Subtil Schweizerisch
Mondäner Pavillon am Genfer Flughafen von Frédéric Dedelley

Partner: Girsberger
Am Genfer Flughafen hat der Zürcher Innenarchitekt Frédéric Dedelley einen VIP-Pavillon der Extraklasse ausgestattet. Internationale Diplomatie trifft auf Schweizer Bodenständigkeit, Charaktere auf Charakter.
Fliegen ist strapaziös: richtig packen, pünktlich anreisen, einchecken, Sicherheitskontrolle, warten, boarden, wieder warten, abheben und so weiter. Wer viel fliegt und erheblich mehr pro Strecke zahlt, darf die Prozeduren deutlich entspannter angehen. Gehobene Lounges wie der neue VIP-Pavillon des Genfer Flughafens bringen Wohnzimmer-Atmosphäre und eine Exklusivität vergangener Tage an den Rollfeldrand.
Frédéric Dedelley formuliert es frei nach Worten von Mark Twain: „Berichte vom Sterben des glamourösen Flugreisens sind deutlich übertrieben.“ Auch wenn die Mehrzahl der Reisenden den Flieger als pragmatisch selbstverständliches Reisemittel wählen mag – es gibt sie noch, die mondänen Seiten. So hat der Innenarchitekt aus Zürich das Interior eines exklusiven Wartereichs mit reichlich Bodenhaftung ausgestattet, für gutbetuchte Besucher und Bewohner, für die zahlreichen Diplomaten, denen der Genfersee zu einer wichtigen Destination geworden ist.
Entstanden ist der Pavillon nach Plänen von In-house-Architekten des Flughafens, als freistehender Bau vor dem eigentlichen Haupt-Terminal. Das Gebäude soll die existierende und etwas in die Jahre gekommene Struktur ersetzen. Die Aufgabe an den Innenarchitekten: das Gefühl eines Members’ Club vermitteln und die Erwartungen der wohlhabenden Passagiere treffen. Zudem müssen mitunter auch diplomatische Gesichtspunkte sowie königliche Protokolle respektiert werden.
Umgesetzt hat Frédéric Dedelley die Anforderungen, indem er nicht nur die Ausstattung und Möblierung als solche in seine Planung einbezogen hat. Vielmehr nutzt er die Elemente, um darin unverwechselbare Schweizer Qualitäten widerzuspiegeln: So greifen Materialien, Farben und Texturen viele Details der Alpenlandschaft auf. Und das auf so diskrete, minimalistische Art, dass man sich zeitlich keinesfalls deplatziert fühlt – wie es bei dem Vorhaben schnell der Fall sein könnte. „Mir sind Metaphern wichtig“, sagt der Gestalter, „ich wollte dem Pavillon eine Ausprägung verleihen, die ihm in einem sehr internationalen Kontext etwas subtil Schweizerisches gibt.“
Aufgeteilt ist der VIP-Pavillon in zwei eigenständige Räume, die durch Schiebewände nach Bedarf verbunden oder getrennt werden können. Der Fußboden besteht aus grün-weißen Terrazzoplatten. Wände, Trennwände und das zentral positionierte Volumen, in dem sich die Küche, Lagerraum und die Toiletten befinden, sind mit Eichenholz verkleidet. Und sowohl Polster als auch Teppiche reflektieren in ihren Rot- und Grüntönen die wechselnden Jahreszeiten, die Flora der Schweizer Berglandschaft. Einen Zusammenhang zwischen hoch oben in den Bergen und hoch oben im Flieger erzeugt Frédéric Dedelley dann noch in einer Tapete mit einem zart texturierten Wolkenmotiv.
Für die exklusive Möblierung hat der Designer den Schweizer Hersteller Girsberger herangezogen. Im Bereich Customized Furniture des Unternehmens entstanden neben Steh- und Beistelltischen in erster Linie Sessel und Zwei- bis Dreisitzer, die an nordische Midcentury-Moderne erinnern, dabei allerdings etwas sehr schweizerisch Gediegenes in sich tragen. Im Profil wirken sie wie eine Kreuzung aus Loungechair und extra dick gepolstertem Flugzeugsitz. Der Polsterstoff stammt von Kvadrat.
Dedelley geht es nicht nur um Komfort: „Ich wollte, dass die Lounge klar organisiert und selbsterklärend ist.“ Die wichtigste Person innerhalb einer Gruppe solle beispielsweise in der Lage sein, einen Dreisitzer in Anspruch zu nehmen. Während die Partner auf den jeweils kleineren Sitzmöbeln Platz nehmen. Ihm ist damit eine Balance aus Hochachtung und Leichtigkeit gelungen, aus Wärme und Verbindlichkeit an einem Durchgangsort. Ja, nur Fliegen ist schöner.
FOTOGRAFIE Lionel Henriod und Daniel Kuhn
Lionel Henriod und Daniel Kuhn

Girsberger
Die Schweizer Unternehmensgruppe wurde im Jahr 1889 als Drechslerei gegründet und entwickelte sich bald zu einem namhaften Sitzmöbelhersteller. Schwerpunkt des Angebots sind heute qualitativ hochwertige und innovative Möbellösungen für den Büro-, Objekt- und Wohnbereich sowie eine besondere Verarbeitungskompetenz im Segment Massivholz.
Zum ShowroomMehr Projekte
A wie Ausblick
Umbau eines kanadischen Ferienhauses am See

Neuer Spirit
Studio Heju gestaltet vier Ferienhäuser in der Bourgogne

Dynamische Doppelschale
Caspar Schols entwirft die flexible Cabin ANNA Stay

Moderner Jugendstil
Matteo Thun gestaltet das Hotel The Julius in Prag

Mit Scarpa baden
Ludwig Godefroy gestaltet das Hotel Casa TO in Oaxaca

Hüttenzauber im Teufelstal
Feriendomizil von Atelier L’Abri in Kanada

Mintgrüne Wellness-Oase
Day-Spa Infinity Wellbeing in Bangkok von Space Popular

Im Einklang mit dem Bestand
Aparthotel WunderLocke von Holloway Li in München

Blaue Stunde
Space Copenhagen gestaltet das Restaurant Blueness in Antwerpen

Wohnkulisse in der Villa Medici
FRAMA renoviert eine historische Villa bei Florenz

Shoppen im Wattebausch
Neue Jacquemus-Boutiquen von AMO in Paris und London

Explosion der Farben
Der Frankfurter Nachtclub Fortuna Irgendwo

Warten zwischen Wahrzeichen
Dorothée Meilichzon gestaltet Pariser Flughafenterminal neu

Das Hotelschatzkästchen
Das Château Royal in Berlin-Mitte

Urlaub mit Ausblick
Ferienhaus von Sigurd Larsen in der Uckermark
Tradition mit Twist
Wohnliches Badehaus von Handegård Arkitektur in Norwegen

Ziegelstein und Hefe
Hannes Peer gestaltete die Bäckerei Signor Lievito in Mailand

Elektrisierende Kiste
Autarkes Ferienhaus von Leopold Banchini in Australien

Respektvoller Dialog
Erweiterung eines Hotels in Mexiko von Max von Werz

Dschungeldomizil mit Meerblick
Exotisches Ferienhaus von em-estudio in Mexiko

Strand in Beton
Der erste chlorfreie Pool in Kanada

Schwimmendes Smart Home
Modernes Yachtdesign mit intelligenter KNX-Technik von JUNG

Panorama-Kiste
Eine Hotelkapsel in der Wüste von Granada

Nichts wie raus!
Nachhaltige Wochenendhütten bei Berlin

Suite-Gezwitscher
Ein animalisches Baumhaus von Bjarke Ingels Group (BIG)

Hausgemachte Harmonie
Chinesischer Teesalon von Norm Architects

Chalet am See
Das Atelier Leymarie Gourdon baut ein Holzhaus in Frankreich

Vertikales Dorf
Spektakuläres Gästehaus von Neri&Hu in Shenzhen

Durchbruch zur Natur
Hotel Sou von Suppose Design Office auf der japanischen Insel Fukue

Reflektierte Flusslandschaft
Neugestaltung der Sanitärräume auf der Münchner Praterinsel
