Wohnkulisse in der Villa Medici
FRAMA renoviert eine historische Villa bei Florenz

Die Vorgaben des Bauherrn waren präzise und ungewöhnlich: In einer italienischen Villa aus dem 15. Jahrhundert sollte eine kulturelle Begegnungsstätte ohne bauliche Veränderungen, aber mit Stilelementen aus der Renaissance-Zeit und den Siebzigerjahren entstehen.
Bereits im 15. Jahrhundert wurde die Villa Medicea di Marignolle in einem Vorort von Florenz erbaut und beherbergte seitdem zahlreiche berühmte Persönlichkeiten: Sie befand sich nicht nur im Besitz der vielleicht einflussreichsten Kunstmäzen*innen der Geschichte, der Familie Medici, auch der italienische Astronom, Physiker und Ingenieur Galileo Galilei ging dort ein und aus. Mittlerweile besteht das Anwesen aus mehreren Wohneinheiten. Eine davon gehört dem spanischen Regisseur Albert Moya. Neben Moyas Schlafzimmer umfasst das Apartment eine Küche, einen Studiobereich, ein Wohnzimmer sowie zwei Zwischengeschosse, auf denen ein Fitnessstudio und ein Gästezimmer untergebracht sind. In den Siebzigerjahren wurde die Wohnung bereits gründlich renoviert und nun noch einmal umgebaut, um dort eine kulturelle Begegnungsstätte für mehrere Generationen zu schaffen.
Zeitloser Brückenbau
Doch nicht nur auf intellektueller, sondern auch auf architektonischer Ebene wollte Moya einen Zeitbogen spannen. Für den Umbau wünschte sich der 33-Jährige zeitgenössische Stilelemente und modernen Komfort. Dabei sollte die bestehende Struktur seines Apartments jedoch unverändert bleiben. Vor allem den historischen Ursprung der Villa Medicea di Marignolle, die als Meisterstück des Renaissance-Stils gilt, wollte er respektieren. Umgesetzt wurde diese Vision von dem dänischen Designlabel FRAMA, das dank seiner sensiblen und minimalistischen Handschrift immer wieder mit den unterschiedlichsten Projekte im Interiorbereich überzeugt. „Ich wollte zusammen mit FRAMA einen Ort schaffen, an dem sich etablierte Künstler und Studierende treffen. Das Interior sollte dabei wesentlich zu einer ungezwungenen Interaktion zwischen allen Anwesenden beitragen“, beschreibt Moya die klaren Vorstellungen, die er schon im Vorfeld hatte.
Kompromisslose Handwerkskunst
FRAMA erfüllte diesen Wunsch mit zwei ineinander übergehenden Arbeitsbereichen im ursprünglichen Wohnzimmer, die sich gleichzeitig auch zum Entspannen und geselligen Beisammensein eignen. Um die in den Siebzigerjahren installierte Holzvertäfelung des Raumes zu erhalten, nahm das FRAMA-Team keinerlei bauliche Veränderungen vor. Stattdessen ließen die Dänen natürliche Materialien, einfache Geometrien und zeitloses Design wirken und richteten die Begegnungsstätte mit dezentem Mobiliar, Leuchten und Textilien aus ihrer eigenen Kollektion ein.
Mithilfe einer Materialpalette aus Holz, Kork, Marmor, Edelstahl und Aluminium strukturierten die Gestalter*innen den Raum auch haptisch und unterstrichen damit den Siebzigerjahre-Stil, der dem Apartment bei seiner vorherigen Renovierung auferlegt wurde. Säulen, Bögen, harmonische Formen und mathematisch ideale Proportionen im übrigen Interior nehmen wiederum die klassischen Renaissance-Elemente auf, die das neu gestaltete Zuhause in der Villa Medicea di Marignolle umgeben.
Sotto voce
„Die fließenden Übergänge innerhalb des Raumes und die architektonische Verschmelzung mit seinem unmittelbaren Umfeld beflügeln sicherlich jeden Freigeist, so wie es sich Albert Moya gewünscht hat“, sagen die Planer*innen. Und bei einem Resümee in italienischer Sprache würde wahrscheinlich der musikalische Fachbegriff „sotto voce“ vorkommen, denn FRAMA ist es definitiv gelungen, ein beeindruckendes Projekt mit ganz viel Intuition und „äußerster Zurückhaltung“ durchzuführen.
FOTOGRAFIE Martino di Napoli Rampolla Martino di Napoli Rampolla
Projektname | Villa Medicea di Marignolle |
Entwurf | FRAMA Studio |
Auftraggeber | Albert Moya |
Standort | Florenz, Italien |
Fertigstellung | 2022 |
Mehr Projekte
Skandinavisches Design für britische Küstenluft
Vestre möbliert Strandpromenaden von Roker und Seaburn

Urbaner Abschlag
Industriell geprägter Indoor-Golfplatz Muni in Montreal von Ivy Studio

Geschichtsträchtige Oase
Parkhotel Mondschein mit Bar und Restaurant Luna in Bozen von Biquadra

Holz und Stein im alpinen Dialog
Apartmenthaus Vera von atelier oï und CAS Architektur in Andermatt

Astrohütten im Alentejo
Tiny Houses von Madeiguincho unter Korkeichen und Kosmos

Der Fjord als Bühne
Sauna Trosten in Oslo von Estudio Herreros

Mehr als heiße Luft
Saunen inmitten der Natur

Hygge auf Tschechisch
Umbau des Cottage Two Sisters von Denisa Strmiskova Studio im Isergebirge

Die rosaroten Zwanziger
Umbau der Casa 1923 in Faro von PAr Plataforma de Arquitectura

Wohnmaschine Reloaded
Umbauprojekt Unit-15 in Basel von Katrin Greiling

URLAUB DAHEIM
Apartmenthotel in Pfronten von Stein + Buchholz Architekten

Ruf der Wildnis
Holzhäuser Territoire Charlevoix von Atelier L’Abri in Kanada

Zwischen Erbe und Erneuerung
JKMM Architects und Fyra haben Alvar Aaltos Haus der Kultur in Helsinki umgebaut

Tanzen mit OMA
Nachtclub Klymax auf Bali in Kooperation mit DJ Harvey

Blick in die Unendlichkeit
Ferienhaus von Block722 auf der griechischen Insel Syros

Disko unterm Fresko
Umbau einer Villa am Comer See durch J. Mayer H.

Rohbau unter Palmen
Das Boutiquehotel Nico im mexikanischen Surferort Sayulita von Hybrid und Palma

Urbanes Wohnzimmer
Teehaus Basao Panji in Xiamen von Building Narrative

Paradis in Ostende
Kuratiertes Kunst- und Designapartment

Alpine Kontraste
Moderne Chalets im Skigebiet Les Trois Vallées

Residenz in der Schwebe
Ein Wipfel-Nest von i29 in den Niederlanden

Skandinavien im Unterallgäu
Umbau eines Bauernhofs in moderne Ferienwohnungen

Locke lockt
(Apart-)Hotel von Grzywinski+Pons an der Spree in Berlin

Chalet mal anders
Minimalistisches Berghotel in Südtirol von Martin Gruber

Aufwachen im Schnee
Ferienhaus bei Oslo von Fjord Arkitekter

Infrastruktur fürs Glück
Bibliothek in Kirkkonummi von JKMM

Stille Ecke
Pretziadas La Residenza auf Sardinien

Utopie unter der Sonne
Atelier du Pont gestaltet das Hotel Son Blanc auf Menorca

Eine Ausstellung, die Stellung bezieht
Fotografiska Berlin im einstigen Tacheles von Studio Aisslinger

Alpenchic mit Sixties-Vibe
Das Hotel The Cōmodo in Bad Gastein
