Take-Away-Hütte
Dieses faltbare Minihäuschen trägt im Winter Wände aus Eis und im Sommer aus Kletterpflanzen.
Wie kann man sich in einer Zeit der ständigen Erreichbarkeit gegen die Ablenkung digitaler Geräte schützen? Diese Frage stellten sich die Designer und Architekten Astrid Rohde Wang, Olav Lunde Arneberg und Ole Larsen vom norwegischen Büro Gartnerfuglen. Ihre Antwort ist dieses Konzept für eine Behausung mit minimalen Mitteln und großer Wirkung.
„Immer mehr Menschen empfinden den Moment, wenn sie einmal nicht erreichbar sind, etwa, weil ihrem Smartphone mal wieder der Strom ausgegangen ist, als sehr wertvoll“, stellte das Team vom Osloer Büro Gartnerfuglen fest. Unavailability, sprich Unerreichbarkeit, lautet daher der schlichte Name des Unterstandes, den die Architekten im norwegischen Telemark errichteten. Auf kleinstem Raum und mit so einfachen wie unerwarteten Materialien soll das Ein-Personen-Häuschen als flexibler Begleiter beim Eisfischen und als Rückzugsort von der Außenwelt dienen.
Flüssige Wand
„Dieser kleine Unterschlupf wurde mit und von der Natur gebaut“, so die Projektverantwortlichen. Dafür entwarfen sie eine simple Faltkonstruktion aus Holz. Auf das Nötigste reduziert, kann sie überall auf- und wieder abgebaut werden. Dafür reichten ein bis zwei Personen und lediglich 30 Sekunden. Auch der winzige Boden und die Tür bestehen aus Holz. Die Wände hingegen werden an jeder neuen Station aus Eis hergestellt. Dafür soll Wasser aus dem benachbarten See in den Schnee gegossen werden und dort zu Platten erstarren. Das Eis haftet an den Drähten des Hühnerzaunes, der zwischen die Holzlatten gespannt wurde, und schafft einen abgeschlossenen Raum.
Der Vorteil des Eises liegt auf der Hand: Es hält den Wind ab und sorgt so – ähnlich wie beim Iglu, das trotz seiner eisigen Wände Wärme spendet – für Behaglichkeit und Ruhe im Inneren. Zudem lässt die transparente Haut Tageslicht hindurch und schafft eine gleichmäßige wie ästhetische Belichtung, „denn das kalte Licht der untergehenden Sonne wird vom gefrorenen Wasser gestreut“, so Studio Gartnerfuglen. Zündet man bei Dunkelheit eine Kerzen im Innenraum an, erscheint das kleine Gebilde wie eine Laterne.
Die Architekten dachten jedoch nicht nur an die unterschiedlichen Tageszeiten. Auch die Jahreszeiten bezogen Sie in Ihren Entwurf ein: Wenn das Eis schmilzt, liegt der Draht frei und wird zu einer Kletterwand, an der sich Pflanzen hochziehen können. „Das Eis-Häuschen verwandelt sich dann in eine flexible Mini-Laube“, so das Trio. Sie empfehlen essbare Kletterpflanzen wie Tomaten und Gurken. Wirklich autark und über längere Zeiträume wird es sich damit nicht leben lassen, doch wird das Gebilde so geschickt „zweitgenutzt“ und ganzjährig einsetzbar.
In beiden Fällen bietet Unavailability eine intensive Naturerfahrung. Interessant bleibt aber vor allem die winterliche Nutzung, mit der die Osloer zeigen, dass selbst ein ephemerer Stoff wie Eis als zugleich funktionsfähiges wie poetisches Baumaterial dienen kann.
FOTOGRAFIE Astrid Rohde Wang und Olav Lunde Arneberg
Astrid Rohde Wang und Olav Lunde Arneberg
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