Struktur durch Form und Farbe
Möbel-Showroom in Tel Aviv von Baranowitz & Goldberg
In Tel Aviv gestaltete das Architekturbüro Baranowitz & Goldberg einen Möbel-Showroom, der mit dem aktuellen Minimalismus-Trend in der Retail-Architektur bricht. Form und Farbe strukturieren die 1.000 Quadratmeter große Ausstellungsfläche und schaffen ein persönliches Einkaufserlebnis.
Tel Aviv ist ein Schmelztiegel unterschiedlicher Architekturstile. Hinter Bauhaus-Würfeln ragen moderne Wolkenkratzer in den Himmel. Bei der Gestaltung eines Showrooms für das Unternehmen Kaza Israel, das Wohnmöbel zu erschwinglichen Preisen herstellt, bediente sich das Architekturbüro Baranowitz & Goldberg ebenfalls globaler Inspirationsquellen. In einem Industriegebiet etwas außerhalb des Stadtzentrums gestalteten die Planer*innen mithilfe geometrischer Formen und einer kräftigen Farbpalette Räume mit Referenzen an die Architektur des mexikanischen Pritzker-Preisträgers Luis Barragán – und an die abwechslungsreichen Perspektiven in Andrea Palladios Teatro Olimpico.
Gewaltige Dimensionen
„Die gestalterische Herausforderung des Projektes bestand darin, die Möbelausstellung mit den gewaltigen Dimensionen des gegebenen Raumes in Einklang zu bringen“, erläutern die Architekt*innen. „Wir wollten ein fesselndes Erlebnis schaffen, das die Besucher*innen dazu verleitet, den Raum zu durchstreifen und die vielen ausgestellten Stücke zu entdecken.“
Flexible Bühnenbilder
Wie bei einem Bühnenbild, das sich während der Theatervorführung verändert, tun sich beim Gang durch die Räume des Showrooms immer neue Sichtachsen auf. Kräftiges Blau, Magenta, Gelb und Orange hauchen den skulpturalen Trennwänden Leben ein. Asymmetrische Durchgänge mit kontrastreichen Anstrichen verstärken den 3-D-Effekt. Immer wieder ergeben sich optische Täuschungen: Wände scheinen sich aufeinander zuzubewegen. Raumteiler aus rechtwinkligen Elementen lassen den nächsten Raum erahnen.
Unter der Decke münden die vertikalen Unterteilungen in leicht abgeschrägten Vorsprüngen. So erfährt der Raum auch in der Horizontale eine Einteilung. Darüber verstärken die sichtbaren Lüftungsrohre den Eindruck, dass es sich bei der Raumaufteilung um ein freistehendes Bühnenbild handelt.
Überraschende Sichtachsen
Raumprägend sind zwei sich in der Mitte der 1.000 Quadratmeter großen Fläche kreuzende Achsen. Eine führt vom Haupteingang zur Treppe im hinteren Teil, die auf die Galerie führt. Aus der Höhe haben die Kund*innen einen weiten Blick auf die Möbelausstellung. Die zweite perspektivische Achse beginnt im Café im Erdgeschoss und überblickt die Länge des Raumes von der anderen Seite. Sie erleichtert die Orientierung und macht neugierig auf die Verkaufsausstellung. „Als Marke mit einer breit gefächerten Kundschaft entschied sich Kaza dafür, seine Artikel in mehreren kleineren Bereichen auszustellen. Sie simulieren ein privates Zuhause und erleichtern es den Kund*innen, sich das jeweilige Möbelstück in ihrem eigenen Heim vorzustellen“, erklären die Architekt*innen.
Dynamischer Showroom
Mit ihrem Entwurf möchten Baranowitz & Goldberg bewusst einen Gegenpol zum weit verbreiteten Minimalismus in der Retail-Architektur setzen. Sie zeigen, wie der Umgang mit einer großen Fläche und einem breiten Warenangebot gelingen kann. Ihr Farbkonzept sowie die ungewöhnliche Aufteilung geben dem Showroom eine besondere Dynamik. Sie regen die Kund*innen dazu an, sich durch die Räume zu bewegen und die Ausstellung vollständig zu erkunden. Im eingerichteten Zustand wird der Showroom noch einmal eine ganz neue Wirkung entfalten – und manche Kund*innen womöglich zu mehr Mut zur Farbe in den eigenen vier Wänden animieren.
FOTOGRAFIE Shai Gil
Shai Gil
Projektname | Kaza Israel |
Entwurf | Baranowitz & Goldberg Architects |
Leitender Architekt | Ayelet Levit für Baranowitz & Goldberg |
Lichtplanung | Orly Avron Alkabes |
Fläche | 1.000 Quadratmeter |
Farbe | Unirlaque Water von Nirlat |