Spielerische Anordnung organischer Volumen
Moderne Weinbar von Chybík + Krištof in Tschechien
In Znojmo in der Südmährischen Region in Tschechien verwandelten Chybík + Krištof eine frühere Brauerei in eine moderne Weinbar.
Bei Tschechien denken viele Menschen zuerst an Bier. Dass das Land aber auch interessante Weinregionen hat, wissen nur wenige. Eine liegt rund um die Stadt Znojmo in der Südmährischen Region. Die Architekten des Büros Chybík + Krištof haben dort eine Brauerei aus dem 19. Jahrhundert samt ihrem technischen Erweiterungsbau umgebaut, um daraus eine moderne Weinstube samt Wein-Informationszentrum zu machen.
Erhalt und Neuerfindung
Dabei gingen sie mit den Teilen des kontrastreichen Gebäudeensembles durchaus unterschiedlich um: Die Brauerei aus dem 19. Jahrhundert wurde nicht architektonisch, sondern funktional restauriert und als Kulturerbe erhalten. Als historischer Ausstellungsraum und Weinstube wurde es neu definiert und lädt die Besucher ein, in die reiche Geschichte der mährischen Weinkultur einzutauchen. Von der früheren technischen Halle hingegen ließen die Architekten nur die äußere Hülle stehen. Innen unterteilten sie den „White Cube“ mit einer spielerischen Anordnung organischer Volumen auf verschiedenen Ebenen in einzelne Räume. Sie sollen die Größe und Atmosphäre traditioneller Weinkeller der Region durch mehrere kleinere, miteinander verbundene Räume widerspiegeln. Diese neu konzipierte Weinbar definiert sowohl die ursprüngliche Architektur als auch die Funktion des Saals neu. Asymmetrische Fenster öffnen die ehemalige Technikhalle zu den umliegenden Aussichten wie den benachbarten Kirchen, der Stadt, dem Flusstal. Der Farbton der Fassade wurde so gewählt, dass sich der Bau in die geschichtsträchtige Umgebung eingliedert.
Versöhnung mit der Architekturgeschichte
„Das House of Wine stellt die traditionellen Vorstellungen von der Restaurierung historischer Gebäude in Frage“, sagt Architekt Ondřej Chybík. „Das Vorhandensein von zwei unterschiedlichen Bauwerken, jedes mit seiner eigenen Geschichte und ursprünglichen Funktion, inspirierte uns dazu, ebenso unterschiedliche Ansätze für die Renovierung zu verfolgen. Einerseits halten wir an einer eher orthodoxen Restaurierung fest, die auf der Konservierung basiert, andererseits verfolgen wir einen experimentelleren – und ungewöhnlichen – Ansatz, der die ursprüngliche Struktur völlig neu überdenkt. Dabei tauchen wir in das Erbe und die Landschaft der Stadt ein und etablieren das Haus des Weins als Teil, als Versöhnung und als Fortsetzung der Architekturgeschichte.“
FOTOGRAFIE Alexandra Timpau/Laurian Ghinitoiu
Alexandra Timpau/Laurian Ghinitoiu