Weinprobe im Holzstadel
Weingut am Bodensee von Ludescher + Lutz Architekten
Eingebettet in die malerische Voralpenlandschaft des Bodensees, umgeben von sanft abfallenden Weinbergen, bietet die Terrasse des Weinguts Schmidt von Ludescher + Lutz Architekten einen herrlichen Ausblick auf das Schwäbische Meer bis hinüber zu den Schweizer Alpen.
Die Region um den Bodensee ist nicht nur ein attraktives Ziel für Erholungssuchende und Wassersportfreunde, auch Weingenießer kommen in dieser vielfältigen und historisch einmaligen Landschaft auf ihre Kosten. Das Weingut Schmidt in Wasserburg, unweit von Lindau, bietet seit einigen Jahren zudem ein architektonisches Highlight, das sich längst zu einem beliebten Ausflugsziel in der Region entwickelt hat.
Regionale Bauweise
Auf einer Hügelkuppe oberhalb der Ortschaft Hattnau, umgeben von den familieneigenen Weinhängen, ließ die Winzerfamilie Schmidt 2014 von den im nahe gelegenen Bregenz ansässigen Büro Ludescher + Lutz Architekten einen Neubau errichten, der Weinproduktion und Verkostung an einem Ort vereint. Weithin sichtbar thront heute ein moderner Baukörper über der Landschaft und entspricht in Material- und Formensprache dennoch der Typologie regionaler Holzbauten.
Eingebundene Topografie
Die Architekten nutzten für ihren Entwurf die abfallende Topografie, um Weinkeller und Produktionsstätten ebenerdig zu erschließen. Im darüber liegenden Geschoss öffnet sich die Vinothek, die an der Stirnseite liegt, zu einer großen Gartenterrasse. Zwei sich gegenüberliegende, hinter der Fassade verborgene Freitreppen führen von hier zu einem großen Raum im Dachgeschoss, der für Weinproben genutzt wird. Das gesamte Gebäude ist mit einer Holzlamellenfassade versehen, deren Längsseiten schräg ausgestellt sind. Auf Dachüberstände sowie sichtbare Fall- und Lüftungsrohre wurde verzichtet, um das Erscheinungsbild des Baus nicht zu zerstören. Auch sämtliche Innenräume wurden in Holz ausgeführt. Die Architekten greifen damit auch im Innenraum den Bezug zu regionalen Bauweisen auf.
Die Menschen mit der Architektur zu berühren und über naturbelassene Materialien, die in Würde altern, Vertrauen herstellen, lautet auch das Credo von Elmar Ludescher und Philip Lutz. Es sei also gewiss: Die Besucher erwartet im Weingut Schmidt daher nicht nur eine ausgezeichnete Weinverkostung, sondern vor allem eine naturnahe Atmosphäre, die auch in der haptischen Qualität der Architektur spürbar ist.
Die Bodenseeregion
An den Wochenenden ist es schwierig einen Platz auf der Terrasse der Weinbar Pinot im Weingut Schmidt zu ergattern. Doch rückt man hier gerne zusammen, um Neuankömmlingen Platz zu machen. Dann sitzen die Gäste bunt gewürfelt an den Tischen, genießen den Ausblick und philosophieren über den hauseigenen Müller Thurgau oder den leichten Perlwein – und natürlich über die Schönheit der Region. Rasch wird klar, dass man von Einheimischen umgeben ist: Die Vierländerregion Bodensee verfügt über eine hohe Lebensqualität, den Menschen geht es wirtschaftlich gut, reisen kann man – Österreich und Schweiz sind in Sichtweite, Italien und Frankreich um die Ecke –, muss man aber nicht. Vor der Türe liegen die Berge, das Meer, wenn auch „nur“ das schwäbische, und zahllose kulturhistorische Orte. Die Insel Reichenau mit einer Klosteranlage aus dem 8. Jahrhundert etwa oder die Blumeninsel Mainau, die Pfahlbauten in Unteruhldingen und schließlich Konstanz, die größte Stadt am Bodensee und Namensgeberin für die englische Bezeichnung des Sees: Lake Constance. Nach einem Tag auf, im oder am Wasser ist ein Besuch in einem der zahlreichen Restaurants mit Seeblick und regionaler Küche zu empfehlen (Vorsicht, Sperrstunde ist recht früh), wo Bodenseefelchen und Fischsuppe serviert werden und regionaler Wein gereicht wird. Was könnte schöner sein?
FOTOGRAFIE Elmar Ludescher | Wolfgang Scheide
Elmar Ludescher | Wolfgang Scheide