Unverblümter Brutalismus
Pflanzenladen R Society von 0321 Studio in China
Das chinesische 0321 Studio möchte sich über Restriktionen, Vorurteile und Stereotypen hinwegsetzen. Für das Atelier R Society hat das Designbüro in Yixing einen Blumenladen auf 180 Quadratmetern mit einem radikalen Gestaltungsansatz entworfen: Grünen Pflanzen und farbenprächtigen Blüten setzten die Planer*innen Beton, Edelstahl und Spiegel entgegen.
Hinter R Society verbirgt sich ein Team von „floralen Expressionisten“, das sich nicht nur auf Blumen und Pflanzen als solche konzentriert, sondern sie auch im Kontext von Räumen sieht und inszeniert. In ihrem Shop in Yixing in der östlich gelegenen Provinz Jiangsu ist der erste Hinweis auf die radikale Gestaltung von 0321 Studio das Fehlen der Schaufenster, die in der Regel Kund*innen mit farbenfrohen Rosen, Lilien oder prachtvollen Bouquets anlocken sollen. Das Geschäft wird von einer grauen, kühlen Betonfassade umhüllt, die minimalistisch und monolithisch wirkt. Mehrere freischwebende Betonstufen führen zur Eingangstür hinauf, die in ihrer verspiegelten Oberfläche den grünen Wald gegenüber reflektiert – ein erster Hinweis auf das Geschehen innerhalb des grauen Blocks.
Textur und Reflexion
Das Innere und Äußere sollen klar voneinander getrennt sein, betont das Team um den Architekten Buyang Zheng. Dennoch korrespondieren die Texturen und Farben miteinander. Der Grundriss des Geschäfts ist in einem Zickzackmuster angeordnet, das durch die Form des Originalgebäudes vorgegeben war und übernommen wurde. Das Herzstück, das die Verkaufs- und Arbeitsfläche bildet, setzt sich aus zwei asymmetrisch zueinander stehenden, länglichen Räumen zusammen. Auch hier dominieren grau texturierte Kieselbetonwände, die auf einen polierten Betonboden treffen.
Licht für Farbe
Zwei Elemente ziehen sich durch die sonst karg eingerichteten Räume: Kommoden, die mit reflektierendem Glas und Edelstahl verkleidet sind, als Arbeits-, Präsentations- und Kassenflächen fungieren und die rundum graue Erscheinung des Innenraumes wortwörtlich spiegeln und unterstreichen. Und die vielen, in einer Reihe angeordneten Leuchtstoffröhren an der Decke, die nicht nur für homogene Lichtverhältnisse sorgen, sondern auch die Farben der Blumen optimal zur Geltung bringen sollen.
Marmor-Highlights
Referenzen an farbenprächtige Blüten und Gewächse im schlichten Interieur wurden stellenweise implementiert. Eine große, runde Tischplatte sowie die Front eines Waschschranks bestehen aus Marmor, der von roten und dunkelorangen Tönen durchzogen ist. Der Schrank wurde mit einer spiegelnden Oberfläche, einem Betonbecken und mattschwarzer Armatur kombiniert, die Platte mit Edelstahl-Tischbeinen, die den Bogen zur restlichen Inneneinrichtung spannen. Das Material Marmor wiederholt sich in einer dunkelgrünen Variante bei den Treppenstufen. Die Blöcke sind an den Rändern abgeschlagen und unregelmäßig. Sie erinnern an Blumenerde und die variantenreiche, organische Welt der Pflanzen.
FOTOGRAFIE Meatmountain
Meatmountain