Projekte

Wohnzimmergefühl im Innenhof

von Katja Neumann, 23.10.2009


Wie eine warme, gemütliche Oase der Ruhe wirkt das Areal des Londoner Devonshire Square inmitten der großstädtischen Hektik. Die insgesamt zwölf Gebäude, die untereinander verbunden sind, stammen ursprünglich aus dem 18. Jahrhundert und dienten damals als Lagerhallen für Kolonialwaren der East India Company. Nach einer grundlegenden Sanierung und konzeptuellen Überarbeitung befinden sich hier heute zahlreiche Büros sowie Restaurants und Bars. Herzstück des Campus’ ist der großzügige Innenhof, der durch die umliegenden Gebäude geformt wird. Um hier, umringt von monumentalen Bauten, eine private Atmosphäre zu schaffen, gestalteten die Lichtdesigner der englischen Firma Speirs and Major eine Reihe großer, eigens angefertigter Pendelleuchten, die an einem Seilsystem angebracht den Innenhof atmosphärisch erhellen.


In unmittelbarer Nähe zur Liverpool Street Station in London befindet sich der ehemalige Gebäudekomplex der East India Company, Londons erster Aktiengesellschaft und eines der größten historischen Handelsunternehmen. Die zwölf Gebäude wurden im 18. Jahrhundert genutzt, um die exotischen Waren zu lagern, die aus dem indischen Subkontinent und dem Orient nach Großbritannien importiert wurden. Die Lagerhallen gehören heute zu den wenigen historischen Handelsgebäuden, die noch in der Stadt zu finden sind.
In den späten siebziger Jahren wurden die meisten der inzwischen leeren und überflüssig gewordenen Bauten saniert, wobei die ursprüngliche Anordnung beibehalten wurde. So wurde der nun bezeichnete „Devonshire Square“ bereits in den achtziger Jahren zu einem beliebten Bürokomplex. Nachdem das Areal von der Firma Connor Capital Projects gekauft worden war, beauftragten die Inhaber das Architekturbüro Fletcher Priest im Jahr 2006 damit, das Potenzial der Anlage zu überprüfen sowie Vorschläge zur Steigerung der Effizienz der Büroflächen zu entwickeln. Zudem sollte das Grundstück besser in die sich inzwischen stark veränderte urbane Umgebung integriert werden. Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Neukonzeption des Devonshire Square war auch, das Areal für die Zeit nach dem Feierabend attraktiver zu gestalten.

Der Innenhof als Treffpunkt

Im Kontext des neuen Masterplans erweiterten die Architekten in Abstimmung mit den inzwischen neuen Inhabern, der Rockpoint Group, die Büroflächen. Im Zuge dessen wurde einer der großen Innenhöfe, der Western Courtyard, mit einer gewölbten Stahlkonstruktion überdacht – als zentraler Treffpunkt für Mieter und Bewohner.
Öffentliche Treffpunkte zu planen ist jedoch in der Praxis ein schwieriges Unterfangen, zeigt sich doch immer wieder, dass sich Menschen ihre Orte zum Entspannen, Plauschen oder Arbeiten gern selbst aussuchen. Daher war es bei der Positionierung des Western Courtyard als Sammelpunkt im Gebäudekomplex wichtig, dass die Besucher sich dort wohl fühlen – was in erster Linie durch Beleuchtung erzielt werden kann. Die Architekten erkannten schnell die strategische Rolle, die der Beleuchtung hinsichtlich der Transformation der Anlage zu einem Treffpunkt – auch nach Sonnenuntergang – zufiel und beauftragten die Lichtdesigner Speirs and Major mit der Planung und Umsetzung der Beleuchtung des großen Innenhofes.

Kerzenförmige Pendelleuchten

So hatte die Lichtgestaltung gleich mehrere strategische Ziele zu erfüllen: den Gebäudekomplex als neue Business-Attraktion zu positionieren, die Wirkung des Areals zu unterstreichen, es auch in den Abendstunden zu beleben und nicht zuletzt die historische Architektur zu betonen und gleichzeitig zu schonen. Um den Innenhof zu beleben, wurde das Licht so eingesetzt, dass der gesamte Raum entspannter und weicher wirkt. Die Herausforderung bestand dabei darin, in einem relativ tief liegenden Platz, umgeben von hohen Lagerhallen aus dem 18. Jahrhundert, eine private und stimmungsvolle Atmosphäre zu schaffen. Um diese zu erzielen, konstruierten die Lichtdesigner zehn maßgefertigte Pendelleuchten, die an einem Seilsystem angebracht sind, das zwischen den umgebenden Gebäuden aufgespannt wurde. Der Effekt: Durch das sanft in dezentem Blau illuminierte Dach und die in ihrer Form an Kerzen erinnernden Pendelleuchten, die vergleichsweise tief über den Besucher hängen, entsteht eine weiche und warm scheinende Beleuchtung. Ergänzt wird diese durch baumartige Standleuchten, deren leuchtende „Äste“ zwischen den Tischen und Sitzgelegenheiten für stimmungsvolles Licht sorgen.

Um die zehn großen Pendelleuchten in dem großen Volumen des Western Courtyard nicht verschwinden zu lassen, konzipierte das Team von Speirs and Major die Leuchten aus zwei Schichten: einer umlaufende Außenschicht aus Stahl, angelehnt an den rauen Charme der historischen Architektur, und einer Netzschicht aus Bronze, deren Eleganz zum gepflegten Dinner im Innenhof passt. Die schlanke Form der Leuchten ist der hohen, schmalen Form des Innenhofs angepasst. Die angenehme Wirkung des nach oben abstrahlenden Lichts wird verstärkt durch die dimmbaren Halogen-Leuchtmittel, die eine sehr warme Lichttemperatur erlauben. So bieten die Pendelleuchten sowohl bei Tag als auch bei Nacht einen stimmungsvollen Anblick: entweder als in der Luft schwebende „Kerzen“ oder als angenehme „Wohnzimmerbeleuchtung“ inmitten eines großen historischen Innenhofs.


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Links

Lichtplaner

Speirs and Major Associates

www.samassociates.com

Projektarchitekten

Fletcher Priest Architects

www.fletcherpriest.com

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