Unter den Dächern von Paris
Ein Haus im Haus: Sarah Lavoines neues Zuhause im 1. Arrondissement von Paris.
Sarah Lavoine ist der Inbegriff der modernen Parisienne: Anfang vierzig, drei Kinder, super Figur, super Kleidungsstil und dazu noch extrem erfolgreich als Raumausstatterin und Designerin. Besondere Aufmerksamkeit erregte nun eine von ihr gestaltete Wohnung, in der sie selbst seit kurzem mit ihrer Familie lebt.
Häuschen in Wohnung
Gesucht wurde eine neue Bleibe im 1. Arrondissement von Paris, in dem die gebürtige Polin seit zwanzig Jahren lebt und arbeitet. Die Wahl fiel auf eine Duplexwohnung, gelegen zwischen den Tuilerien-Gärten und der schicken Einkaufsstraße Rue Saint Honoré. Hier konstruierte die Designerin eine Maisonettewohnung, indem sie die zwei Etagen in einen oberen Wohn- und unteren Schlafbereich aufteilte. „Ich wollte ein kleines Haus unter den Dächern von Paris bauen“, erklärt Sarah Lavoine mit einem Augenzwinkern.
Mut zum Mix
Innenarchitektonisch fällt sofort ihre typische, eigensinnige Handschrift auf: ein Mix aus Materialien, Formen, Stil -und Zeitepochen, der trotz seiner Gegensätzlichkeiten und seinen teilweise schrillen Elementen das Gefühl eines geborgenen Rückzugsortes vermittelt. So mischt sie runde Formen mit puristischen Elementen, verbindet die Moderne mit der Natur und stellt persönliche Fotos neben ein abstraktes Designobjekt.
Erfolgsgeheimnis Farbe
Das Auffälligste an ihrer Handschrift ist jedoch ihr Umgang mit Farben, mit denen Lavoine Räume unterteilt, Atmosphäre schafft und Volumen verschiebt. „Ich liebe Veränderung. Wenn ich Lust auf etwas Neues habe, streiche ich beispielsweise eine Wand in einer anderen Farbe und habe so ohne großen Aufwand eine neue Atmosphäre geschaffen“, erklärt die Designerin ihre Philosophie. Auch in der neuen Familienbleibe sind, so wie bei all ihren Projekten, die Farben Schwarz und Weiß omnipräsent. Immer wieder findet sich zudem das „Vintageblau“, eine Nuance zwischen Türkis und dramatischem Dunkelblau. Das „Sarah-Lavoine-Blau“ nennen ihre Anhänger diesen Farbton mittlerweile, in dem sie unter anderem die gesamte Wand strich, an der sich die Verbindungstreppe der beiden Wohnetagen befindet.
Schönes Durcheinander
Dieses offene Treppenhaus im Eingangsbereich gibt jedoch nicht nur farblich, sondern auch ganz generell eine komprimierte Zusammenfassung des Einrichtungsstils der Madame Lavoine: unter die grafisch gefasste, dunkle Stahltreppe hängte sie verspielte Spiegel in rundlichen, weichen Formen, während sie oberhalb der Treppe ein überdimensional großes Abstrakt-Gemälde neben persönlichen Fotografien platzierte. Diesen für sie so typischen „Durcheinanderstil“ führte sie vor allem im Wohnbereich auf der gesamten zweiten Etage weiter. Hier befindet sich zum einen die obligatorisch schwarze Wand, die in jeder von Sarah Lavoine eingerichteten Wohnung zu finden ist, und deren Farbdramatik sie durch das Anbringen eines großen Spiegels mit weiß gestrichenem Rahmen entschärfte.
Zum anderen mischte sie Möbel aus verschiedenen Epochen, komplementären Farben und von unterschiedlicher Herkunft. So stehen beispielsweise Stühle im skandinavischen Design um einen Tisch aus den fünfziger Jahren, und ein in Brauntönen gehaltenes Sofa vom Flohmarkt bildet ein ästhetisches Kontrastprogramm zu dem puristisch weißen Sofa aus ihrer eigenen Kollektion. Eine künstlich geschaffene Dachschräge erzeugt auf dieser Etage nicht nur einen gewissen Gemütlichkeitsaspekt, sondern unterstreicht vor allem die Idee der Maisonettewohnung: nämlich das Gefühl zu suggerieren, nicht in einer Wohnung, sondern in einem kleinen Haus bis unter sein Dach zu leben.
Einrichtungstechnisch ist die untere Etage mit Bad und Schlafzimmern im Gegensatz zur Wohnetage regelrecht schlicht und in minimalem, grafischem Funktionsdesign gehalten. Auffallend sind hier vor allem die immer wiederkehrenden Farben Schwarz, Weiß und „Vintageblau“, die Verarbeitung von hochwertigen Materialen wie Kastanienholz und Quartz sowie die Präsenz zahlreicher Wohnaccessoires. Ein ganz eigener Stil regiert dagegen in den Kinderzimmern. Mutters Handschrift ist lediglich darin zu erkennen, dass die Zimmer trotz knalligen Farben und vielen strengen Formen behaglich und liebevoll eingerichtet wirken.
Insgesamt ist Lavoines neues Zuhause ein gelungenes Projekt, mit dem sie erneut beweist, dass ihr ganz individueller Einrichtungsstil gefällt. Und bei dem dann auch nur noch am Rande erwähnt werden muss, dass sie seit 20 Jahren die Frau von Frankreichs beliebtestem Schmusesänger ist.
FOTOGRAFIE AlexandraPublicRelations
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