Soft Box
Aufstockung als Beleuchtungskörper: Ein Wohnhaus in Melbourne.

Am Rande Melbournes, umgeben von Fabriken, steht ein kleines Ziegelgebäude, das seit kurzem nachts durch eine funkelnde Ergänzung auf sich aufmerksam macht. Das Leuchtgeschoss des Wohnhauses ist das Ergebnis einer transzulenten Dachhaut und perforierter Böden, die das Tageslicht bis in den letzten Winkel des Hauses führen.
Die Bauherren wünschten sich von dem australischen Architektenpaar Ben Edwards und Juliet Moore (Edwards Moore) eine Erweiterung ihres Hauses und eine Optimierung der Bestandsflächen, die unter einem Mangel an Tageslichteinfall litten. Die Planer sorgten mit ihrem Entwurf für eine bauliche Erweiterung, die nicht nur als simple Aufstockung, sondern die gleichzeitig auch als Beleuchtungskörper für das gesamte Haus fungiert.
Schwarzer Monolith
Bei Tage und von außen betrachtet wirkt der eingeschossige Aufbau relativ unscheinbar: Eine Fassade aus schwarzem Wellblech, darin eingefügt ein großes, quadratisches Fenster – fast könnte man meinen, ein Monolith sei auf dem alten Werkstattgebäude gelandet. Der Altbau darunter wurde nur im Inneren und an der Straßenseite saniert, die hinteren Fassaden aus weißen Ziegeln blieben in ihrem rauen, unverputzten Originalzustand, was den Kontrast zum modernen Aufbau noch verstärkt. Dessen Dach ist zur Strasse hin leicht angewinkelt, hier verbirgt sich die Hauptquelle für Tageslicht: Eine Fläche aus transluzenten Doppelstegplatten, die wie eine Soft Box für den Innenraum funktioniert.
Innere Wohnlandschaft
„Wir betrachteten die Aufstockung nicht nur als eine weitere horizontale Ebene, die dem Bestand hinzugefügt wird, sondern auch als dessen vertikale Verlängerung, die dem Gebäude ein neues Raumgefühl verleiht und es als Einheit erscheinen lässt“, beschreibt Ben Edwards seine Herangehensweise an die Bauaufgabe. Um Unten und Oben, Alt und Neu miteinander zu verbinden, wurden die Holzbalken des ehemaligen Dachs mit einer Schicht perforierten Metalls belegt. So gelangt nicht nur Tageslicht ins Erdgeschoss, es entstehen auch Blickbeziehungen: Schatten huschen über oder unter einem hinweg, jeder Gegenstand projiziert einen temporären Abdruck auf die durchlässige Ebene und schafft so eine eigenartige Verbindung der Wohnräume. „Und zusätzlich zu den transluzenten Flächen kreieren strategisch platzierte Öffnungen, wie zum Bespiel der zentrale Treppenraum, eine innen liegende Wohnlandschaft,“ ergänzt der Architekt.
Den sanften Übergang von unten nach oben markiert eine Holztreppe, die eine Materialbrücke zwischen den alten Dielen im Erdgeschoss und den Dachbalken bildet und dabei gleichzeitig als Unterkonstruktion für den Aufbau dient. Die Stufen haben auch den gleichen Querschnitt wie die Sparren, um der Verbindung aus altem und neuem eine weitere Ebene hinzuzufügen. Die obere Etage, auf der sich ein zusätzlicher Wohnraum und die neue Küche befinden, ist geprägt durch die weißen, metallenen Böden und Geländer und das große Lichtfeld in der Decke. Je nach Lichtsituation verändern sich die Durch- und Einblicke: Tagsüber wird das Innere desHauses durch die Sonne erleuchtet, nachts strahlt das Gebäude nach außen und wirkt wir ein Leuchtturm für seine Umgebung – ein spannendes Spiel mit Raum und Wahrnehmung.
FOTOGRAFIE Fraser Marsden
Fraser Marsden
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