Selbstbau im Schärengarten
Die Architekten dieses Feriendomizils genossen die Arbeit im Freien.
Eine entlegene Insel im Südwesten Finnlands, die mitten im Schärenmeer nur mithilfe eines kleinen Bootes erreicht werden kann: Wer und vor allem wie baut man an so einem Ort ein Ferienhaus? Am besten man selbst und ganz ohne Pläne, dachte sich das Architektenteam Huttunen-Lipasti-Pakkanen und wagte sich an die Eigenkonstruktion – in sehr gemütlichen Schritten.
In der finnischen Region Velkua kann man schon mal die Orientierung verlieren: Schätzungen sprechen von 20.000 bis 50.000 Schären, den kleinen Inseln, die durch die Eiszeiten entstanden. Die Eilande sind beliebte Urlaubsziele und laden Freunde der Abgeschiedenheit, passionierte Angler und Naturliebhaber zum Verweilen ein – und seit kurzem auch Architekten, die sich im Selbstbau probieren wollen.
Skizzieren im Eis
Ihr erster Besuch auf Mustaluoto fand 2004 statt: Die drei Architekten reisten über die zugeeiste Wasserlandschaft zum Grundstück eines Freundes auf einer kleinen Insel im Schärenmeer. Im Gepäck hatten sie nicht viel mehr als ein paar Skizzenblöcke, Maßbänder und alle notwendigen Utensilien zum Eisfischen. Von Anfang an war ihnen klar, dass an diesem Ort kein Standardbau möglich war und sie einige gängige Arbeitsregeln hinter sich lassen mussten, wollten sie sich dort ein Ferienhaus einrichten. Da es keinen Zeitdruck gab, konnten sie das Gelände Schritt für Schritt erkunden, einen geeigneten Baugrund ausfindig machen und die Konstruktionsdetails entwickeln: Arbeiten im Freien, und zur Verpflegung selbst geangelter Fisch!
Gesund altern
Auf der Westseite der Insel befinden sich die einzigen Bäume, da sich dort über die Jahrzehnte etwas Erdreich gebildet hatte: Ansonsten besteht die Oberfläche größtenteils aus den für Schären typischen flachen Felsen mit etwas Moos und ein paar Büschen. Die zwei Gebäude – das Ferienhaus und die Sauna – wurden im Schutz der Bäume über einer Mulde platziert und orientieren sich in Richtung Wasser. Auf ordentliche Architekturzeichnungen oder Ausführungspläne wurde verzichtet: Jedes Problem wurde vor Ort gelöst. Das Domizil ruht auf Pfählen und schwebt im niedrigen Abstand über dem Gesteinsmassiv: Abstrakt in seiner Form und naturnah in seiner Materialität zugleich. Alle Oberflächen wurden so ausgewählt, dass sie dem Klima des Schärenmeers standhalten und gesund altern würden. Schon nach kurzer färbte sich die unbehandelte Holzfassade silbergrau und reiht sich dadurch in die Architektursprache der Region ein.
Verneigung vor der Landschaft
Der Bau wird von hinten über einen schmalen Steg betreten, von dem aus die Besucher in den Wohn- und Schlafbereich gelangen. Schon durch die verglaste Eingangstür wird der Blick über die Terrasse hinweg in Richtung des Ufers gelenkt. Das spitz und flach zulaufende Holzhaus scheint sich vor dem atemberaubenden Panorama zu verneigen. In den hölzernen Außenbereich – auf den ersten Blick unsichtbar – eingelassen, befindet sich eine abgesenkte Feuerstelle, versteckt unter einer Bodenplatte. Sie bildet das magische Zentrum der Villa Mecklin: Hier versammeln sich die Bewohner am Abend und im besten Fall gibt es selbst gefangenen Fisch oder, wenn es nach den Gestaltern geht, wird ein wenig getanzt. Dann gilt der Sternenhimmel als Diskokugel für eine Architektur mit ganz besonderem Naturbezug.
FOTOGRAFIE Marko Huttunen
Marko Huttunen