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EuroShop 2014: Boom in der Krise

Wie sieht die Zukunft des Ladenbaus aus? Die Messe EuroShop in Düsseldorf hatte Antworten.

von Tim Berge, 24.02.2014

Wie sieht der Supermarkt der Zukunft aus? Was ist eigentlich Multichannel-Handel? Und die wohl dringlichste Frage: Wie können Kunden dazu bewegt werden, ihre Produkte im Laden und nicht für ein paar Euro weniger im Internet zu kaufen? Antworten dazu versprach die Messe EuroShop 2014 – die weltweit größten Messe für Ladenmöblierung. Ein Rundgang zeigte, dass in Düsseldorf nicht nur der Karneval für gute Laune sorgen kann.  

Die Welt des Einzelhandels befindet sich im Umbau: Während immer mehr Kunden ihre Einkäufe online tätigen, ringt die Branche um neue Ideen und investiert in ihre Verkaufsflächen. Davon profitieren nicht nur Ladenbauer, Objekt- und Lichthersteller, sondern auch Architekten und Designer: kein Wunder also, dass sich unter die zahlreichen Aussteller der EuroShop 2014 auch der ein oder andere Gestalter mischte.

Der Kunde ist Kassierer
Äpfel, Tomaten und eine Packung Waschmittel rollen über ein Fließband unter einem Scanner hindurch, werden automatisch gewogen und gebongt – eine Kassiererin ist nicht zu sehen: Die Zukunft unserer Supermärkte und Geschäfte liegt dem Anschein nach zum Großteil in unseren eigenen Händen. Allerdings streng kontrolliert von neuen Technologien. Überhaupt wird die Schnittmenge aus analoger und digitaler Welt größer: Online kaufen, aber im Laden umtauschen, virtuelle Umkleidekabinen, Körperscanner in Kleider- und Schuhgeschäften oder das iPad als Verkaufsunterstützung beim Gang durch den Laden: Das sind die ersten Vorboten größerer Veränderungen im Einzelhandel.

Vorhang auf, Licht an!
Wohin man auf der Messe auch schaut, strahlen gut aussehende Lebensmittel wie hochpreisige Luxuswaren, riecht es nach frisch gebackenen Brötchen und warten Wohlfühlbereiche auf die laufmüden Besucher. Eine angenehme Kaufatmosphäre zu schaffen, scheint eine der Hauptaufgaben der Ladenbauplaner zu sein. So verwundert es auch nicht, dass gerade die Ausstellerzahlen im Beleuchtungssegment rasant ansteigen und eine eigene Lighting Designers’ Zone eingerichtet wurde. Neben kostensparenden LEDs geht es vor allem um die perfekte, fast bühnenreife Inszenierung von Produkten. Wie im Theaterraum wird das Allgemeinlicht zurückgefahren und die Ware wie ein Darsteller mittels präzise ausgerichteter Strahler in den Fokus gerückt. Besonders beeindrucken konnte dabei der italienische Leuchtenhersteller Flos, der mit seinem Mini-Spot Find Me und dem Lichtleisten-System The Running Magnet zeigte, das Beleuchtung im Einzelhandel auch ästhetisch anspruchsvoll sein kann.

Natur imitiert Natur
Ging es bei der letzten Ausgabe der EuroShop noch um das Thema Nachhaltigkeit, schien es in diesem Jahr auch bei der Optik vieler Oberflächen um einen Hauch Natürlichkeit zu gehen. Vorwerks Produktneuheit Re/cover green Parts, Cosentinos Dekton und Eco sowie die Fliesenneuheit Lodge von Villeroy & Boch vereinen ökologische oder recycelte Werkstoffe mit einem naturalistischen Erscheinungsbild. Dabei ist der Detailgenauigkeit der Materialimitate keine Grenze gesetzt: Bodenbeläge in dreidimensionaler Holzoptik, die auch schon mal Abnutzungsspuren aufweisen können, finden sich bei fast jedem Anbieter. Für die erste Parts-Kollektion und auch sein Standdesign holte sich Vorwerk den Hamburger Architekten Hadi Teherani mit ins Boot und setzte damit seine Zusammenarbeit mit bekannten Gestaltern fort: Gerhard Richter, Jeff Koons oder Zaha Hadid sind nur einige der Künstler, die Editionen für den Teppichhersteller entwickelt haben.

Die mit dem Rollkragenpullover
Ein weiteres Novum der EuroShop sind die vielen (Innen-)Architekten unter den Ausstellern, die sich mit Ladenaus- und Umbauten befassen. Auch hier zeigt sich, dass sich die Krise des Einzelhandels eher positiv auf die Ladenbau-Branche auswirkt: Die Investitionen in neue Gestaltung und Umbauten steigen. Neben großen Ständen einiger Big Player widmet sich die von der Messe eingerichtete Plattform Designer Village auch innovativeren Konzepten kleinerer Büros, wobei bei der Auswahl des Nachwuchses ein bisschen mehr Mut zum Risiko sicherlich gut getan hätte.

Ob sich die Euphorie unter den ausstellenden Firmen und Besuchern in den nächsten Jahren hält und eine funktionierende Mischung aus dem guten, alten Einzelhandel und den neue Technologien gelingt, bleibt abzuwarten. Von einer Krise wollte zur diesjährigen EuroShop jedenfalls niemand etwas wissen – Boom klingt ja auch viel besser.

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