Surfdeck
Ein neuseeländisches Architektenduo holt mit diesen Strandhäusern das Gefühl des Surfens in den Wohnraum.
Down Under laufen die Dinge etwas anders als auf dieser Hemisphäre. Nicht nur der vermeintlich entspanntere Lebensstil, auch die Natur vermag zu überraschen: Während hier die Sonne von Süden kommt, scheint sie dort im Norden, und sogar die Richtung von Wirbelstürmen ist entgegengesetzt. So erklärt sich auch, dass die Architekten von Irving Smith bei ihren offSET Shed Houses so einiges anders planten als erwartet.
Direkt am Meer, an einem abgelegenen neuseeländischen Strandabschnitt schufen Andrew Irving und Jeremy Smith für eine Gruppe von Surfern ein neues Zuhause. Das Ergebnis: eine Sequenz von kleinen Gebäuden, die ein offenes, unkompliziertes Wohngefühl bieten, das Klima berücksichtigen und mit der Natur im Einklang stehen. Wenngleich die Bewohner vor Sonne, Wind und Sand geschützt werden sollten, holte das Architekten-Duo das Gefühl des Surfens bis in den Innenraum.
Auf der Sonnenseite
„Wir orientierten uns an den Hütten, wie sie noch häufig in diesen ländlichen Gegenden der Insel zu finden sind – einfache, selbst gebaute und ganz elementare Bauten“, so die Neuseeländer. Sie beschränkten sich auf simple Rohstoffe wie Holz, Gipsplatten und Blech. Dach und Fassaden der kleinen Häuser wurden zu großen Teilen verglast. Die oft deckenhohen Fenster und Türen, die in Richtung Norden (sprich in Sonnenseite) bewusst angehoben wurden, holen die Wärme und das natürliche Licht der Sonne ins Innere. Auf der gegenüberliegenden südlichen Seite wählten die Planer hingegen horizontal verlaufende Öffnungen, die den Blick auf den Strand freigeben.
Wenn ich nicht hier bin...
Zentral zwischen den einzelnen Häuschen sahen Irving und Smith eine große Terrasse vor und überdachten sie mit Holzlamellen, die für angenehmen Halbschatten und diagonal verlaufende Lichtspiele sorgen. Auf der gegenüberliegenden Seite bietet eine kleine Pergola einen atemberaubenen Meerblick. Um die komplette Anlage legten sie zudem hölzerne Decks, die Außen- und Innenraum verbinden, aber auch noch einen anderen Vorteil haben: „Indem man die Zirkulation auf den Veranden begünstigt, verteilt sich weniger Sand innerhalb des Gebäudes“, erklären die beiden, die ihr Büro in der kleinen neuseeländischen Küstenstadt Nelson führen.
…bin ich auf´m Sonnendeck
Zugleich dienen die zahlreichen außenliegenden Plattformen innerhalb der Häusergruppe aber auch als Verbindungselemente der einzelnen Räume und Gebäude, die als Treffpunkte genutzt werden und Interaktion und Kommunikation fördern. „Sie definieren informelle Grenzen zwischen den Häusern und dem Umraum und verlegten das Leben nach draußen“, erklärt das Team. Damit schufen die Architekten eine Wohnform, die nicht nur enge Verbindungen mit der Natur und dem Meer eingeht, sondern auch Beziehungen unter den Bewohnern begünstigt. Ein gutes Beispiel, das auch hiesige Architekten ermutigen sollte, einmal die Perspektive zu wechseln.
FOTOGRAFIE Patrick Reynolds
Patrick Reynolds