Wo die kleinen Kerle toben
Zwergendorf: Kindergarten von Cobe Architects in Kopenhagen.
Kinder betrachten die Welt mit anderen Augen, unvoreingenommen und voller Fantasie. Umso wichtiger ist für sie eine freundliche Umgebung, die ihnen ein unbeschwertes und geborgenes Spielen, Wachsen und Lernen ermöglicht. In Kopenhagen haben Cobe Architects einen ungewöhnlichen Kindergarten-Komplex entworfen, der sich wohltuend von der üblichen Tagesstätten-Architektur unterscheidet und auf besondere Weise kindliche Bedürfnisse anspricht.
Am Ende des Frederiksvej, einer ruhigen, kleinen Straße in der Kommune Frederiksberg, bietet sich ein unerwarteter Anblick: Eingerahmt zwischen Schrebergärten, fünfgeschossigen Wohnblöcken und einem Park steht eine verschachtelte Gruppe aus weißen und schwarzen Häusern, die wirken, als wären sie vom Brett eines überdimensionalen Monopoly-Spiels gefallen.
Bullerbü auf Dänisch
Doch was zunächst wie der infantile Auswuchs eines Bauherren mit Peter-Pan-Syndrom aussieht, entpuppt sich als das erfrischende Ergebnis einer kindzentrierten Architektur. Den kontrastreichen Komplex mit seinen Spitzdächern und schlichten, monochromen Fassaden haben die Planer als dänische Variante eines suburbanen Bullerbüs inszeniert. Dazu wurden elf untereinander verbundene Gebäudeeinheiten mit unterschiedlicher Ausrichtung so angeordnet, dass eine kleinmaßstäbliche, dorfähnliche Situation entstand, die den knapp zweihundert Kindern vom Säugling bis zum Grundschulalter eine sichere und spielerische Umgebung bietet. Damit setzt sich der Kindergarten Frederiksvej von den traditionellen staatlichen Tagesstätten-Betrieben ab, wie Dan Stubbergaard, Gründer und Kreativdirektor von Cobe erklärt: „Heute gibt es die Tendenz, Kindergärten zu bauen, die größer und größer werden. Aber es ist wichtig, Geborgenheit und Raum für die kleine Welt von Kindern zu schaffen, da sie dort einen Großteil ihres Tages verbringen.
Durch die Struktur des Kindergartens entstehen nicht nur individuelle Räume, die sich die Kinder spielend erobern können. Die leicht versetzt zueinander angeordneten Baukörper machen auch gleichzeitig eine einheitliche und klare Gliederung der Einrichtung möglich und die Aufteilung in unterschiedliche Bereiche sichtbar. So unterteilen die Versprünge in der Fassade den Kindergarten in kleine Außenbereiche und Spielzonen, während sie innerhalb des Gebäudes verschiedene Raumgrößen- und typen schaffen. Zwei, jeweils an beiden Enden des Komplexes gelegene, großzügige Atrien, die als offene, aber überdachte Freispiel-Zonen ganzjährig genutzt werden können, sowie die dazwischenliegenden, zwei- bis dreigeschossigen, galerieartig angelegten Gruppenräume bieten viel Platz für diverse Aktivitäten und Begegnungen zwischen Kindern, Erziehern und Eltern.
Licht, Luft und klare Linien
Die durchgehend schlichte Ästhetik der Außengestaltung setzt sich auch im Innenraum fort. Hier haben die Architekten mit der Wahl reduzierter Formen und einfacher Materialien auf 1.700 Quadratmetern eine Atmosphäre geschaffen, die meilenweit von den Klischees einer bunt gestalteten, verniedlichenden Kinder-Katalogwelt entfernt ist. Statt Tierfiguren und abgerundeten Ecken gibt es grafische Silhouetten und klare Linien. Das durchgehende Leitmotiv ist dabei die von Kinderzeichnungen inspirierte, einfache Hausform mit aufgesetztem Spitzdach, welche sich an zahlreichen Stellen als Zitat wiederfindet. In Form von Kochnischen, Schlafkojen, Spielzimmern oder kleinen Erkern im zentralen Raum begegnet den Kindern somit eine wiederkehrende, vertraute Form, die Behaglichkeit schafft.
Der Frederiksvej-Kindergarten zeigt, dass gelungene Architektur für Kinder keineswegs bunt, figurativ und niedlich sein muss. Meistens reichen vier Wände und ein Dach. Den Rest erledigt die Fantasie.
FOTOGRAFIE Rasmus Hjortshøj, Adam Mørk
Rasmus Hjortshøj, Adam Mørk
Projektarchitekten
COBE
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