Wohnhaus mit Windbreaker
Dieses japanische Einfamilienhaus bietet seinen Bewohnern viel Freiraum.

Ein Dach für alle Fälle: Jun Igarashi hat auf der nordjapanischen Insel Hokkaido ein Wohnhaus aus Holz gebaut, das mit seiner imposanten Dachform an eine Tankstelle erinnert – dabei schützt die Konstruktion einfach nur vor Wind und Wetter. Hinzu kommt ein Minihaus, das als Windbreaker dient.
Wie baut man ein komfortables Wohnhaus mit nutzbarem Außenraum in einer Region, deren Klima durch lang andauernde Schneefälle und Kälteperioden geprägt ist? Den Architekten Jun Igarashi begleitet diese Frage bei fast allen seinen Projekten, denn sein Lebensmittelpunkt befindet sich auf der Insel Hokkaido im Norden Japans, die mit ihren langen und kalten Wintern eine Herausforderung für alle Frostgeplagten darstellt.
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Gebauter Windbreaker
Auf den ersten Blick wirkt das Gebäude wie eine hölzerne Tankstelle: Das weit über seinen Unterbau auskragende Dach scheint bis an die Grundstücksgrenzen zu stoßen, um den Bewohnern maximalen Schutz vor der Witterung Hokkaidos zu bieten. Die Idee mit der ausholenden, schirmartigen Holzkonstruktion setzte der japanische Architekt schon bei einem anderen Projekt auf der Insel um – auch da, um das Gebäudeinnere ebenso wie sein Umfeld trocken zu halten. „Schneefall kann unseren Alltag stark einschränken", erklärt Igarashi seine Beweggründe für das imposante Dach. „Insbesondere das Beseitigen von Schnee!" Damit dürften die Bauherren des Wohnhauses dank der hölzernen Überdachung des Außenraums wenig zu tun haben.
Darüber hinaus gelingt es dem Architekten, den Bewohnern einen zu jeder Jahreszeit nutzbaren Außenraum zu offerieren. Während es in der Fassade, die unmittelbar an der Grundstücksgrenze verläuft, kaum Fenster gibt, öffnet Igarashi das Gebäude zu den überdachten Flächen mit einer Vielzahl an Durchbrüchen, die außen und innen miteinander verbinden: Ein mittlerweile klassisches Motiv zeitgenössischer japanischer Architektur. Weiteren Schutz vor Wind und Wetter bietet eine kleine, mit hellem Wellblech verkleidete Hütte, die der Architekt als räumlichen „Windbreaker“ bezeichnet. Ein nicht außer Acht zu lassender Nebeneffekt: das Gehäuse ist der perfekte Stauraum für das Outdoor-Mobiliar.
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Versetzte Ebenen
Ein weiteres wiederkehrendes Motiv in Igarashis Arbeit ist das Spiel mit versetzten Geschossebenen und ineinandergeschobenen Volumen. Das beginnt bereits mit dem Versenken von Teilbereichen des Erdgeschosses, womit der Architekt gleichzeitig auf die Bauvorschriften der Region eingeht, die ein knapp ein Meter tiefes Fundament verlangen. Der Planer nutzt den Höhenversprung, um die Arbeitsfläche der ins Erdreich versenkten Küche bündig in den Fußboden des Wohnbereichs übergehen zu lassen.
Das Haus besteht aus einem großen Raum, der sich über drei Ebenen erstreckt: Die im Souterrain liegende Küche, das ebenerdige Wohnzimmer sowie ein Galeriegeschoss, auf der sich Arbeitsplätze und eine Schlafkammer befinden, die wie der Windbreaker-Raum als archetypisches Minihaus konzipiert wurde. Alle Bereiche gehen fließend ineinander über und erzeugen einen größtmöglichen Freiraum für die Bewohner, der sich bei geöffneten Fenstern und Türen mit den außenliegenden Flächen verbindet. Und das bei jedem Wind und Wetter!
FOTOGRAFIE Ikuya Sasaki
Ikuya Sasaki
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