Stories

Daniel Rybakken: Lichte Momente

Flüchtiges Medium, dauerhafte Illusionen: ein Porträt des Lichtdesigners Daniel Rybakken.

von Judith Jenner, 04.03.2014

Der Norweger Daniel Rybakken bringt mit seinen Installationen Licht ins Dunkel. Aber auch raffinierte Leuchten gehören zum Repertoire des 1984 geborenen Lichtdesigners. Neue Arbeiten zeigt der Meister der Lichtillusion zu den bevorstehenden Messen Light & Building in Frankfurt und Salone del Mobile in Mailand.

Es will nicht so richtig hell werden an diesem Wintertag in Oslo. Dicke Schneeflocken fallen, und die ganze Stadt wirkt wie in Watte gepackt. Die norwegischen Botschaften haben Journalisten aus Deutschland, England und Frankreich eingeladen, sich Daniel Rybakkens Ausstellung im Norwegischen Design- und Architekturzentrum (DogA) anzusehen. Angesichts des trüben Wetters und der langen Winter in Norwegen ist es verständlich, dass sich der junge Designer mit Licht beschäftigt - am liebsten mit Tageslicht.

Fallstudien im Elternhaus
„Meine ersten Experimente mit Licht habe ich in einem Raum im Haus meiner Mutter in Oslo gemacht“, sagt er und zeigt ein Foto eines leeren Zimmers, durch dessen weißen Vorhang das Licht von außen einzufallen scheint. Mit Leuchtstoffröhren hinter der Gardine konnte er die Illusion von Tageslicht erzeugen. Daraus ergab sich eines seiner ersten Projekte, das Daniel Rybakken zum Salone Satellite in Mailand zeigte. Daylight Comes Sideways (2007) ist ein LED-Panel, das die Illusion von Tageslicht erzeugt, indem es sich bewegende Schattenbilder darstellt. Dadurch sieht es aus wie ein Fenster, und der Betrachter meint, Bewegungen draußen wahrzunehmen.

Lichtflecke als Markenzeichen
2008 zog Rybakken wieder die Aufmerksamkeit auf sich, diesmal mit einem Tisch. Das heißt, eigentlich spielte das Möbel eine Nebenrolle. Viel wichtiger war der Lichtfleck darunter, der von einem Projektor auf den Boden geworfen wurde. Subconcious Effect of Daylight heißt das Projekt, das sich auch aus den Experimenten in Daniel Rybakkens Elternhaus ableitete. Problematisch war allerdings der hohe Energieverbrauch des Projektors. „Ich wollte daher das Licht auf das Material bannen, wusste aber lange nicht wie“, sagt Daniel Rybakken.

Natürliche Illusion

Als Leuchtmittel boten sich schließlich LEDs an, die – ganz eng nebeneinander installiert – eine Lichtfläche bilden können. Und als passendes Trägermaterial kam Corian infrage, denn der Mineralwerkstoff ist lichtdurchlässig. Daraus entwickelte Daniel Rybakken Surface Daylight, eine Art Lichtfleck an der Wand. Bei der Ausstellung Lightopia im Vitra Design Museums konnte man die Arbeit fast übersehen, so natürlich wirkte das vermeintliche Tageslicht. Dass seine Kunst auch im Außenbereich funktioniert, zeigte er mit seiner Installation Layers an der Fassade des Schwedischen Instituts in Paris.

Leicht zu übersehen
Mit einem ähnlichen Projekt, nur in einer viel größeren Dimension, stattete Daniel Rybakken den Eingangsbereich eines Bürogebäudes in Stockholm aus. Als er sich kürzlich noch einmal vergewissern wollte, wie es seinem Kunstwerk geht, zuckten die Büromitarbeiter nur die Achseln: Welches Kunstwerk? Die Lichtflecken wirken so beiläufig, dass sie kaum auffallen. Was andere Designer als Affront betrachten würden, sieht Daniel Rybakken als Kompliment an, beweist es doch, dass ihm die Imitation von natürlichem Licht gelungen ist.

Leuchten für Zuhause
Neben seinen konzeptuellen Werken entwirft der Vater einer fünf Monate alten Tochter in seinem Studio im schwedischen Göteborg inzwischen auch Leuchten für den Hausgebrauch. „Die meisten Leuchten, die ich in Mailand gesehen habe, sind Neuinterpretationen des herkömmlichen Lampenschirms“, sagt Daniel Rybakken. „Kunstlicht wird dabei eine andere Hülle gegeben. Das ist mir aber zu wenig.“ Der italienische Hersteller Luceplan brachte 2012 seine Wandleuchte Counterbalance heraus. Sie ragt weit in den Raum hinein und spielt mit den Gesetzen der Schwerkraft, indem sie ein Gegengewicht balanciert. Ein Jahr später, zur Euroluce 2013, erschien Ascent, eine Tischleuchte, deren Lichtintensität variiert, je nachdem, in welche Position man den Lampenschirm schiebt. Sie eignet sich nicht nur für private Räume: Im Göteborger Restaurant Koka steht auf jedem Tisch eine.

Neue Leuchten 2014
„Die Zusammenarbeit mit Luceplan läuft toll“, sagt Daniel Rybakken über seinen Auftraggeber. „Sie respektieren meine Arbeit bis zur Fertigstellung.“ Bei der bevorstehenden Light & Building in Frankfurt wird Daniel Rybakken am Stand von Luceplan mit einer neuen LED-Leuchte vertreten sein. In Mailand wird seine Leuchte Colours am Stand des deutschen Herstellers e15 präsentiert.

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Daniel Rybakken

www.danielrybakken.com

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