Weissraumeroberung
Fuhrimann Hächler Architekten entdecken für dieses Gästehaus auf Antiparos eine neue (Farb)seite an sich.
Antiparos ist die kleine Schwester von Paros und der perfekte Urlaubsort. Die griechische Insel blieb, weil eher schwer zu erreichen, bisher vom Massentourismus verschont. Keine Ferienanlagen, keine Discos, kein Lärm: Neben ein paar kleineren Hotels, einer Reihe von Pensionen entspannt man hier in privaten Unterkünften. Eben solch ein Gästehaus haben die Schweizer Architekten Gabrielle Hächler und Andreas Fuhrimann gerade gebaut: mitten in der kargen Landschaft, vier Kilometern entfernt warten Strand und Meer.
Wenn Schweizer Architekten in Griechenland bauen, könnte dies auch eine Nachricht aus dem Wirtschaftsressort sein. Im Fall dieses Ferienhauses auf den Kykladen geht es aber um die Architektur: Für Andreas Fuhrimann und Gabrielle Hächler schließt sich mit dem Neubau in Antiparos eine geografische Lücke in ihrem Portfolio – auffälliger noch ist der neue Umgang mit der Fassade: Es ist nämlich das erste weiße Haus, das das Zürcher Büro gebaut hat.
Den Weißraum erobern
Bekannt für den typisch schweizerischen Hang zu Sichtbeton, sind es vor allem Umbauten oder Häuser für Künstler, Sammler oder die Kunsthalle Zürich, mit denen sich das Duo einen Namen gemacht hat. „Für uns ist es faszinierend, weil Weiß bis jetzt bewusst vermieden wurde“, sagt Gabrielle Hächler. „In Griechenland machte die Farbe Weiß Sinn. Vor allem grobes Natursteinmauerwerk wirkt weiß gestrichen sehr edel. Und Weiß hat sich über Generationen bewährt, weil so am meisten Sonne reflektiert wird. Zudem dient das jährliche Kalken auch hygienischen Bedürfnissen.“
Hinter den dicken, schneeweißen Mauern ist Platz für zwei bis drei Personen. Im Vergleich zu vielen anderen Ferienhäusern in Griechenland reflektiert das Gästehaus zwar die traditionelle griechische Bauform, durch wohlüberlegte Verfremdungen entsteht aber zeitgenössische Architektur. Auffällig ist zum Beispiel die amorphe Form der Terrasse, die den weißen Kubus umschließt oder die kleine Mauer vor der verschatteten Veranda, die mit ein paar wenigen Knicken die Topografie der Landschaft nachzeichnet.
Bruchstein, Backstein, Marmor
Errichtet wurde der kleine Neubau mit Handwerkern vor Ort und in der ortsüblichen Bauweise: eine Betondecke mit Bruchsteinmauerwerk außen und Backsteinen auf den Innenseiten. Lokal und luxuriös zeigt sich der Bodenbelag: ein durchgehend weißer Marmor von der Nachbarinsel Naxos. Das passt zur Beschreibung der Architekten für ihre „Low-Budget-Bauten mit einem High-End-Reichtum“.
Schattenspiele unterm Zenit
Für die Verschattung der Terrasse haben AFGH eine eigene architektonische Lösung entwickelt – nicht ohne Inspirationen vor Ort. „Griechenlands Sonne ist stark“, erläutert Gabrielle Hächler. „Die Schattendächer sind vielfältig und basieren auf einer faszinierenden Kultur, die wunderbare Schattenspiele hervorbringt.“ Auch Fuhrimann Hächler spielen mit dem Schatten und zeichnen mit rhythmisch gegliederten Dachlatten eine dunkle Geometrie auf den weißen Marmorboden, die sich in der Mittagshitze sicher gut beobachten lässt.
Die Gestaltung der Räume sowie die Inneneinrichtung haben AFGH auch übernommen. Ebenfalls ganz in Weiß gehalten, fällt hier jeder kleinste Kontrast sofort ins Auge, ohne dabei das Gesamtbild zu stören. Einbauten schaffen Platz für den nötigen Stauraum, so dass die wenigen, ausgewählten Möbel in dem kleinen Haus wirken können.
Die Bauherrin, die das Grundstück gekauft hatte, beauftragte AFGH übrigens auch mit dem Bau des 300 Quadratmeter großen Haupthauses sowie einem weiteren Ferienhaus auf der Nachbarparzelle. Für die Schweizer Architekten wird Griechenland also weiterhin als Baustelle erhalten bleiben.
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FOTOGRAFIE Andreas Fuhrimann
Andreas Fuhrimann
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