im Haus werden.
Während die Fassadenschalung durch die druckimprägnierte Weißtanne kaum verwittern wird, haben Basil Spiess, Silvia Weibel Hendriksen und Martin Zimmerli sich für den Innenausbau wie Einbauschränke und Sockellisten für Eiche entschieden. Zu diesem hochwertigen Interieur passen auch die Artek-Möbel des finnischen Architekten- und Gestalterpaares Aino und Alvar Aalto. Wäre er in diesem Jahr immerhin 120 geworden, sind seine Architektur und seine Möbel aktueller denn je. Und obwohl Alvar Aalto nie eine Schule gebaut hat, eignen sich seine Gedanken- und Formenwelten besonders in diesem Bereich.
Das Paar hat sich intensiv mit dem Entwurf von Kindermöbeln auseinandergesetzt und robuste Stühle und Tische speziell für den Einsatz in Schulen und Kindergärten entwickelt. In der Dorfschule in Port finden sich so verschiedene Stuhlklassiker wie Stool 60, Chair 69, NE60 Children’s Stool oder die Tischvarianten Artek Table 91 und Artek Round Table 90 A aus Birke. Für Farbe sorgen die Stool-60-Edition von Hella Jongerius oder die Paimio-Kollektion in Gelb, Grün und Schwarz. Und da alle diese schönen Möbel ebenso gut in die eigenen vier Wände passen, fühlen sich die Kinder in Port bestimmt auch unter den neuen Faltdächern ganz wie zuhause. Nur kippeln kann man mit den Aalto-Stühlen leider auch nicht.
FOTOGRAFIE Simon von Gunten, Julien Lanoo
Simon von Gunten, Julien Lanoo
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Schulneubau in Port, Kanton Bern, Schweiz / 2013–2017 / vorgefertigter Holzelementbau / Minergie–A