Schwimmendes Schwimmbad
Ein plusförmiger Pool für New Yorks East River
An einem heißen Sommertag mitten im East River baden oder sich auf einer Luftmatratze treiben lassen – und dabei den atemberaubenden Blick auf die Skyline von Manhattan genießen: Was klingt wie der Tagtraum eines überhitzten Großstädters, kann schon bald Realität werden. Vier Freunde aus New York haben gemeinsam einen außergewöhnlichen „floating pool“ entworfen, der nicht nur im Fluss schwimmen soll, sondern gleichzeitig die Aufgabe hat, das trübe Gewässer zu reinigen.
Manhattan ist eine Insel, umspült vom Hudson River, East River und Harlem River. Doch trotz der wasserreichen Lage haben die Bewohner der Stadt kaum Möglichkeiten, ins kühle Nass zu springen, wenn sich die flirrende Hitze wieder einmal in den Häuserschluchten breitmacht. Wie viele Metropolen der Welt ist New York City von stark verschmutzten Wasserstraßen umgeben. Einleitungen aus der Kanalisation, Abwasser, Fäkalien, Chemikalien und Abfälle strömten jahrzehntelang ungeklärt in die Flüsse und machen ein risikofreies Badevergnügen bis heute unmöglich. Seit über hundert Jahren ist das Wasser rund um Manhattan nicht mehr zum Schwimmen geeignet.
Die fantasierenden Vier
Dieser Missstand inspirierte Archie Lee Coates IV, Jeff Franklin, Dong-Ping Wong und Oana Stanescu bereits im Jahr 2010 dazu, einen schwimmenden Pool zu entwerfen, der zugleich ein riesiger Wasserfilter ist. Die vier Freunde hatten zuvor die Design- und Architekturbüros Family und PlayLab in New York City gegründet. Für ihr gemeinnütziges Projekt namens +POOL sammelten sie Geld auf einer Crowdfunding-Plattform und konnten so Machbarkeitsstudien, Materialtests und eine kleine Pilotanlage finanzieren. Ein Jahrzehnt später – nach vielen Gesprächen mit Experten, Behörden und Förderern – hat das Team, das sich Friends of +POOL nennt, nun von der Stadt New York grünes Licht für die Umsetzung seines Vorhabens im East River, nördlich der Manhattan Bridge, erhalten.
Addierte Schwimmbecken
Der geplante „floating pool“ in Form eines etwa 60 mal 60 Meter großen Pluszeichens soll über zwei Fußgängerbrücken mit dem Ufer verbunden werden. Die Designer gelangten durch das Addieren von verschiedenen Poolkonzepten zu ihrem plusförmigen Entwurf: Sie stellten sich vier rechteckige Schwimmbecken vor – eines zum Bahnenschwimmen, eines für Sportarten wie Wasserball, eines für Kinder und eines mit Lounge-Charakter – und fügten diese Rechtecke auf einer Skizze zusammen. Die ungewöhnliche Formgebung des +POOL soll aber auch an New Yorker Straßenkreuzungen erinnern. Wenn der Pool nicht in seine einzelnen Bereiche unterteilt wird, erreicht das Becken die olympische Länge von 50 Metern.
Pool plus Wasserfilter
Schwimmende Schwimmbäder gibt es auch in anderen Städten. Das Badeschiff in der Berliner Spree zählen die +POOL-Erfinder zu ihren weltweiten Favoriten. Doch der Entwurf der vier New Yorker hat – neben seiner plusförmigen Silhouette – noch ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: Dieser Pool soll mit gereinigtem Flusswasser gefüllt werden statt mit Chlorwasser. Außerdem sorgt er selbst dafür, dass dieses aufbereitet, von Schmutz und Schadstoffen befreit und wieder schwimmtauglich gemacht wird. In den Wänden des geplanten Pools steckt eine ausgeklügelte Filteranlage, die in einem dreistufigen Verfahren zuerst gröbere Verunreinigungen und dann feinere Partikel, Viren und Bakterien entfernt – ganz ohne chemische Zusatzstoffe. Mehrere Millionen Liter sollen so täglich gefiltert und als sauberes Wasser zurück in den Fluss geleitet werden.
Fliesen-Finanzierung
Etwa zwei Jahre wird es voraussichtlich noch dauern, bis Bewohner und Besucher der Stadt kopfüber in das klare Wasser des East River springen können. Aktuell kümmern sich die Friends of +POOL um die Finanzierung des Projekts. Wer sich am Bau der wasserfilternden Badeanstalt beteiligen möchte, kann eine der 70.000 Fliesen sponsern, die für das Schwimmbecken und das Sonnendeck benötigt werden. Der eigene Name, graviert in die Fliese, wird dann zukünftig den New Yorker +POOL schmücken. Ein zusätzliches Plus: Man erhält ein Zertifikat und sichert sich damit seinen persönlichen Platz am Pool. Das hat deutlich mehr Stil als das Reservieren einer Liege mithilfe eines Handtuchs.