Zeitreise in Athen
Gästehaus Esperinos von Stamos Michael

Mit dem Esperinos entwarf der griechische Designer Stamos Michael einen ungewöhnlich privaten Rahmen für ein Gästehaus. Mit gelenkten Ein- und Ausblicken in die Struktur und Substanz eines alten Athener Stadthauses ermöglicht er eine kleine Zeitreise in die Architekturgeschichte – und einen Rundgang durch das zeitgenössische Design.
Das kleine Gästehaus befindet sich auf dem Philopapposhügel, einem grünen Fleck inmitten von Athen mit spektakulären Sehenswürdigkeiten und Panoramablicken auf die historische Metropole – steinerne Baugeschichte so weit das Auge reicht. In dieser Nachbarschaft erzählt auch das Esperinos, ein in den Dreißigerjahren ebenfalls aus Stein gebautes Stadthaus, Geschichten vergangener Tage. Der Designer Stamos Michael legte sie frei und holte sie in die Gegenwart.
Aussichten mit Einsichten
Das 80 Quadratmeter große Gebäude ist typisch für die Gestaltung Athener Häuser aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts und verfügt über eine strenge, hermetisch verschlossene Straßenseite, während sich das Haus zum Hinterhof hin öffnet. Zum neuen Gestaltungskonzept gehörten eine Verbindung von Straße und Hinterhof sowie ein Bewegungsfluss innerhalb der Räume. So entfernte Stamos Michael zunächst verzichtbare Wände. Auf diese Weise entstanden direkte Sichtachsen zwischen den beiden Flanken. Für den Schlafbereich sah er einen Mezzanin vor.
In das Geländer des Zwischengeschosses schnitt Michael ein Muster aus geometrischen Formen, die an die Gestaltung von Athener Häuserblöcken der Siebzigerjahre erinnern sollen. Gleichzeitig ermöglichen sie die Sicht auf den unten liegenden Wohnraum. Ein Prinzip der Einblicke, das der Gestalter noch häufiger wiederholte: Die aus dicken Holzbalken konstruierte Decke legte er komplett frei. Und in die Wände des alten Gemäuers schnitt er rechteckige Ausbuchtungen, die die ursprüngliche Steinstruktur des Gebäudes offenbaren.
Exzentrische Elemente
Während die Außenwände des Gästehauses in frischem Blau gestrichen sind, herrschen in den Innenräumen warme Töne wie Olivgrün und helles Burgunderrot vor. Diese Farbpalette soll an Wohnungen des 20. Jahrhunderts erinnern, in denen oft Bereiche des Gebäudes den Jahreszeiten entsprechend in leichten oder kräftigen Tönen eingefärbt wurden. Durch diese Nuancen entsteht außerdem eine beruhigende Atmosphäre.
Für die Materialpalette orientierte sich Michael an der bereits bestehenden Gestaltung des Hauses und beschränkte sich auf simple Werkstoffe wie Stein, Beton, Terrakotta, Holz und Stahl. Bei der Ausstattung und Auswahl der Möbel kombinierte der Designer Einflüsse aus verschiedenen Epochen. Speziell angefertigte Fenster und Türen kombinierte er mit Fundstücken, wie etwa einer Fensterbank aus einem griechischen Kloster. Und auch bei den Möbeln verfolgte er ein eigenwilliges, kreatives Konzept.
Ikonischer Charakter
Es basiert auf der Kooperation zwischen dem Gästehaus und Michaels Galerie Grace, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die lokale, zeitgenössische Kunst- und Designszene zu präsentieren. Damit will das Esperinos seinen Besuchern nicht nur einen erholsamen Aufenthalt, sondern auch eine jährlich wechselnde Sammlung von Kunst- und Designobjekten sowie temporäre Kunstveranstaltungen bieten.
Einige Möbel entwarf Michael selbst. Vor allem sein schwarz-gelber, handbemalter Schrank aus Kiefern- und Sperrholz, ein Stuhl aus poliertem Walnussholz und eine Leuchte mit hohen Schirmen aus rötlichem Stahl verleihen dem Wohnbereich des Esperinos eine einzigartige Handschrift. Bei anderen Einrichtungsobjekten handelt es sich um bekannte, aber nicht weniger ungewöhnliche Entwürfe namhafter Gestalter. So trifft man hier auf Stühle von Bent Krogh und Robert Mallet-Stevens sowie auf die Liege Traffic von Konstantin Grcic.
Diese ikonischen Objekte sollen das Narrativ des alten Baus noch stärker betonen. Tatsächlich bringt Stamos Michael mit seiner kühnen Möbelmischung viele Geschichten zusammen, mit denen das Esperinos seinen Gästen sicher noch lange in Erinnerung bleibt.
FOTOGRAFIE Margarita Nikitaki
Margarita Nikitaki
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