Projekte

Urlaub unter Tage

Mexikanisches Ferienhaus von Francisco Pardo

An eine Hobbit-Höhle erinnert das Ferienhaus in Hanglage, das der Architekt Francisco Pardo für eine junge Familie in der Nähe von Mexiko-Stadt baute. Um die Natur intakt zu lassen und Ausblicke in die urwüchsige Umgebung zu ermöglichen, verlagerte er die Wohnräume quasi unter die Erde.

von Judith Jenner, 21.03.2022

Die bergige Gegend Valle de Bravo und die gleichnamige Stadt am See sind ein beliebter Rückzugsort für Erholung suchende Städter. Nadelwälder, Wasserfälle und eindrucksvolle Felsformationen ziehen besonders an den Wochenenden Tourist*innen an. Denn Mexiko-Stadt ist nur zwei Autostunden entfernt.

Buchstäblich begraben
Abseits des Trubels und mitten in der Natur baute der Architekt Francisco Pardo für eine Familie mit Kind ein ganz besonderes Feriendomizil. Die Lage des Baugrundstücks spielte bei der Planung die Hauptrolle: Das drei Hektar große Grundstück mit zahlreichen Avocadobäumen fällt zu einer Schlucht mit einem dichten Wald ab. „Unser Ziel war es, den Bewohner*innen einen weiten Blick über die Bäume zu ermöglichen“, erklärt Francisco Pardo. „Gleichzeitig wollte die Bauherrschaft auch das Avocadofeld intakt lassen, was uns dazu inspirierte, das Haus buchstäblich zu begraben.“

Zwischen Berg und Tal
Auf den ersten Blick könnte man Francisco Pardos Avocado House fast übersehen. Mit seinem begrünten Dach fügt es sich beinahe ebenerdig in die Umgebung ein. Die Struktur ist bewusst unauffällig. Den Bauherr*innen, die begeisterte Drachenflieger*innen sind, war der Blick in den Himmel – als „fünfte Fassade“ – wichtig. Doch die Konstruktion bringt auch thermische Vorteile mit sich. Sie hält die Temperatur im Haus konstant, trotz starker Schwankungen zwischen Tag und Nacht.

Wie ein großer Sichtbetonbehälter scheint das Haus auf dem nach unten abfallenden Grundstück quasi in der Erde zu versinken. Mittelpunkt ist ein großer Raum mit einem offenen Grundriss. Die dem Wald zugewandte Fensterfront lässt sich fast vollständig öffnen, sodass das Wohnzimmer eine Einheit bildet mit der Terrasse, auf der sich ein Whirlpool befindet. Nur durch die Küchenzeile und den imposanten, zu allen Seiten hin offenen Kamin aus schwarzem Metall ist das Wohnzimmer vom Essbereich getrennt. Letzterer ist dem Innenhof zugewandt, der wiederum den Raum mit Tageslicht versorgt. Eine Treppe führt vom Hof auf die Ebene des Dachgartens. Somit liegt der zentrale Wohnraum des Hauses in einem Spannungsfeld zwischen geschützter Berg- und offener Talsicht.

Minimalistische Materialauswahl
Zu beiden Querseiten des Raumes gehen das Schlaf- und das Kinderzimmer sowie zwei Gästezimmer und ein Studio ab. Ein Wechsel aus schlichten Holzmöbeln, Betonflächen sowie schwarzen Metallrahmen bestimmt die Innenarchitektur. Für die Wände wählte der Architekt Chukum aus, einen traditionellen Putz von der mexikanischen Halbinsel Yucatán. Er wird aus dem gleichnamigen Baum gewonnen und hat eine leicht rötliche Färbung. Trennwände und einfache Möbel ließ Francisco Pardo aus dem Kiefernholz des Baugerüstes fertigen und gab dem Material damit ein neues Leben. Aus weiteren Beton- und Holzresten entstand auf Pfeilern ein Gartenhaus, das als Lagerraum und Aussichtspunkt dient.

Francisco Pardos Avocado House drückt die Symbiose zwischen Architektur und Natur, zwischen Wohnlichkeit und Wildheit aus. Es ist ein Rückzugsort für Naturliebhaber, die in einer ursprünglichen Umgebung entspannen möchten.

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Projektinfos
Projektname: Casa Aguacates/Avocado House
Ort: Valle de Bravo, Mexiko
Team: Francisco Pardo, Wilfrido Estrada, Karen Burkart, Rosa Medrano, Catalina Lombardo, Joanne Elliott, Nayeli Mendez, Ivan Saucedo, Julián Román Ramirez, Renato Torres
Bauingenieur: Luis David Moctezuma
Elektrik: Alejandro Moctezuma, Banah de México
Bauherr: Privat
Fertigstellung: 2021
Fläche Innenräume: 246 Quadratmeter
Außenbereich: 86 Quadratmeter
Dachgarten: 110 Quadratmeter
Wandputz: Chukum
Beleuchtung: LUZ DESIGN, Saul Bonilla
Möbel: La Metropolitana
Links

Entwurf

Francisco Pardo Arquitecto

franciscopardo.mx

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