Projekte

Wohnen in der Zen-Ranch

Umbau eines Mid-Century-Hauses in L.A. von Working Holiday Studio

Die Designer*innen Carlos Naude und Whitney Brown wollten die Enge der Stadt gegen die Weite des Landes tauschen. Bei ihrer Suche nach einem passenden Ort verliebten sie sich in ein Haus aus den Sechzigerjahren in einem Vorort von Los Angeles, das sie zwar vor so einige bauliche Herausforderungen stellte, sich aber letztlich in ein perfektes Zuhause mit ganz eigener Handschrift verwandeln ließ.

von Barbara Jahn, 05.04.2023

Es gibt Situationen im Leben, da fügen sich verschiedene Gegebenheiten wie Puzzleteile zu einem stimmigen Bild zusammen. Für Carlos Naude, Whitney Brown und ihren Sohn gab es im Jahr 2020 einen solchen Schlüsselmoment, in dem die Weichen für eine neue Zukunft gestellt wurden: Eingeengt in einer kompakten Stadtwohnung mitten in der Pandemie wuchs ihre Sehnsucht nach dem Leben auf dem Land. Gleichzeitig lief ihr Mietvertrag aus und so war es der perfekte Zeitpunkt, etwas Neues zu beginnen. Die Gründer*innen von Working Holiday Studio sind in Sachen Architektur, Design und Interior selbst Expert*innen. Und so machten sie sich mit dem nötigen Know-how auf die Suche nach dem perfekten Wohnhaus zwischen Stadt und Meer. In den Woodland Hills bei Los Angeles wurden sie schließlich fündig.

Mehr als reine Kosmetik
Die Rahmenbedingungen waren klar: Das Haus sollte einen großen Außenbereich haben, genügend Platz zum Arbeiten bieten und nicht weit vom Strand entfernt liegen. Gesucht wurde ein idealer Lebensraum für drei Bewohner*innen, die viel Zeit zu Hause verbringen. Auch wenn das Haus im Ranch-Stil aus den Sechzigerjahren die meisten Kriterien erfüllte, so stellte es seine neuen Besitzer*innen doch vor einige Herausforderungen: Elektrik, Dach, Fenster, Türen, Heizung – die Liste der To-dos war lang. Dazu kam die Realisierung der eigenen Vorstellungen, zu denen räumliche Großzügigkeit gehörte. Das führte unter anderem zum Entfernen von Wänden – für die Zusammenlegung von Küche und Esszimmer – und zum Tausch der alten, kleinen gegen große, bodentiefe Fenster – zugunsten einer nahtlosen Verbindung zwischen Innen- und Außenbereich.

Codename Zen Den
Bei einer der zentralen Gestaltungsideen ging es darum, japanisches und skandinavisches Design so miteinander zu verbinden, dass die gesamte Atmosphäre des Hauses ruhig und ausgeglichen wirkt. Zen Den – zu Deutsch „Zen-Bude“ – nennt das Paar sein neues Zuhause. Neutrale, erdige, warme Farbtöne bestimmen das gesamte Interieur, kombiniert mit einzelnen Eyecatchern in Form von Möbelstücken und Accessoires, die spannende Akzente setzen. Auch die mexikanischen Wurzeln von Carlos Naude scheinen dabei immer wieder durch.Den gemeinsamen Nenner des Hauses bildet der helle Boden aus Perleiche, der sich durch sämtliche Räume zieht und in leuchtend weiße Wände übergeht. Die insgesamt fünf Oberlichter, die mit dem neuen Dach eingebaut wurden, lassen das Gebäudeinnere noch mehr erstrahlen. Dass der Raum fließen muss, hatte eine ganz klare Priorität. „Wir haben die Küche geöffnet, damit man die Aussicht genießen kann“, erzählen Naude und Brown, die sich ein Gefühl von Offenheit und Kontinuität für ihr Zuhause wünschten.

Theorie und Praxis
Die beruflichen Prinzipien der beiden Designer*innen spielten bei diesem Projekt eine besondere Rolle. „Wenn es um die Oberflächengestaltung geht, beginnen wir in der Regel mit einer allgemeinen Farbpalette, um sicherzustellen, dass alles, was wir später auswählen, nahtlos zusammenpasst“, erklären Carlos Naude und Whitney Brown. „Die Auswahl von Materialien und Texturen gehört zu den schönsten Aufgaben bei jedem Projekt: Materialien neu zu arrangieren, neue Kombinationen zu schaffen und Stoffmuster anzufassen, ist eine großartige Methode, um Entscheidungen zu treffen.“ Dass es ihnen gelungen ist, diese Herangehensweise auch bei ihrem eigenen Haus anzuwenden, zeigt sich in den vielen schönen Details und dem wunderbaren Materialmix : viel Terrazzo vom Esstisch bis zum Waschtisch, glatte Betonarbeitsplatten in der Küche, mattschwarze Armaturen, kleinformatige Fliesen, ausgesuchte Leuchten, viel Holz sowie textile Wandbehänge und Teppiche, die die Wohnlichkeit unterstreichen.

Geteilte Freude
Eine Besonderheit ist die Konzeption des gesamten Interiors als eine Art Ausstellungsraum, in dem alle gezeigten Möbelstücke namhafter Labels zum Schauobjekt werden. Auf diese Weise wird das private Wohnprojekt auch zu einem Best-Practice-Beispiel mit wirtschaftlichem Nebeneffekt. „Wir haben mit Designern und Marken zusammengearbeitet, um ihre Produkte in unserer Wohnung auszustellen“, erklären die beiden Designer*innen. „Außerdem haben wir einen Onlineshop entwickelt, in dem man die Produkte kaufen kann.“ Dieses Konzept hat sich bereits bewährt: Auch in der Casa Mami von Working Holiday Studio, einem ganz in Weiß gehaltenen Ferienhaus in der Wüste Kaliforniens, können die Gäste die Einrichtung über eine spezielle Website kaufen.

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Links

Entwurf

Working Holiday Studio

www.workingholidaystudio.com

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