Zuhause im Eissalon
Frostige Farben und lichte Weite im Zentrum von Barcelona.
Abgehängte Decken, doppelte Böden und zugekleisterte Wände: Das Team von Nook Architects befreite ein altes Gebäude im Zentrum Barcelonas von beengenden Mauern und unnötigem Mobiliar. Das Ergebnis: ein zeitgemäßes Apartment, das – dank frischem Farbkonzept und luftiger Aufteilung – endlich wieder atmen kann.
Casa Roc und Twin House – so heißen zwei Apartments in einem Altbau im Gotischen Viertel von Barcelona, die Nook Architects in den letzten zwei Jahren umgestaltet haben. In beiden Projekten bewiesen die Architekten viel Fingerspitzengefühl, sowohl im Umgang mit der historischen Bausubstanz als auch mit ungewöhnlichen Materialkombination. Gerade bekamen sie den dritten Auftrag, denn auch die letzte renovierungsbedürftige Wohneinheit namens Roc3 sollte in ein dezentes wie funktionales Interior verwandelt werden – und gleichzeitig seinen historischen Charme offenbaren. Indem die spanischen Architekten ihre Erfahrungen aus den Vorgängerprojekten nutzen, gelang ihnen ein Umbau mit ganz eigenem Charakter.
Architektonische Essenzen
Als „Rohdiamanten“ beschreiben die Architekten die Wohnung vor ihrer Modernisierung, deren verborgene Schätze erst einmal freigelegt werden mussten: Die Oberflächen der Wände wurden Schicht für Schicht abgetragen. Nur partiell gestrichen, sind jetzt die unterschiedlich gefärbten Putzschichten zu sehen und offenbaren die wechselvolle Geschichte der Räume. Während die groben, nun wieder sichtbaren Holzbalken der Decke in frischem Weiß erstrahlen, offenbart der Fußboden nunmehr seine dekorativen Muster und kräftigen Farben. „Die Fliesen des Hauses sind typisch für die Architektur Barcelonas. Allerdings überdeckten viele Besitzer sie in den späten siebziger Jahren mit neuen Bodenbelägen“, so die Architekten.
Frischer Wind in alten Mauern
Die unterschiedlichen Dekore verraten auch, wie kleinteilig die Räume einst waren. Die Architekten legten jedoch viel Wert auf Transparenz – ein Konzept, das sich in einem Land wie Spanien schon wegen der warmen Temperaturen anbietet – und entfernten alle unnötigen Wände. Alle Zimmer – vom Flur über die Küche bis hin zum Schlaf- und Badezimmer – gehen so fließend ineinander über, ohne dass man auch nur eine einzige Tür passieren müsste. Während große Flügeltüren viel frische Luft herein lassen, kann diese im Inneren nun frei zirkulieren. Gleichzeitig wird das gesamte Apartment gleichmäßig auf natürliche Weise belichtet.
Geschickt gerastert
Dabei stehen der freien Luftzirkulation noch nicht einmal Möbel im Weg. Im Bereich des Badezimmers integrierten die Architekten ein schlichtes Metallregal, dessen Rückwand aus einem filigranen Gitternetz besteht. So nimmt es sich nicht nur optisch zurück und lässt den Raum größer erscheinen. Über dem Waschtisch von der Decke hängend, spart es auch Platz. Ähnlich funktional ist eine Kleiderstange, die gleichzeitig als Beleuchtung fungiert. Zusammen mit der Schiebetür und dem hängenden Regal entwickelten die Architekten ein zusammenhängendes, deckennahes Gefüge aus Metallstangen, wie man es sonst vornehmlich in Fabrikhallen vorfindet. Hier hat es jedoch nicht nur praktische Aufgaben, sondern verleiht dem Raum auch eine merkliche Gliederung: „Da die Struktur des Gebäudes sehr unregelmäßig ist, integrierten wir lineare Elemente, die einen Kontrast erzeugen und den Raum optisch ordnen“, begründen die Architekten die Einbauten.
Katalanische Erfrischung
Sonst verzichteten sie weitgehend auf Mobiliar. „Als wir die falsche Decke und die Wandfliesen entfernt hatten, fügten wir dem Apartment bewusst keine dekorativen Elemente mehr hinzu“, so Nook Architects. Auf diese Weise lenken sie die Aufmerksamkeit auf die historischen Elemente des Wohnraums. Nur partiell kommt in jedem der Räume ein dezentes Blaugrün für die Wände zum Einsatz und lediglich im Wohnraum hängt ein Vorgang, der die strenge Geometrie der Architektur etwas auflöst. Doch trotz der wenigen gestalterischen Mittel und des kühlen Industrial Look gelingt es den Architekten eine wohnlich-legere Atmosphäre zu schaffen. Sie geben den historischen Elementen des Hauses den Vorrang und betonen diese gekonnt mit farblichen Akzenten. So nimmt etwa das Blaugrün der Wand die Farben der Fliesen auf oder kontrastiert sie. Das Ergebnis ist eine harmonische, klare Atmosphäre, die an heißen Tagen für einen veritablen Frischekick sorgt.
FOTOGRAFIE Nieve - Productora Audiovisual Barcelona
Nieve - Productora Audiovisual Barcelona