Projekte

Zuhause im Eissalon

Frostige Farben und lichte Weite im Zentrum von Barcelona.

von Nina C. Müller, 06.06.2014

Abgehängte Decken, doppelte Böden und zugekleisterte Wände: Das Team von Nook Architects befreite ein altes Gebäude im Zentrum Barcelonas von beengenden Mauern und unnötigem Mobiliar. Das Ergebnis: ein zeitgemäßes Apartment, das – dank frischem Farbkonzept und luftiger Aufteilung – endlich wieder atmen kann.

Casa Roc und Twin House – so heißen zwei Apartments in einem Altbau im Gotischen Viertel von Barcelona, die Nook Architects in den letzten zwei Jahren umgestaltet haben. In beiden Projekten bewiesen die Architekten viel Fingerspitzengefühl, sowohl im Umgang mit der historischen Bausubstanz als auch mit ungewöhnlichen Materialkombination. Gerade bekamen sie den dritten Auftrag, denn auch die letzte renovierungsbedürftige Wohneinheit namens Roc3 sollte in ein dezentes wie funktionales Interior verwandelt werden – und gleichzeitig seinen historischen Charme offenbaren. Indem die spanischen Architekten ihre Erfahrungen aus den Vorgängerprojekten nutzen, gelang ihnen ein Umbau mit ganz eigenem Charakter.

Architektonische Essenzen
Als „Rohdiamanten“ beschreiben die Architekten die Wohnung vor ihrer Modernisierung, deren verborgene Schätze erst einmal freigelegt werden mussten: Die Oberflächen der Wände wurden Schicht für Schicht abgetragen. Nur partiell gestrichen, sind jetzt die unterschiedlich gefärbten Putzschichten zu sehen und offenbaren die wechselvolle Geschichte der Räume. Während die groben, nun wieder sichtbaren Holzbalken der Decke in frischem Weiß erstrahlen, offenbart der Fußboden nunmehr seine dekorativen Muster und kräftigen Farben. „Die Fliesen des Hauses sind typisch für die Architektur Barcelonas. Allerdings überdeckten viele Besitzer sie in den späten siebziger Jahren mit neuen Bodenbelägen“, so die Architekten. 

Frischer Wind in alten Mauern
Die unterschiedlichen Dekore verraten auch, wie kleinteilig die Räume einst waren. Die Architekten legten jedoch viel Wert auf Transparenz – ein Konzept, das sich in einem Land wie Spanien schon wegen der warmen Temperaturen anbietet – und entfernten alle unnötigen Wände. Alle Zimmer – vom Flur über die Küche bis hin zum Schlaf- und Badezimmer – gehen so fließend ineinander über, ohne dass man auch nur eine einzige Tür passieren müsste. Während große Flügeltüren viel frische Luft herein lassen, kann diese im Inneren nun frei zirkulieren. Gleichzeitig wird das gesamte Apartment gleichmäßig auf natürliche Weise belichtet.

Geschickt gerastert
Dabei stehen der freien Luftzirkulation noch nicht einmal Möbel im Weg. Im Bereich des Badezimmers integrierten die Architekten ein schlichtes Metallregal, dessen Rückwand aus einem filigranen Gitternetz besteht. So nimmt es sich nicht nur optisch zurück und lässt den Raum größer erscheinen. Über dem Waschtisch von der Decke hängend, spart es auch Platz. Ähnlich funktional ist eine Kleiderstange, die gleichzeitig als Beleuchtung fungiert. Zusammen mit der Schiebetür und dem hängenden Regal entwickelten die Architekten ein zusammenhängendes, deckennahes Gefüge aus Metallstangen, wie man es sonst vornehmlich in Fabrikhallen vorfindet. Hier hat es jedoch nicht nur praktische Aufgaben, sondern verleiht dem Raum auch eine merkliche Gliederung: „Da die Struktur des Gebäudes sehr unregelmäßig ist, integrierten wir lineare Elemente, die einen Kontrast erzeugen und den Raum optisch ordnen“, begründen die Architekten die Einbauten.

Katalanische Erfrischung
Sonst verzichteten sie weitgehend auf Mobiliar. „Als wir die falsche Decke und die Wandfliesen entfernt hatten, fügten wir dem Apartment bewusst keine dekorativen Elemente mehr hinzu“, so Nook Architects. Auf diese Weise lenken sie die Aufmerksamkeit auf die historischen Elemente des Wohnraums. Nur partiell kommt in jedem der Räume ein dezentes Blaugrün für die Wände zum Einsatz und lediglich im Wohnraum hängt ein Vorgang, der die strenge Geometrie der Architektur etwas auflöst. Doch trotz der wenigen gestalterischen Mittel und des kühlen Industrial Look gelingt es den Architekten eine wohnlich-legere Atmosphäre zu schaffen. Sie geben den historischen Elementen des Hauses den Vorrang und betonen diese gekonnt mit farblichen Akzenten. So nimmt etwa das Blaugrün der Wand die Farben der Fliesen auf oder kontrastiert sie. Das Ergebnis ist eine harmonische, klare Atmosphäre, die an heißen Tagen für einen veritablen Frischekick sorgt.  


Facebook Twitter Pinterest LinkedIn Mail
Links

Nook Architects

Projektarchitekten

www.nookarchitects.com

Mehr Projekte

Duale Spirale

Neuer Bershka-Shop von OMA in Mailand

Neuer Bershka-Shop von OMA in Mailand

Effizienter Holzbaukasten

Büroneubau in Oslo mit durchdachter Lichtplanung

Büroneubau in Oslo mit durchdachter Lichtplanung

Nachhaltig, individuell, vernetzt

Die neuen Lichtlösungen für moderne Arbeitswelten von TRILUX

Die neuen Lichtlösungen für moderne Arbeitswelten von TRILUX

Kulturelle Schnittstelle

Neue Showrooms von JUNG in Europa und Asien

Neue Showrooms von JUNG in Europa und Asien

Schaufenster fürs Licht

Neues Studio der Lichtmanufaktur PSLab in Berlin

Neues Studio der Lichtmanufaktur PSLab in Berlin

Licht im Gewölbe

Apartmentumbau in Valencia von Balzar Arquitectos

Apartmentumbau in Valencia von Balzar Arquitectos

Atmosphärisch und funktional

Lichtkonzept für das Berliner Spore Haus von Licht Kunst Licht

Lichtkonzept für das Berliner Spore Haus von Licht Kunst Licht

Leuchtende Architektur

RHO gestaltet einen flexiblen Eventspace in Berlin

RHO gestaltet einen flexiblen Eventspace in Berlin

Sprechende Wände

Paul Smith blickt auf das Werk von Pablo Picasso

Paul Smith blickt auf das Werk von Pablo Picasso

Belebter Backstein

Mehrfamilienhaus in ehemaliger Textilfabrik in Melbourne

Mehrfamilienhaus in ehemaliger Textilfabrik in Melbourne

Baumhaus am Hang

Balmy Palmy House von CplusC Architectural Workshop in Australien

Balmy Palmy House von CplusC Architectural Workshop in Australien

Der Periskop-Effekt

Hausumbau von Architecture Architecture in Melbourne

Hausumbau von Architecture Architecture in Melbourne

Shoppen im Wattebausch

Neue Jacquemus-Boutiquen von AMO in Paris und London

Neue Jacquemus-Boutiquen von AMO in Paris und London

Tanz in der Luft

Café Constance in Montreal von Atelier Zébulon Perron

Café Constance in Montreal von Atelier Zébulon Perron

Explosion der Farben

Der Frankfurter Nachtclub Fortuna Irgendwo

Der Frankfurter Nachtclub Fortuna Irgendwo

Heim aus Holz

Neubau eines Wohnhauses von Russell Jones in London

Neubau eines Wohnhauses von Russell Jones in London

Schwimmendes Smart Home

Modernes Yachtdesign mit intelligenter KNX-Technik von JUNG

Modernes Yachtdesign mit intelligenter KNX-Technik von JUNG

Ins rechte Licht gerückt

Medienfassade erleuchtet nachhaltige Landstromanlage am Port of Kiel

Medienfassade erleuchtet nachhaltige Landstromanlage am Port of Kiel

Hommage ans Licht

Haus des kanadischen Architekten Omar Gandhi in Halifax

Haus des kanadischen Architekten Omar Gandhi in Halifax

Polychrome Praxis

12:43 Architekten gestalten Behandlungsräume in Le Corbusier-Farben

12:43 Architekten gestalten Behandlungsräume in Le Corbusier-Farben

Um die Bäume gebaut

Schwebender Anbau in Montreal von TBA

Schwebender Anbau in Montreal von TBA

Louise in Lissabon

Im Restaurant von DC.AD trifft Art déco auf Neonlicht

Im Restaurant von DC.AD trifft Art déco auf Neonlicht

Haus der Lichtringe

Maßgeschneiderte Beleuchtungslösungen im CSSB in Hamburg

Maßgeschneiderte Beleuchtungslösungen im CSSB in Hamburg

Helle Hightech-Forscherwelt

Beleuchtung des Biozentrums Basel von Licht Kunst Licht

Beleuchtung des Biozentrums Basel von Licht Kunst Licht

Kubus aus Kalkstein

Erweiterung des Kunsthauses Zürich von David Chipperfield Architects Berlin

Erweiterung des Kunsthauses Zürich von David Chipperfield Architects Berlin

Das Laternen-Loft

Familiendomizil in Montreal von Future Simple Studio

Familiendomizil in Montreal von Future Simple Studio

Architekturikone in neuem Licht

Denkmalgerechte Beleuchtung der Neuen Nationalgalerie von Arup

Denkmalgerechte Beleuchtung der Neuen Nationalgalerie von Arup

Vermeers Backstube

Brotmanufaktur Aera von Gonzalez Haase AAS in Berlin

Brotmanufaktur Aera von Gonzalez Haase AAS in Berlin

Multifunktionales Minihaus

Smart wohnen auf 35 Quadratmetern

Smart wohnen auf 35 Quadratmetern

Mehr Raum auf kleiner Fläche

Umbau eines Mikroapartments in Cascais

Umbau eines Mikroapartments in Cascais