Verbranntes Holz im Sternenlicht
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Es gibt kaum eine Bauaufgabe, die eine so große Freiheit in der Gestaltung bietet wie der Pavillon. Ursprünglich als zeltartiges Gebilde für Feste und Lustbarkeiten unter freiem Himmel errichtet, dient er heute oft der Verzauberung eines Ortes – bestes Beispiel dafür ist das Crescent House im Zen-Garten der Sherman Contemporary Art Foundation in Sydney. Entworfen von dem australischen Architekten Andrew Burns, verwandelt das temporäre Bauwerk den Tag in die Nacht und holt dabei die Sterne vom Himmel.
Der Begriff Pavillon geht auf das lateinische Wort „papillio“, den Schmetterling, zurück. Und so wie ihr Namensgeber ist auch das Bauwerk mehr als flatterhaft. Zumindest, wenn es um Stil und Dauerhaftigkeit geht. Seine bauliche Gestalt jedoch ist vom Streben nach Transparenz und Offenheit geprägt. Zu welch architektonischen Glanzstücken dieses Streben führen kann, beweist seit 13 Jahren das Konzept der Serpentine Gallery in London. Das Ausstellungshaus lädt alljährlich einen renommierten Architekten ein, neben einem kleinen Teehäuschen in den Kensington Gardens einen Sommerpavillon zu bauen. Wie der Entwurf auszusehen hat, ist nicht vorgegeben. Einzig die sehr kurze Zeitspanne von maximal sechs Monaten zwischen Auftrag und Fertigstellung ist festgesetzt – mit dem Resultat einzigartiger Bauten, die jeden Sommer rund 250.000 Besucher in den Londoner Park locken.
Sichelhaus
Dieses Konzept nahm sich jüngst die Sherman Contemporary Art Foundation in Sydney zum Vorbild. Doch im Unterschied zur Serpentine Gallery rief das australische Kunsthaus einen Wettbewerb aus, der sich an junge aufstrebende Architekten aus der asiatisch-pazifischen Region richtet. Der erste, kürzlich im Zen-Garten der Fundation fertig gestellte Bau ist das Crescent House des australischen Architekten Andrew Burns. Der Entwurf, der auf den ersten Blick an einen quadratischen Bungalow erinnert, besteht aus zwei gewölbten Wänden, die aufeinandertreffen und die temporäre Struktur in einen nach vorne und einen nach hinten offenen Bereich unterteilen. Der vordere nimmt ein Viertel der Fläche ein und wird nur durch eine perforierte Stahlwand vom Garten abgeschirmt. Der hintere ist komplett offen, wird aber durch eine Apfelrosenhecke des Zen-Gartens begrenzt, die so zu einem gestalterischen Element wird.
Sternenkosmos
Die beiden gewölbten Wände bestehen aus „verbrannten“ Zedernholzbrettern oder Yakisugi, wie die traditionelle japanische Holz-Konservierungsmethode heißt, die durch Abflammen das Holz karbonisiert, um es feuerresistenter und langlebiger zu machen. An ihrem Schnittpunkt sind sie offen, so dass ein schmaler Durchgang entsteht, der beide Teile miteinander verbindet. Trotz des kleinen Maßstabs – der Pavillon ist nur 20 Quadratmeter groß – entsteht durch die gewölbten Wände und der Dunkelheit im Innenraum der Eindruck von Weite. Die Löcher der perforierten Stahlwand entfalten eine besondere Wirkung: Tagsüber verwandelt das durch sie hindurch scheinende Sonnenlicht die Böden und Wände in einen Nachthimmel. Nachts wird der Raum von künstlichen Lichtquellen erleuchtet. Wie schon das Sonnenlicht bringen auch sie den Pavillon zu seinen Ursprüngen zurück: Sie verzaubern das illusionistische Gebäude in ein Sternenzelt.
FOTOGRAFIE Brett Boardman
Brett Boardman
Links
SCAF – Sherman Contemporary Art Foundation
www.sherman-scaf.org.auMehr Projekte
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